Wiesbaden – Am Mittwochmorgen, 16. September, circa 4 Uhr, sind die ersten der angekündigten Flüchtlinge für die Notunterkünfte in Wiesbaden angekommen und aufgenommen worden. Eine vorsichtige Schätzung liegt bei circa 450 Personen, die Zahlen können im Laufe des Mittwochmittags konkretisiert werden.
Die Flüchtlinge sind nach längerer Reise mit Bussen in der hessischen Landeshauptstadt angekommen. Davor waren sie auf unterschiedlichen Transportwegen vor allem über Frankfurt nach Wiesbaden gebracht worden. Die Flüchtlinge wurden gleichmäßig auf den drei zuerst hergerichteten Hallen Nordenstadt, Breckenheim und Naurod verteilt.
Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat in den Stunden vor der Ankunft seit kurz vor 20 Uhr permanent im intensiven Kontakt mit Land und Hilfskräften gestanden, um alles für die Ankunft der Flüchtlinge vorzubereiten. Wegen verschiedener Verzögerungen, unter anderem bei der Zugverbindung, musste die Ankunftszeit für Wiesbaden immer wieder nach hinten korrigiert werden. Aufgrund dieser dynamischen Informationslage musste bis zum endgültigen Empfang der Flüchtlinge durch die städtischen Kräfte (u.a. ESWE Verkehr als Transporteur) mit der Bekanntgabe der Ankunftszeit gewartet werden. Die Presse wurde als Mittler für die Öffentlichkeit noch in der Nacht informiert.
Der Oberbürgermeister ist um 3.50 Uhr zu den Notunterkünften gefahren, um sich ein Bild von der Lage an den vorbereiteten Unterkünften in Nordenstadt, Breckenheim, Naurod und Auringen zu machen und den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Medienvertreterinnen und -vertretern, die auch in den frühen Morgenstunden informiert werden wollten, Rede und Antwort zu stehen. Zuvor war der Oberbürgermeister nach Einrichtung aller Notunterkünfte um Mitternacht an allen Hallen, um zunächst den Helferinnen und Helfern zu danken.
So geht es jetzt weiter: Die Notunterkünfte sind Einrichtungen des Landes Hessen. Das heißt, nachdem die Stadt die Logistik zur Verfügung gestellt und die Flüchtlinge untergebracht hat, wird sich das Land nach jetziger Kenntnis schnellstmöglich unter anderem um die Registrierung der Menschen kümmern und darum, dass sie schnellstmöglich in Erstaufnahmestellen in Hessen registriert werden. „Anfang der Woche hatten wir Signale, dass die Notunterkünfte in Wiesbaden nur eine Zwischenlösung sein sollen und nicht dauerhaft bestehen“, so Oberbürgermeister Sven Gerich. „Wir haben derzeit keine andere Information.“
Laut Oberbürgermeister und Feuerwehrchef ist Wiesbaden bis jetzt auf alle eingetretenen Situationen gut vorbereitet gewesen. „Hilfskräfte sowie Bürgerinnen und Bürger geben ihr Bestes, um für alle erträgliche Lösungen zu finden. Wir sind dabei auch weiterhin auf das Verständnis der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener angewiesen. Wir wissen, dass das viel verlangt ist, aber wir müssen alle zusammenstehen, offen aufeinander zugehen und respektvoll miteinander umgehen – dann werden wir auch diese Lage in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden wie gewohnt so gut als geht geregelt bekommen.“
Allen Kräften im Einsatz, allen Helferinnen und Helfern, hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern dankt die Stadt Wiesbaden für die tolle Unterstützung in den vergangenen Tagen und in der Nacht. Die Stadt ist dankbar für Hilfsangebote, bittet aber um Verständnis, dass aktuell keine Kräfte zur Verfügung stehen, die diese koordinieren können. „Im Moment liegt die Priorität darauf, die Menschen sicher und gut in Wiesbaden unterzubringen und zu versorgen“, erklärt Müller.
Fakten im Überblick:
Die Sporthalle in Nordenstadt bietet derzeit Platz für knapp 300 Personen, in Breckenheim haben rund 275 Menschen Übernachtungsmöglichkeiten und in Naurod können mehr als 270 Betten belegt werden. Die vierte Halle in Auringen ist mit weiteren Übernachtungsplätzen ausgestattet. Damit ist die Forderung des Landes, 1000 Unterkunftsplätze zur Verfügung zu stellen, von Seiten der Landeshauptstadt Wiesbaden erfüllt.
Der bisherige Ablauf:
Das Land Hessen hat die Landeshauptstadt Wiesbaden am Sonntagnachmittag, 13. September, wie folgt informiert: „Im Auftrag des Landes Hessen hat die Stadt Wiesbaden als Untere Katastrophenschutzbehörde eine Notunterkunft für bis zu 1000 Personen schnellstmöglich einzurichten. Eine Belegung wird gegebenenfalls noch im Laufe des heutigen Tages erforderlich.“ Daraufhin hat die Landeshauptstadt Wiesbaden noch am Sonntag alle Hebel in Bewegung gesetzt, sodass Sonntagnacht um 24 Uhr die Unterbringung der Menschen in den oben genannten Sporthallen möglich gewesen wäre. Seither bereiten alle Kräfte im Einsatz das Eintreffen der Flüchtlinge vor, sodass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann.
Da es für die Landeshauptstadt Wiesbaden besonders wichtig ist, die Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg mitzunehmen, wurde direkt am Montagmittag ein Bürgertelefon eingerichtet, an dem Bürgerinnen und Bürger bis auf Weiteres wochentäglich zwischen 10 und 20 Uhr Informationen zur aktuellen Situation erhalten. Am Dienstagabend wurde das Bürgertelefon aufgrund der neuen Situation bis 24 Uhr besetzt.
Darüber hinaus hatte Oberbürgermeister Sven Gerich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger für Montagabend, 14. September, zu einer Bürgerversammlung in das Gemeindezentrum in Nordenstadt eingeladen und dabei gemeinsam mit Feuerwehrchef Harald Müller, Sportamtsleiter Karsten Schütze und Bürgerreferatsleiter Carl-Michael Baum rund 300 überwiegend sehr verständnisvolle und hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Situation bezüglich der Notunterkünfte für Flüchtlinge informiert.
Am Dienstagnachmittag, 15. September, ist der Landeshauptstadt Wiesbaden vom Hessischen Innenministerium und dem Regierungspräsidium Gießen mitgeteilt worden, dass sie nach 24 Uhr zwischen 450 und 750 Flüchtlinge in den dafür bereits vorbereiteten Notunterkünften in Wiesbaden unterbringen muss. „Mit dieser Meldung ist die vom Land Hessen angekündigte Vorlaufzeit von sechs Stunden eingehalten worden, das versetzt uns in eine gute Lage, wir haben ausreichend Zeit, alle vorhersehbaren Vorbereitungen zu treffen und die Hilfskräfte und das weitere Personal zusammenzutrommeln“, so der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, Sven Gerich.
Feuerwehrchef Harald Müller ergänzt: „Wir haben uns seit Sonntagnachmittag auf diesen Fall vorbereitet, so konnten wir Vorkehrungen treffen, bevor es akut wird. Wir schätzen die Lage derzeit so ein, dass unsere bisher veranlassten Maßnahmen greifen und wir die Flüchtlinge reibungslos von ihrem Ankunftsort zu den Notunterkünften in Nordenstadt, Breckenheim und Naurod transportieren können.“
„Wir sind natürlich nicht glücklich darüber, dass wir die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener nicht informieren konnten, bevor die Situation akut wurde. Doch das ist der momentanen Situation im Land und in Europa geschuldet, darauf hatten wir als Stadt keinen Einfluss. Nichtsdestotrotz bin ich außerordentlich froh, dass die Informationskette über die Medien, das Bürgertelefon und die Versammlung so schnell aufgebaut werden konnte. Darüber hinaus bin ich sehr dankbar und überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die uns aus der Bevölkerung und auch von Seiten der regionalen Medien – das möchte ich ganz deutlich sagen – entgegengebracht wurde“, erklärt der Oberbürgermeister.