Mainz – Die Schule hat wieder angefangen. Neue Gesichter sind in den Klassen- und Lehrerzimmern zu sehen. Eines davon gehört Monika Bertram.
Sie bekleidet als Schulpfarrerin in der Gustav-Stresemann-Wirtschaftsschule Mainz (GSW) eine besondere Stelle im Schuldienst. Sie tritt die Nachfolge von Pfarrer Michael Stavenhagen an. Als Schulpfarrerin wird sie nicht nur Religion unterrichten, sondern auch als Seelsorgerin für die Nöte der 1000 SchülerInnen und 75 KollegInnen ein offenes Ohr haben.
Für viele Jugendliche ist Schule zu einem zentralen Lebensort geworden. Schule hat sich zeitlich ausgedehnt und ist längst mehr als nur ein reiner Lernort. Hier bildet sich in hohem Maße das Sozialverhalten und die Jugendlichen finden dort ihre Freunde. Probleme in den Familien, Leistungsdruck und alle die Sorgen junger Menschen machen nicht vor dem Schultor halt. Die Evangelische Kirche möchten daher Jugendliche in ihrem Lebensalltag begleiten und Unterstützung für ihr Leben anbieten. Monika Bertram ist eine von mehr als 150 Schulseelsorgern im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) – alleine in Mainz sind 15 Pfarrer in den unterschiedlichsten Schulformen im Einsatz. Mit diesem ausgeprägten Modell in der Zusammenarbeit von Schule und kirchlicher Seelsorge hat die EKHN eine Vorreiterrolle übernommen. Die SchulseelsorgerInnen werden nur auf Wunsch der Schulleitungen eingesetzt. Die Schulleitungen treten an die kirchlichen Schulämter heran und bewerben sich für dieses zusätzliche Angebot an ihrer Schule. Seit den 80er Jahren hat die EKHN dieses Konzept kontinuierlich ausgebaut.
Studiert hat Bertram in Berlin und Heidelberg und unterrichtete vier Jahre lang Religion in einem Internat an der Bergstraße, bevor sie in den Gemeindepfarrdienst im Dekanat Bergstraße wechselte. Nach der Geburt ihres Sohnes im letzten Jahr zog es die gebürtige Mainzerin wieder zurück in die Heimat. Mit einem Stellenumfang von 50 Prozent unterrichtet die 41jährige Religion an der GSW. Ihr ist es ein Anliegen religiöse Bildung auch an einer nichtkirchlichen Wirtschaftsschule einzubringen. „Dass Kirche an den Schulen präsent ist, ist enorm wichtig!“, erklärt sie, „Die jungen Menschen sind an einer Stelle im Leben, an der viele Fragen aufkommen. Wo stehe ich? Wo will ich hin? Wie kann ich meine Zukunft gestalten? Im Religionsunterricht und in der Seelsorge kann ich sie bei der Suche nach Antworten unterstützen und Dimensionen einbringen, die den Horizont erweitern.“ Im Unterricht geht es dabei um die klassischen Themen wie Gott, Bibel, andere Religionen und den Menschen. Doch auch Wirtschaftsethik findet im Lehrplan seinen Platz.
Dazu wird die Seelsorge auch einen großen Umfang an Arbeit einnehmen. Ein eigens eingerichteter Seelsorge-Raum bietet Schutz für vertrauliche Gespräche. Konfessionelle Grenzen kennt Bertram in ihrer Arbeit nicht.
„Ich möchte gerne Seelsorgerin für alle Menschen an der Schule sein“,
erläutert die Theologin ihr Selbstverständnis,
„Gerade für Schülerinnen ist es gut, wenn ich – neben dem Schulsozialarbeiter – als Frau Gespräche anbiete.“
Zusammen mit den Lehrerkollegen und der Schulsozialarbeit wird Bertram auch Aktivitäten wie das gemeinsame Schüler-Lehrer-Frühstück zum Schuljahresbeginn „Breakfast at Stresemann“ oder Andachten gestalten.
„Ich treffe hier auf eine sehr offene Schulleitung und ein offenes Kollegium“,
freut sich Bertram,
„In der Schule wird viel Wert auf ein gutes Miteinander gelegt. In der hier herrschenden multikulturellen Vielfalt soll jeder gesehen und gehört werden.“
Besonders am Herzen liegt ihr auch die Weiterführung der fairtrade-Gruppe. Die GSW wurde im Frühjahr als die erste Mainzer berufsbildende Schule als „fairtrade-School“ ausgezeichnet.