Rheinstetten – Harald Hurst und Volker Schäfer begeistern bei „RhEINSTKultur“ in der Festhalle in Neuburgweier ihr Publikum.Als bekennender Liebhaber der regionalen Kleinkunst begrüßt Bürgermeister Michael Heuser Mitte Oktober das Publikum in der gut besuchten Festhalle in Neuburgweier zur Veranstaltungsreihe „RhEINSTKultur“ der Stadt Rheinstetten. Mit Harald Hurst und Volker Schäfer konnte die Veranstaltungs- und Kulturkoordination in diesem Jahr zwei Ausnahmekünstler gewinnen, die schon viele Jahre ihr Publikum verzaubern.
„I bleib‘ gern dehoim“, beginnt Harald Hurst den Abend und berichtet von den „Best Agern“, seinen Freunden ab 65, die er dann in der Sommerpause an den Flughafen bringen darf. „So kommt ma au rum: Frankfurt, Stuttgart un wenn i Glück hab´, Söllinge“, erzählt er. Im Sommerloch seien dann viele seiner Freunde so lange fort, dass man sich freue, wenn sie bald wieder kommen. „Manche hätte aber au noch fortbleibe könne“, lächelt er verschmitzt ins Publikum.
„Ich bin 1945 gebore un war mit fünf Bimbos in de Klass‘“, sinniert Hurst weiter. „Des derf ma heut‘ so gar nimmer sage… Aber ich sag‘ ä mol was: den oine treff´ ich heut als noch in de Stadt. Und dann isch des bei mir immer noch de Bimbo!“ Und dass sich vor allem sein ehemaliger Mitschüler daran gar nicht stört, erzählt Hurst seinem amüsierten Publikum. Dieser Schwank aus seinem Leben fiel ihm ein, als er in der Straßenbahn zufälligerweise das Gespräch zwischen einer Mutter und ihrem Sohn mit anhörte. Der Sohn wollte unbedingt solche Sneakers (Schuhe) wie der „Neger“ ein paar Sitze weiter. Und so wurde Hurst nun also Zeuge, wie die Mutter ihren Sohn political correct aufklärte. „Neger“ sagt man nicht. Punkt.
Harald Hurst nimmt, wie er später auch erzählt, den Stoff für seine Bücher aus Erfahrungen im Alltag. „Sache halt, wo ma sich ärgert oder luschtig findet“, erklärt er. Er entscheide sich dann einfach dafür, zu lachen. So entstehe aus einem kleinen Impuls „plötzlich e ganze G´schicht“.
Begleitet wird Hurst an diesem Abend vom beliebten Gitarristen Volker Schäfer, der eine besondere Beziehung zu Neuburgweier hat. Schließlich hat er vor langer Zeit hier gelebt und ist öfter bei verschiedenen Veranstaltungen zu hören. Auch Harald Hurst ist nicht zum ersten Mal in Rheinstetten. Vor vielen Jahren war er gemeinsam mit René Egles für den Neujahrsempfang in der Festhalle Neuburgweier gebucht. Damals kamen sie allerdings eine halbe Stunde zu spät. „Wir ham uns halt zufällig vorher in de Drei Lilie getroffe un uns dann dort verhockt“, erzählt Hurst lachend.
Der beliebte Mundartautor stellt an diesem Abend auch Texte aus seinem neuen Buch, das im November erscheinen soll, vor. Unter anderem gibt es eine Liebesgeschichte, die nicht unbedingt ein Happy End hat „aber sowas ähnliches halt… Es hätt´ au schlimmer komme könne“, lacht er und blickt zurück auf sein Leben, in dem er mit Frauen eigentlich ganz gut ausgekommen ist. „Es war halt aber ambulant immer besser als stationär“, weiß er zu berichten.
Und so landet er beim Publikum einen Lacher nach dem anderen. Er erzählt von Dia-Shows, die früher – im Gegensatz zu den heutigen digitalen Shows – doch viel gemütlicher waren. Mit Canapés und Getränken auf der Couch im Wohnzimmer bei Bildern, die verkehrt herum auf der Leinwand erschienen. Das war gemütlich. „Heut muss ma sich im enge Computerraum stehend 350 Bilder von em Fisch angucke un hat nix zu esse un zu trinke. Geht ja net am Computer.“ Dieses Leid blieb den Besucherinnen und Besuchern der RhEINSTKultur an diesem Abend dank der hervorragenden Bewirtung durch den Liederkranz Neuburgweier glücklicherweise erspart.
Aber auch vom Leid eines Künstlers weiß er zu berichten, der sich am Anfang seiner Show fragen lassen muss, wie lange das denn heute ginge. „Wir wollen zum Tatort wieder zu Hause sein“, musste Harald Hurst sich einmal sonntagabends in Niederbühl von einer Besucherin sagen lassen. „Des hört ma als Künschtler echt gern“, zwinkert er ins Publikum.
Rheinstettens Publikum ist da anders: Begeistert lauschen sie dem – leider erkälteten – Hurst und dem virtuosen Schäfer und fordern am Ende lautstark eine Zugabe. Ein Paar aus Pfinztal reist dem Mundartdichter schon lange Jahre hinterher. „Wir haben ihn schon mit den verschiedensten Besetzungen erlebt. Der Besuch lohnt sich wirklich immer.“