deeskalationstraining
Bedrohlich baut sich der Mann vor der Rettungssanitäterin auf, wird laut, ist aggressiv und droht der Helferin. Was hier nur gespielt wird, ist mittlerweile Alltag für viele Retter und Helfer. (Foto: Kreisverwaltung Mainz-Bingen)

Ingelheim – Bedrohlich baut sich der Mann vor der Rettungssanitäterin auf, wird laut, ist aggressiv und droht der Helferin. Was hier im Innenhof der Berufsfeuerwehr Mainz von DRK-Mann Frank Dernbach nur gespielt wird, ist mittlerweile Alltag für viele Retter und Helfer. Immer öfter werden diejenigen, die Menschen in Not Hilfe leisten selbst zu Opfern.

In Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln startete die Rettungsdienstbehörde im Landkreis Mainz-Bingen mit dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Malteser Hilfsdienst, dem Rettungsdienst Corneli, der ADAC Luftrettung (Christoph 77) sowie der Berufsfeuerwehr Mainz im Rahmen der Kampagne „Helfer sind tabu“ ein wissenschaftlich begleitetes Forschungsprojekt. In einer bundesweit einmaligen Kampagne wurde erstmalig ein organisationsübergreifendes, umfassendes Konzept zur Verhütung von gewalttätigen Übergriffen gegen Einsatzkräfte erarbeitet. In den beteiligten Diensten werden hier Gewaltpräventionstrainer ausgebildet, die ihr Wissen an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben.

Der zu Grunde liegende Ausbildungsplan wurde mit den Diensten gemeinsam entwickelt und nun in der praktischen Anwendung im Rahmen einer Pilotschulung überprüft und wird zukünftig in die Ausbildungspläne von Feuerwehren und Rettungsdiensten einfließen, wissenschaftlich begleitet und evaluiert von der Deutschen Sporthochschule. Die Ausbildung beruht auf einem in diesem Bereich völlig neuen Lernkonzept: In kurzen, aufeinander aufbauenden Sequenzen mit hohem praktischem Anteil setzen sich die Teilnehmer intensiv mit Kommunikation und deeskalierendem Verhalten auseinander. Abgerundet wird die Ausbildung durch weitere Module wie Grundlagen der Selbstverteidigung und präventives einsatztaktisches Verhalten.

„Ziel ist es, den haupt- und ehrenamtlichen Kräften das Wissen und die Mittel an die Hand zu geben, um sich gegen verbale und tätliche Angriffe so zu behaupten, dass sie ihre Arbeit erledigen können. Und was noch wichtiger ist: Dass sie unbeschadet aus ihren Einsätzen zurückkehren“,

erklärt Dr. Dr. Marco Staller von der Deutschen Sporthochschule. Der promovierte Psychologe war selbst polizeilicher Einsatztrainer und kennt die Praxis der Kolleginnen und Kollegen.