Darmstadt – Den „Internationalen Tag der Ersten Hilfe“ am 9. September und seine Bedeutung für die Menschen füllte das DRK Darmstadt mit einem Stand samt Rettungswagen und medizinischen Demonstrationen auf dem Luisenplatz mit Leben. Mit dabei waren Schülerinnen und Schüler der Viktoriaschule (VIKO) und der Stadtteilschule Arheilgen, die den Schulsanitätsdienst an ihren Schulen vorstellten.
„Die Jugendlichen sorgen als Schulsanitäter bei Schulfesten, Ausflügen und an ganz normalen Schultagen für Sicherheit und helfen ihren Mitschülern in Notfällen. Sie sind fit in Erster Hilfe und wissen, wie man beispielsweise die stabile Seitenlage ausführt. Sie sind bei Unfällen als erste zur Stelle. Dies erfordert Wissen, Einfühlungsvermögen, Selbstbewusstsein und Teamarbeit“, erläutert Cornelia Hartmann (37) Koordinatorin für den Schulsanitätsdienst beim DRK Darmstadt.
Schulsanitätsdienst an der VIKO
Luca (16) besucht die E-Phase (10. Klasse) der VIKO und ist der Sprecher der Schüler, die hier beim Schulsanitätsdienst mitmachen, wie er am Stand erklärt. Er selbst ist beim DRK und DLRG engagiert und hat dort verschiedene Erste-Hilfe-Kurse und einen Kurs zum Sanitätshelfer (San A) absolviert. In den wöchentlichen Gruppenstunden werden Referate gehalten und „realistische Falldarstellungen“ aufbereitet wie z. B. die Benutzung von Beatmungsbeuteln. Im Sanitätsraum ist das Material gelagert. Hier gibt es zwei griffbereite Taschen bzw. einen Rucksack. Die Alarmierung im Ernstfall erfolgt hier über Handys eigens zu diesem Zweck. Die für den Schulsanitätsdienst zuständige Lehrerin, Ina Eizenhöfer, steht mit Cornelia Hartmann vom DRK im engen Kontakt.
Es sind 12 Mädchen und drei Jungs, die sich als Sanitäter an der VIKO engagieren. Der Schulsanitätsdienst wurde dort 2016 neu aufgestellt und kann als Wahlpflichtfach in der 8./9. Klasse angerechnet werden. Die Älteren betreiben ihn als AG. Die Zusammenarbeit mit der Lehrerin ist gut, sagen sie.
Anja (14) geht in die 9. Klasse der VIKO. Ihre Motivation ist es, „Mitschülern im Notfall helfen zu können“. Der erste Einsatz war für sie „sehr spannend“, weil es da um mehr ging als „nur ein Pflaster draufzukleben“. Sie erlebt viel positives Feedback von Mitschülern. Ihrer Meinung nach ist die Teilnahme erst ab der 8. Klasse sinnvoll. „In jedem Fall stärkt es das Selbstbewusstsein.“
Lucas dramatischsten Fälle waren ein gebrochener Arm, ein angeknackstes Kugelgelenk und größere Schürfwunden. „Wir hätten gern T-Shirts, um die Zugehörigkeit zum Schulsanitätsdienst zu verdeutlichen. Damit wären wir Helfer erkennbar und im Ernstfall kann Zeit gewonnen werden“, äußert er den Wunsch der VIKO-Schulsanitäter.
Schulsanitätsdienste an Darmstädter Schulen
Schulsanitätsdienste gibt es vielen weiterführenden Schulen in Darmstadt. Der größte Teil wird vom DRK betreut, darunter die Bernhard-Adelung-, Justus-Liebig-, Friedrich-List-, Martin-Behaim- und Viktoriaschule, die Pädagogische Akademie Elisabethenstift, Heinrich-Emanuel-Merck-Schule und Stadtteilschule Arheilgen sowie die Bertolt-Brecht- und Ernst-Elias-Niebergall-Schule. Bei der Stadtteilschule Arheilgen haben sich weitere Schüler einem bereits engagierten Team angeschlossen. An der Alice-Eleonoren-Schule ist ein neuer Schulsanitätsdienst geplant.
So funktioniert’s
Bei Cornelia Hartmann laufen die Kontakte und die Organisation zusammen. „In der jeweiligen Schule selbst braucht man zunächst einen Raum mit Erste-Hilfe-Material, Schüler die mitmachen und einen verantwortlichen Lehrer“, erklärt sie. Die Schulsanitäter sind schnell vor Ort und können aktiv helfen, keiner wird allein gelassen. „Die Schaulustigen die man in jüngster Zeit verstärkt bei Unfällen im Straßenverkehr erlebt, soll es auf dem Schulhof nicht geben, sondern Helfer.“ Neben der medizinischen Erstversorgung sind das Trösten und das Füreinander da sein die wichtigsten Aspekte, so Cornelia Hartmanns Erfahrungen. Die Verletzten an Schulen sind in der Regel noch Kinder, die nicht allein gelassen werden sollen, bis professionelle Hilfe kommt.
Ausbildung der Schulsanitäter
Die beteiligten Schüler erhalten die dazu notwendigen Grundkenntnisse in einem Erste-Hilfe-Kurs, entweder direkt in der Schule in der Gruppe oder durch Gutscheine zur Teilnahme beim DRK. Auch dort sind die Kurse immer für geschlossene Gruppen von Teilnehmern am Schulsanitätsdienst bestimmt, so dass man unter Gleichgesinnten ist und nicht beispielsweise in die Führerscheinvorbereitung gerät, führt die DRK-Koordinatorin weiter aus. Die AG „Schulsanitätsdienst“ findet an den Schulen nachmittags als freiwillige Veranstaltung statt. Dort werden die Schüler von der zuständigen Lehrkraft weiter geschult und sie halten Übungen ab. Rückfragen beim DRK sind jederzeit möglich. „Supervision“ und Austausch mit anderen Schulsanitätern werden angeboten.
Lehrer als Vorbild
Eine zentrale Rolle spielen hier laut Cornelia Hartmann die Lehrer als Vorbild, die sich für den Schulsanitätsdienst verantwortlich erklären. Es ist ein Ehrenamt für Lehrer wie für Schüler gleichermaßen. Cornelia Hartmann hat an diesem Arbeitsbereich besondere Freude, „weil ich Kinder begeistern möchte, anderen Menschen zu helfen und etwas Nützliches zu machen“. Die Helfer vom Schulsanitätsdienst übernehmen soziale Verantwortung, wirken häufig auch deeskalierend, fast wie „Streitschlichter“, die es auch an unterschiedlichen Schulen gibt.
Keiner ist zu klein zum Helfen
Auch an Grundschulen (Astrid-Lindgren- und Wilhelm-Busch-Schule) ist das DRK Darmstadt aktiv. Gestartet wird hier mit einer Projektwoche, es folgt dann die AG Grundschule mit dem Motto „Kinder helfen Kindern“ und „Keiner ist zu klein zum Helfen“.