Mainz – Gesundheitswissen und ein gesunder Lebensstil sollen in den Bildungs- und Lehrplänen von Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen verankert werden. Dafür wirbt die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz. Sie unterstützt damit die Forderung der Spitzenverbände des Gesundheitswesens und des Bundesgesundheitsministeriums, die sich kürzlich zu einer „Allianz für Gesundheitskompetenz“ zusammengeschlossen haben.
Ein gesunder Lebensstil – eingeübt schon im Kindes- und Jugendalter – kann zu einer besseren Gesundheit im späteren Leben führen und auch die schulischen Leistungen positiv beeinflussen. „Je früher wir Kindern eine gesunde Lebensweise vermitteln und sie dafür begeistern, desto besser. Kinder sollen die Zusammenhänge zwischen Lebensführung und Gesundheit besser verstehen und somit auch zu einer gesundheitsförderlichen Lebensführung motiviert werden“, fordert Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz.
„Lehrerinnen und Lehrer brauchen aber auch den Freiraum, Gesundheitsthemen in den Unterricht zu integrieren, ohne mit dem Lehrplan in Konflikt zu geraten.“ Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt die Landesärztekammer eine Reihe von Maßnahmen vor. So könnten gesundheitsrelevante Themen in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufgenommen werden. Denkbar seien auch ein projektbezogener Unterricht, eigene Unterrichtseinheiten zu gesundheitsrelevanten Themen sowie ein eigenes Schulfach „Gesundheit“. In einem Schreiben an die zuständigen Ministerien regt die Landesärztekammer eine gemeinsame Initiative an.
Die Landesärztekammer erklärt sich bereit, ihre Expertise bei der Entwicklung von Lehrprogrammen und -materialien zur Verfügung zu stellen und Ärzte als Referenten für die Lehrerausbildung, für Elternabende oder zur Unterstützung des Unterrichts zu vermitteln.
Viele Kinder bewegen sich viel zu wenig und ernähren sich oftmals falsch. Folge ist Übergewicht. Etwa ein Drittel der übergewichtigen Kinder sind der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) zufolge sogar adipös. Das entspricht etwa zwei Millionen übergewichtigen und 700.000 adipösen Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich der Anteil der übergewichtigen Kinder um 50 Prozent erhöht. Dabei sind sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche häufiger von starkem Übergewicht betroffen als andere. Außer einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit durch zunehmende gesundheitliche Schwierigkeiten und seelische Probleme stellt starkes Übergewicht auch einen ernsten Risikofaktor für Diabetes, Bluthochdruck und Gefäßverkalkung dar.
Auch der diesjährige Deutsche Ärztetag in Freiburg hat sich für eine frühzeitige Förderung der Gesundheit und gesundheitlicher Kompetenzen ausgesprochen und unter anderem gefordert, das Thema in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufzunehmen.