Rastatt – Die Deutsche Bahn und die bauausführenden Firmen der Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt haben heute in Karlsruhe zum Zeitplan der Wiederinbetriebnahme der Rheintalbahn informiert.
Nach eingehender Prüfung aller möglichen Bauverfahren zur Sicherung der Tunnelbaumaßnahme und Reparatur des Streckenabschnitts haben die Arbeitsgemeinschaft und die DB den 7. Oktober als Termin vereinbart. In dem insgesamt 160 Meter langen Bauabschnitt werden in den nächsten Wochen umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Neben der Verfüllung im Tunnel müssen auf 150 Metern Oberleitungen demontiert, Gleise, Schwellen und Schotter ausgebaut sowie Vorbereitungen für eine ca. 120 Meter lange und einen Meter dicke Betonplatte getroffen werden. Diese soll den Baugrund gegen Lasten von oben statisch stabilisieren und als Grundlage für die neuen Gleise dienen. Allein dafür hat die Arbeitsgemeinschaft drei Wochen Bauzeit rund um die Uhr einkalkuliert. Erst anschließend können die Gleise wieder hergestellt werden.
„Als Deutsche Bahn haben wir uns einen deutlich kürzeren Zeitplan vorgestellt. Doch die Tunnelsicherung und der sichere Betrieb auf der Rheintalbahn stehen ganz klar im Vordergrund“, sagte Prof. Dr. Dirk Rompf, Vorstand Großprojekte bei der DB Netz AG. „Wir sind überzeugt, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Wir wollen, dass der Personen- und Güterverkehr auf dieser stark frequentierten Strecke wieder rollen kann.“
Klaus Pöllath betont seitens der ARGE Tunnel Rastatt; „Angesichts der Komplexität des Sachverhalts und der Dringlichkeit der Strecken-Inbetriebnahme sind wir erleichtert, gemeinsam mit der Bahn diese solide und dennoch zügige Vorgehensweise erarbeitet zu haben.“
Am Mittag des 12. August war es bei den Vortriebsarbeiten für den Bau für den neuen Tunnel Rastatt (Aus- und Neubau-Strecke Karlsruhe–Basel) zu einem Einbruch von Wasser und Erdmassen gekommen. Der Oberbau senkte sich ab und die Gleise der darüber liegenden Rheintalbahn verformten sich. Seitdem ist der Streckenabschnitt im Rheintal gesperrt.
Die beschädigte Tunnelröhre ist inzwischen stabilisiert. Dafür wurde hinter dem Tunnelbohrer ein Pfropfen aus Beton in die Röhre eingebracht, um den rund 4.000 Meter langen intakten Tunnel von der Schadensstelle zu trennen. Der Teil bis zum Schneidrad der Bohrmaschine wird mit Beton verfüllt.
Als nächster Schritt sollen Gleise, Schotter sowie der Gleisunterbau im Bereich der Schadensstelle abgebaut werden.
Anschließend wird in dem Bereich die lastverteilende Betonplatte in den Boden eingebracht, die den beschädigten Tunnelteil und den Baugrund stabilisiert. Auf die Platte werden nach deren Fertigstellung und vollständigen Aushärtung des Betons die Gleise wieder aufgebaut.
Für den Personenverkehr gilt: Um die Auswirkungen für die Kunden zu mildern, hat sich der Personenverkehr zusammen mit dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) zu folgenden zusätzlichen Kulanzmaßnahmen entschieden: Die Abonnenten von Zeitkarten im Nah- und Fernverkehr erhalten für die Dauer der Sperrung eine 50prozentige Entschädigung.
Die DB wird in den kommenden Tagen aktiv auf alle Fernverkehrskunden mit Wohnorten in den betroffenen Regionen zugehen. DB-Kunden, die außerhalb der Region wohnen aber ebenfalls als tägliche Pendler betroffen sind, melden sich bitte im Abocenter (0180 6 011 066) oder im Comfort-Service (Bahncard100-Kunden). Verbundkunden wenden sich bitte direkt an den KVV.
Um unseren Kunden wieder Planungssicherheit zu geben, wird der Fahrplan ab dem 22. August schrittweise aktualisiert. Für die zum aktualisierten Fahrplan erworbenen Fahrkarten gelten wieder die üblichen Umtausch- und Erstattungsregelungen sowie die Fahrgastrechte. Selbstverständlich werden die bis zum 22. August erworbenen Fahrkarten im Schienenersatzverkehr und auf den Umleitungs- oder Umfahrungsstrecken anerkannt, eventuelle Zugbindungen sind aufgehoben. Wenn die Kunden aufgrund der geänderten Fahrtzeiten ihre geplante Reise nicht mehr antreten möchten, können sie vor dem 22. August erworbene Fahrkarten kostenfrei umtauschen oder sich erstatten lassen. Kunden werden gebeten, sich rechtzeitig vor Beginn der Reise zu informieren.
Das seit dem 13. August geltende Fahrplankonzept für den Personenverkehr hat sich indes bewährt. Reisende steigen in Rastatt bzw. Baden-Baden in Ersatzbusse um, die im direkten Anschlussverkehr von 5:15 Uhr bis 0:15 Uhr laufend verkehren. Die Busse fahren im Schnitt alle 5-10 Minuten. Danach bestehen stündliche Anschlussmöglichkeiten im Fernverkehr in beide Richtungen. Aufgrund der Streckenunterbrechung müssen Fahrgäste auf diesem Abschnitt mit Reisezeitverlängerungen von planmäßig einer Stunde rechnen, bei zusätzlich auftretenden Störungen der Betriebslage sind auch größere Verzögerungen möglich.
Die DB wird dieses Fahrplankonzept mit einem hochfrequenten Busersatzverkehr zwischen Rastatt und Baden-Baden im Grundsatz auch nach Ferienende in Baden-Württemberg ab 11. September fortsetzen, derzeit laufen bundesweit Abfragen zur Sicherstellung der Buskapazität. Darüber hinaus prüfen wir nach Beendigung der Sperrung der Gäubahn derzeit gemeinsam mit der SBB eine Verstärkung der Wagenkapazität auf den Fernverkehrslinien zwischen Stuttgart und Zürich.
Für den Güterverkehr hat die DB diverse Entlastungsmaßnahmen eingeleitet. Die Neckar-Alb-Bahn (Horb–Tübingen–Reutlingen–Plochingen) wird bereits als Umleitungsstrecke für Güterzüge genutzt. Zusätzlich verkürzt die DB Netz AG Baustellen auf möglichen Ausweichstrecken oder verschiebt diese auf einen späteren Zeitpunkt. Damit werden Kapazitäten und alternative Trassen für die Ersatzverkehre geschaffen.
Die derzeit laufende Baustelle auf der Gäubahn wird darüber hinaus um eine Woche auf den 5. September verkürzt. Dadurch kann der Güterverkehr, der bisher auf die Neckar-Alb Bahn umgeleitet wird, auf der Gäubahn verkehren. Die Einschränkungen des Nahverkehrs auf der Neckar-Alb-Bahn können dann ab dem 6. September wieder zurückgenommen werden. Zur intensiven Koordinierung hat die DB Netz AG eine so genannte Trassenkonferenz eingerichtet, um Eisenbahnverkehrsunternehmen jeweils aktuell zu informieren und sich auszutauschen. Prof. Dr. Dirk Rompf: „Uns ist bewusst, dass die Kapazitäten auf den Umleitungsstrecken knapp sind und das die Schienengüterverkehrsunternehmen vor große Herausforderungen stellt. Hier unterstützen wir intensiv.“
Auch DB Cargo stellt in enger Abstimmung mit den Kunden sicher, dass Transporte für wichtige Industriebereiche in Süddeutschland, Italien und der Schweiz fahren können. Dazu gehören neben der Versorgung mit Grundstoffen für die chemische Industrie unter anderem Stahlwerke, die Mineralölbranche und Papier verarbeitende Industrien. Versorgungsrelevante Züge werden prioritär behandelt.