Bruchsal – Es ist im Leben wie im Monopoly-Spiel: Aus freien Stücken geht kaum jemand freiwillig ins Gefängnis. Eine Ausnahme bilden die ehrenamtlichen Mitarbeiter des SKM, ein Fachverband der Caritas. Der soziale Verein hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Straffällige zu begleiten.
„Das ist ein wichtiger Bestandteil des Strafvollzugs“, sagt Thomas Weber, seit einem Jahr Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bruchsal. Zwar gibt es auch von staatlicher Seite Freizeitgruppen, in denen beispielsweise gemalt oder gebastelt wird, doch Weber sieht in der ehrenamtlichen Tätigkeit klare Vorteile: Menschen von außen kommen in ein geschlossenes System, bringen Abwechslung und eigene Sichtweisen mit. „Gerade bei lange Inhaftierten sind wir oft der einzige Kontakt, der nichts in die Akte schreibt“, sagt Petra Schaab, Geschäftsführerin des SKM Bruchsal.
Die Voraussetzungen für die Tätigkeit sind überschaubar: man muss mindestens 21 Jahre alt sein, nicht verwandt sein mit einem Gefangenen, ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge vorweisen können sowie ein Einführungskurs, wie er am 23. und 24. September angeboten wird. Der Kurs ist kostenlos und unverbindlich, er soll auch eine Entscheidungshilfe sein, in dem man mit dem System Gefängnis erst einmal vertraut wird. „Damit hat man noch kein Ticket gelöst“, sagt Klaus Thiemann, der Vorsitzende de SKM. Der pensionierte Kriminaloberkommissar leitet beispielsweise eine Modellbahngruppe, in der neben Inhaftierten auch Beamte eifrig mitbasteln. Des weiteren gibt es Gruppen für Brettsiele, Kochen, Yoga – oder was immer die ehrenamtlichen Mitarbeiter anbieten wollen. Besonders gesucht ist etwa Verstärkung in der Gruppe „Deutschtraining für Ausländer“ – wobei nicht einmal speziell Unterricht gemeint ist, sondern einfach die Gelegenheit gegeben werden soll, sich auf Deutsch zu unterhalten und Kenntnisse zu vertiefen. Auch spezielle Angebote für über 60-Jährige werden zunehmend gefragt, was den vielen langen Haftstrafen geschuldet ist.
„Warum machst du sowas?“, wurde beispielsweise schon Friedlinde Herceg gefragt, die sich seit eineinhalb Jahren in einer Gruppe sowie einer Einzelbetreuung engagiert. Sie will ihre Zeit sinnvoll nutzen und spricht von bewegenden Momenten, etwa beim Vater-Kind-Tag in der Sporthalle, aber auch von Momenten, in denen einfach Zuhören gefragt ist. Für Thomas Weber sind die Kontakte von außen auch ein wichtiger Schritt zur Resozialisierung: „Viele bedenken nicht, dass die meisten Haftstrafen irgendwann abgesessen sind. Die Gefangenen von heute sind die Nachbarn von morgen.“
Termin
Der nächste Einführungskurs zur Straffälligenhilfe findet am 23. bis 24. September um 9.30 Uhr beim SKM Bruchsal (Söternstraße 5) statt. Anmeldung bei Petra Schaab unter (07251)5056812 oder info@skm-bruchsal.de. Internet: www.skm-bruchsal.de