Frankfurt: „Flûte alors!“ – Orchesterkonzert mit französischer Musik am 7. November

Werke von Claude Debussy, Jacques Ibert & Maurice Ravel

Vassilis Christopoulos mit dem HfMDK-Hochschulorchester (Foto: Andreas Reeg)
Vassilis Christopoulos mit dem HfMDK-Hochschulorchester (Foto: Andreas Reeg)

Frankfurt am Main – In seinem zweiten Jahr als künstlerischer Leiter des Orchesters der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) wollte Prof. Vassilis Christopoulos ein Programm mit besonders farbenreicher französischer Musik dirigieren, das in den deutschen Konzertsälen eher seltener zu hören ist. Frankreich als Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse gab den perfekten Impuls: Am Dienstag, 7. November 2017, konzertiert das Hochschulorchester der HfMDK erstmals wieder nach Jahren im HR Sendesaal – mit Claude Debussys „Prélude à L’après-midi d’un faune“, Jacques Iberts „Flötenkonzert“ und Maurice Ravels „Daphnis et Chloé“ (Suite 1 und 2).

Im Mittelpunkt des Konzertes steht die Flöte, ein sehr beliebtes Instrument in der französischen Musik. Die knapp 90 jungen Orchestermusiker und ein Solist werden ihr unter der Leitung von Vassilis Christopoulos sowohl als Solo-, wie auch als Orchesterinstrument die beeindruckende Vielfalt ihrer Klangfarben entlocken – und damit den Besuchern ein musikalisch und technisch gleichermaßen anspruchs- und klangvolles Hörerlebnis präsentieren.

Als Konzertauftakt erklingt Claude Debussys (1862-1918) „Prélude à L’après-midi d’un faune“ – Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns. Mit diesem ersten impressionistischen Orchesterwerk wollte Debussy nicht das gleichnamige Gedicht des symbolistischen Dichters Stephane Mallarme inhaltlich vertonen. Vielmehr lässt er die Hörer eintauchen in die atmosphärische Stimmung eines schwülheißen Sommernachmittags: „Es sind (…) die aufeinanderfolgenden Stimmungsbilder, durch die hindurch sich die Begierden und Träume des Fauns in der Hitze dieses Nachmittags bewegen“, schreibt der Komponist im Programmheft der Uraufführung im Jahr 1894. Dabei gibt die Flöte in diesem träumerischen Präludium von Anfang an den Ton an: mit der bekannten, flimmernd sinnlich-werbenden Melodie des liebestollen Fauns, der sich wiederum berauscht am zarten Gesang der Nymphen in den schwebend-lockenden Klängen der Holzbläser.

Berühmt geworden ist das Prélude vor allem auch durch die „skandalöse“ Ballettversion des Ballet Russes von Sergej Diaghilev mit seinem Startänzer Vaslav Nijinsky aus dem Jahr 1912. Als damals progressivste Ballettgruppe der Welt sollte sie insbesondere durch den Skandal mit Stravinskys Le Sacre du Printemps ein Jahr danach Furore machen.

Das technisch ausgesprochen anspruchsvolle und farbenfrohe Flötenkonzert von Jacques Ibert (1890 – 1962) gilt neben dem Flötenkonzert (D-Dur) Wolfgang Amadeus Mozarts als eines der bekanntesten Konzerte der Flötenliteratur. Entstanden 1934, klingt es jedoch so gar nicht nach der damaligen Avantgarde. Jacques Ibert gehörte zu jenen Komponisten des 20. Jahrhunderts, der wie viele seiner französischen Kollegen die radikalen Experimente deutscher Komponisten mit der Atonalität vermied. Wie so oft hängt die Entstehung des Werkes mit einem außergewöhnlichen Musiker zusammen. Hier war es Marcel Moyse, der wesentlich zur Renaissance der Flöte in Frankreich beitrug. Ibert widmete ihm sein Konzert, das Moyse am 24. Februar 1934 in Paris uraufführte.
Charakteristisch für die dreisätzige Komposition sind: die elegant-rasante, vor allem auch rhythmisch ausgesprochen raffinierte Virtuosität der beiden Ecksätze sowohl im Solo- als auch im Orchesterpart; dazu im reizvollen Kontrast der herausragende lyrisch-ruhige Mittelsatz, in dem die Flöte in weit gespannten träumerischen Melodien ihre ganze Farbpalette ausspielen kann; und nicht zuletzt der brillante Finalsatz, in dem insbesondere vom Solisten in der eindrucksvollen Schlusskadenz nochmals alles abverlangt wird.

Maurice Ravels (1875-1937) „Daphnis et Chloé“ – ebenfalls eine „Ballettmusik“ – setzt hier in der konzertanten Fassung mit den Suiten 1 und 2 das geradezu ekstatische Finale des Abends. Kaum eine von Ravels Kompositionen strahlt eine ähnlich starke orchestrale Leuchtkraft aus.
Nach dem gleichnamigen Schäferroman des griechischen Dichters Longos hat Michail Fokin vom Ballets Russes im Jahr 1912 ein Ballett choreographiert, zu dem Maurice Ravel die Musik schreiben sollte. Daphnis und Chloé sind zwei Naturkinder an der Schwelle zum Erwachsenenalter, die nach einigen Irrungen und Wirrungen zueinander finden und am Schluss in einem Bacchanal ihre Liebe feiern.
Und auch Ravel ging es nicht darum, die Literaturvorlage zu „übersetzen“: „Meine Absicht, als ich es schrieb, war ein großes musikalisches Freskogemälde zu komponieren, weniger auf Archaik bedacht als auf Treue zu dem Griechenland meiner Träume, das sich gern verwandt fühlt einem Griechenland, wie es die französischen Künstler zu Ende des 18. Jahrhunderts sich vorgestellt und geschildert haben“, beschreibt der Komponist sein Werk.
Und genau dieses monumentale Musikfresko entfaltet Ravel mit prachtvoller Klangfülle und Farbigkeit in seinem schillernd bunten Orchestersatz: zwischen dramatisch kontrastierender Leidenschaft und zarter Poesie, mit sinnlichen Schattierungen und feinstem Raffinement.

Eines ist gewiss: Die Komposition stellt für das knapp 90-köpfige Hochschulorchester eine technisch wie musikalisch besonders große Herausforderung dar, auf die sich – neben Musikern und Dirigent – besonders auch die Besucher freuen dürfen.

Mit Vassilis Christopoulos leitet seit Oktober 2016 einer der erfolgreichsten Dirigenten Griechenlands das Hochschulorchester der HfMDK. Neben seiner Tätigkeit als Künstlerischer Direktor des Staatsorchesters Athen (2011-2014) und seiner Position als Chefdirigent der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz (2005-2015) dirigierte Vassilis Christopoulos bereits eine Vielzahl renommierter Orchester wie das Philharmonia Orchestra, das Mozarteumorchester, die NDR Radiophilharmonie, die Staatsphilharmonie Nürnberg, das New Japan Philharmonic, das Queensland Symphony Orchestra, die Deutsche Radiophilharmonie, das Hessische Staatsorchester Wiesbaden, das Orchestre National des Pays de la Loire, die Bremer Philharmoniker, das Qatar Philharmonic und das Symphonieorchester des Tschechischen Rundfunks. Als gefragter Operndirigent leitete er zuletzt am Hessischen Staatstheater Wiesbaden „Elektra“ und „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss.

Infobox:

Dienstag 7. November 20 Uhr Sendesaal des Hessischen Rundfunks Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main
Karten zu 12 Euro (ermäßigt 10 Euro) unter www.hr-ticketcenter.de