Mainz – Fragt man nach bekannten bedeutenden Persönlichkeiten der Reformation, lautet die Antwort vermutlich in den meisten Fällen: Martin Luther.
Den dürfte wohl mittlerweile – im 500. Reforma-tionsjubiläumsjahr – jeder kennen. Dann wären da noch Zwingli, Melanchthon und viele mehr. Neben Katharina von Bora sind die Frauen der Reformation schon weniger bekannt. Bemerkenswert ist jedoch Katharina Schütz-Zell, die die Veranstalter einem breiteren Publikum in der Mainzer Josefskapelle vorstellen wollten.
Eine Mischung aus Vortrag, Musik und Schauspiel ließ die streitbare Kirchenmutter lebendig werden. Veranstaltet wurde der Abend von der Erwachsenenbildung im Evangelischen Dekanat Mainz in Kooperation mit den Evangelischen Frauen im Dekanat.
„Neben Martin Luther gibt es noch viele weitere bedeutende Persönlichkeiten der Reformationszeit“,
findet Isa Mann, Referentin für Erwachsenenbildung im Dekanat.
„Eine davon wollten wir dem Publikum näherbringen.“
Die Idee stammt in erster Linie von Christiane Drewello-Merkel von den Evangelischen Frauen, die sich privat näher mit der fremdsprachigen Biographie der Kirchenmutter befasst hat:
„Sie hat die Reformation auf ganz eigene, moderne Weise verstanden und umgesetzt“,
so Drewello-Merkel.
Als evangelische Pfarrfrau sei Katharina Schütz Zell die einzige gewesen, die auch in großem Maße literarisch tätig war. Sie verfasste Streitschriften, in denen sie das unmoralische Leben des Klerus kritisierte, forderte wie Luther die Aufhebung des Zölibats.
„Für mich ist sie die interessanteste Frau der Reformationszeit“,
bemerkt Ursula Baltz-Otto in ihrem Vortrag.
„Sie war gleichzeitig Gelehrte und Schriftstellerin und große Reformatorin.“
Außerdem engagierte sie sich im sozialen Bereich, baute die Gemeinde mit auf, war durch verschiedene Hilfsorganisationen tätig und kämpfte unermüdlich für mehr Toleranz. Für die Reformatorin sollte die Kirche ein „Haushalt Gottes“ sein, in dem Laien, Theologen, Frauen und Männer, Arme und Wohlhabende partnerschaftlich zusammenarbeiten. Ihre langjährige Erfahrung in der Kirche befähigte Katharina Schütz Zell dabei, klare Positionen zu beziehen.
„In ihrem öffentlichen Wirken war sie unermüdlich in ihrem Bemühen für die reformatorischen Bestrebungen“,
so Baltz-Otto.
Bereichert wurde der Abend durch mehrere szenische Lesungen der Katharina-Zell-Stiftung, bei denen die Reformatorin, aber auch ihr Ehemann Matthäus Zell oder der konservative Geistliche Ludwig Rabus zu Wort kamen. Das Flötenquartett Laubenheim begleitete die kurzen Sequenzen musikalisch mit Musik aus dem 16. Jahrhundert.