Ludwigshafen – Das war nichts für schwache Nerven. In einem wahren Handball-Krimi sicherten sich die Eulen Ludwigshafen gegen GWD Minden mit einem 21:21 (10:11)-Unentschieden noch einen Punkt. Bis fünf Sekunden vor dem Abpfiff durften die Gastgeber sogar auf ihren dritten Heimsieg im vierten Heimspiel hoffen. Anton Mansson verhinderte aber mit dem letzten Treffer des Abends den doppelten Punktgewinn der Eulen.
Erfolgreichster Torschütze bei den Pfälzern war Denni Djozic mit sechs Toren. 28 Sekunden vor dem Ende brachte der Linksaussen mit einem sicher verwandelten Siebenmeter seine Mannschaft in Führung.
So richtig Freude kam zunächst nicht auf. Der letzte Treffer der Westfalen wirkte ein wenig wie ein Schock. Denn der erneute Sieg war zum Greifen nahe. Die Eulen bewiesen wieder eine tolle Moral und kämpften sich trotz eines Drei-Tore- Rückstandes immer wieder heran. Sie gingen sogar in Führung und hätten in der Schlussphase noch davon ziehen können. Nach 60 Minuten mussten sie sich aber dennoch mit einem Punkt zufrieden geben. „Das Pendel ging hin und her: Minden hatte Momente, in denen es davonziehen konnte. Wir hatten dann unsere emotionalen Momente und haben mit viel Aufwand eine Aufholjagd gestartet. Den Punkt nehmen wir gerne“, sagte Trainer Ben Matschke in seiner ersten Analyse. „Wir sind schwer in die Halbzeiten gekommen und wir hatten auch nicht die Torquoten aus den vorherigen Spielen.“ Auch sein Gegenüber Frank Carstens zeigte sich bei der Pressekonferenz mit dem Punktgewinn zufrieden. „Die Partie war sehr umkämpft, es war ein verdientes Remis. Beide Teams hatten ihre Momente. In der Schlussphase konnten wir froh sein, dass wir hier noch einen Punkt holten. Kevin Klier hielt in dieser Phase viele Bälle.“
Die anfängliche Enttäuschung bei den Eulen war aber schon nach wenigen Minuten verschwunden. „Kurz nach dem Spiel fühlt sich ein Punkt bitter an, aber wenn man schaut, dass wir 11:14 zurückliegen und Minden da hätte wegziehen können, dann kann man doch mit dem Punkt zufrieden sein“, meinte Jan Remmlinger. „Wir haben nach dem Rückstand große Moral bewiesen und sind mit fünf Punkten als Aufsteiger absolut im Soll“, ergänzte Denni Djozic. Der 24 Jahre alte Flügelflitzer zeigte diesmal Nerven. Alle fünf Siebenmeter konnte er verwandeln. Auch 28 Sekunden vor dem Ende blieb er kühl und brachte seine Mannschaft wieder in Führung. „Ich habe mir da nicht so viele Gedanken gemacht“, meinte Djozic.
Die Eulen kamen aber diesmal schwer in die Partie. Minden übernahm von Beginn an die Führung, aber die Gastgeber kamen zunächst nicht heran. Eine Reihe von freien Würfen wurden vergeben und die Zahl der technischen Fehlern nahmen zu. Dazu fehlte zu Beginn auch die nötige Aggressivität in der Deckung. Gegen Mindens „Wurfmaschine“ Christoffer Rambo fanden die Pfälzer nicht die richtige Einstellung. Dazu hielt Mindens Keeper Espen Christensen einige erstklassige Möglichkeiten der Eulen. Die Matschke-Sieben rackerte und kämpfte sich heran, ehe „Ballermann“ Patrick Weber mit seinem vierten Wurf endlich die Lücke zum Netz fand. Welch ein Jubel! Die Eulen führten 9:8. Es blieb spannend, auch wenn die international erfahrene Mannschaft aus Minden noch vor dem Pausentee mit 11:10 in Front ging.
Kann die Mannschaft in der zweiten Hälfte nochmals einen Tick zulegen, um die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden? Das war die meist gestellte Frage in der Halbzeitpause. Wieder einmal fand die Mannschaft von Ben Matschke nicht direkt in die Partie und Minden zog mit 14:11 davon. Es drohte die zweite Heimniederlage. Die Mannschaft riss sich zusammen und zeigte viel Mut. Sie ging konsequenter in die Zweikämpfe und belohnte sich. Erst traf David Schmidt, der nach sechswöchiger Verletzungspause seine Saison-Premiere feierte und dann setzte sich Alexander Feld gegen Michalczik durch und verkürzten auf 13:14. Zuvor warf der kurzfristig verpflichtete Miha Zvivej einen Siebenmeter über das Tor. Dann rückte immer mehr Torhüter Kevin Klier in den Mittelpunkt. Erstmals parierte er einen Wurf von Rambo. Und als dann Kapitän Gunnar Dietrich einen genialen Pass zu Kai Dippe zum 14:14 gelang, da stand die Halle Kopf. Die Fans zitterten und bibberten. Ständig wechselten die Führungen, keine der beiden Mannschaften konnte sich absetzen. Die Partie geriet immer mehr zu einem Krimi. Mindens Coach Carstens ließ nach dem 18:18 durch Schmidt, die Räume von Alexander Feld durch Zvivej eingrenzen. Das brachte nicht viel. Patrick Weber fand die Lücke und traf zur erneuten Führung. Auch zum 20:19 und 21:20 legten die Eulen immer wieder vor. Am Ende reichte es nicht. „Das war haarscharf am dritten Saisonsieg vorbei. Dennoch können stolz auf diese Leistung sein“, meinte Feld. „Am Ende ist es bitter, wenn man so einen Punkt abgibt, aber jetzt fahren wir am Donnerstag mit Optimismus nach Hüttenberg“, sagte Schmidt.