Kaiserslautern – Eines der wichtigsten Ziele der Hochschule (HS) Kaiserslautern ist es, ihre Studierenden intensiv an aktuellen Forschungsaktivitäten und -projekten zu beteiligen und auf diese Weise Anwendungs- und Praxisbezug des Studiums unmittelbar erfahrbar zu machen.
Mit der Abschlussveranstaltung des internationalen Studierendenwettbewerbs „SensUs“ erwartet Studierende des Zweibrücker Fachbereichs Informatik und Mikrosystemtechnik Anfang September ein besonderes Highlight „Angewandter Forschung“ und ein Event von Weltformat noch dazu.
SensUs ist ein Wettbewerb von Studierenden für Studierende, der 2016 ins Leben gerufen wurde und dessen Ziel es ist, die Entwicklung molekularer Sensorsysteme für die personalisierte Medizin der Zukunft mehr in den Fokus zu rücken und anzuregen. In diesem Jahr treten zehn interdisziplinäre Studierendenteams von drei verschiedenen Kontinenten gegeneinander mit der komplexen Aufgabenstellung an, ein Biomedizinisches System als tragbaren Demonstrator herzustellen. Das Forschungs- und Arbeitsergebnis wird im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am 8. und 9. September an der Technischen Universität Eindhoven in den Niederlanden feierlich präsentiert, bewertet und prämiert.
Den Anstoß zur Teilnahme an SensUs erhielt Prof. Dr. Sven Ingebrandt, Experte für Biomedizinische Messtechnik an der HS Kaiserslautern, im letzten Jahr beim Vortrag eines Kollegen bei der Fachkonferenz „Biosensors“ in Göteborg.
„Ich war sofort begeistert von der Wettbewerbsidee, nicht zuletzt deshalb, weil das Projekt thematisch ideal die Schnittstelle unserer beiden Masterstudiengänge Applied Life Sciences und Micro Systems and Nano Technologies trifft“,
beschreibt Ingebrandt seine spontane Motivation. Mit Unterstützung seines Fachbereichs reichte er die Bewerbung auf einen der begehrten Teilnehmerplätze ein und hatte damit außerordentlichen Erfolg: Schlussendlich ist die HS Kaiserslautern im laufenden Wettbewerb nämlich die einzige Hochschule aus Deutschland, die sich der international namhaften Konkurrenz stellt, wie z.B. dem Imperial College aus London, der North Carolina State University oder der École Polytechnique Fédérale de Lausanne.
Nachdem die Teilnahme gesichert war und der Funke der Begeisterung auch auf die Studierenden der betreffenden Zweibrücker Masterstudiengänge übergesprungen war, konnte Ende 2016 das neunköpfige Projektteam „SensAble“ zusammengestellt werden, das dann auch unverzüglich die Arbeit aufnahm. Seither wurde in zahllosen Meetings und Arbeitseinheiten intensiv an der Konzeptionierung und der Umsetzung des Biosensorischen Systems getüftelt.
„Dabei wurde nicht nur darauf Wert gelegt, vorhandene technische Lösungen zu einem funktionsfähigen System zu vereinigen, sondern wir wollten besonders auch möglichst viele innovative Aspekte in unserem Projekt sinnvoll integriert wissen“,
beschreibt Benjamin Heidt, Masterstudent im Studiengang Applied Life Sciences, einen speziellen Anspruch von SensAble.
Bei der Projektarbeit wurde in der Hauptsache auf die Ressourcen und die Expertise des HS-Standortes Zweibrücken zurückgegriffen, wobei für den bisherigen Projektverlauf gewiss auch die finanzielle Förderung der teilnehmenden Hochschulen durch die EU-Initiative „EIT Health“ förderlich war: Mit den fast 25.000 Euro, die auf die HS Kaiserslautern entfielen, konnten kleinere ergänzende Geräte und Verbrauchsmaterialien angeschafft werden und auch die Reisekosten von SensAble nach Eindhoven sind damit gedeckt. Dass mit Prof. Dr. Konrad Wolf der langjährige Präsident der Hochschule Kaiserslautern und nunmehrige Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz als Schirmherr für das Zweibrücker Team gewonnen werden konnte, ist sicherlich ein zusätzlicher Ansporn für die Studentinnen und Studenten.
Prof. Dr. Sven Ingebrandt, der gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Doktoranden das Projekt wissenschaftlich betreut, zeigt sich beeindruckt vom Engagement und der Arbeitsweise des studentischen Teams.
„Teilweise konnte das Projekt zwar mit den verpflichtenden Projektarbeiten, die in den Lehrplänen der beiden Masterstudiengänge vorgesehen sind, verknüpft werden. Der Arbeitsaufwand und der Zeiteinsatz der Studierenden sind aber deutlich höher, als von der Prüfungsordnung als Mindestleistung genannt“.
Dass die Studierenden, die sich größtenteils bereits über halb Europa verstreut Ihren Masterarbeiten widmen, extra zur Abschlussveranstaltung noch einmal zusammenkommen, unterstreicht sicherlich auch den überdurchschnittlichen studentischen Einsatz und außergewöhnlichen Team-Spirit.
Bevor es nun mit neun Studierenden und drei Betreuern nach Eindhoven geht, sind noch letzte Feinjustierungen am SensAble-System, das einen Chip mit einer Mikrofluidik, einer Ausleseelektronik und einer Auslesesoftware verbindet, vorzunehmen und natürlich ist die Präsentation abschließend und möglichst spektakulär vorzubereiten.
„Da die zu detektierenden Krankheitsmarker für alle Teilnehmer gleich sind, wird es im Wettbewerb besonders interessant sein, mit welchen Herangehensweisen und Messprinzipen die einzelnen Gruppen Lösungen erarbeitet haben“,
beschreibt Professor Ingebrandt einen besonders spannenden Aspekt des Wettbewerbs.
„Natürlich freuen wir uns darauf, unser Arbeitsergebnis zu präsentieren und besonders auch auf den fachlichen und persönlichen Austausch mit unseren Kommilitoninnen aus der ganz Welt“,
ergänzt Benjamin Heidt.
Fantastisch wäre es natürlich, wenn SensAble mit seinem Endprodukt einen der ausgelobten Preise für die Funktionstauglichkeit des konstruierten Systems, die Kreativität der Problemlösung oder die Qualität der Präsentation gewinnen würde. Aber nach Ansicht der teilnehmenden Studierenden und deren Betreuer war allein schon die Teilnahme an diesem „Weltklasse-Wettbewerb“ und die intensive Teamarbeit auf fachlich höchstem Niveau ein Gewinn an sich:
„Sich als kleine Fachhochschule und noch dazu als einziger deutscher Vertreter mit diesen ‚Weltklasse-Universitäten‘ messen zu können, ist allein schon Erfolg genug und natürlich auch eine außergewöhnliche Chance für unsere Studierenden und unsere Hochschule, sich im internationalem Kontext zu präsentieren“,
bringt es Prof. Dr. Ingebrandt auf den Punkt.