Heidelberg – Hermann Hesse (1877 – 1962) war Zeit seines Lebens ein Suchender. Sein großes dichterisches Werk wurde 1946 mit dem Nobelpreis gewürdigt. Seine Jugendjahre, die er in Calw verlebte, prägten ihn so sehr, dass sie auch oft in seinen Büchern ihren Einfluss fanden. Spätere Lebensstationen Hesses waren u. a. Maulbronn, Tübingen und Basel.1904 zog er an den Bodensee, wo er ab sofort als freier Schriftsteller arbeitete. 1911 reiste er nach Indien und übersiedelte kurz darauf in die Schweiz. Zunächst lebte er in Bern, später in Montagnola (Tessin). Dort begann seine reichste Schaffensperiode. Die Bewältigung von persönlichen Krisen zeigen sich Hesses Werk immer wieder. Intensiv setzte er sich u. a. mit Fragen der Religion und der Politik auseinander.
Eines seiner wohl bedeutendsten Werke „Der Steppenwolf“ wurde bereits vor 90 Jahren veröffentlicht, genau am 1. Juni 1927. Dieser ‚Steppenwolf‘ ist die Figur des Harry Haller, die ihn zerrissen zwischen der bürgerlichen und angepassten Seite sowie der animalischen, unangepassten, kultur- und sozialkritischen Seite, zum einsamen Wolf macht. Die zwei Seelen in seiner Brust sind für Haller nicht zwei Ausprägungen eines Charakters, sondern zerreißen seine Persönlichkeit tief im Inneren. In einer Stadt, wo er niemanden kennt, will er sich für einige Monate zurückziehen. Der Aufenthalt wird zu einer inneren Suche, zu einem Trip, zu einem verzweifelten Versuch, die sich abstoßenden Seiten aneinanderzukitten. Von Selbstmordgedanken getrieben, trifft er in einem Tanzlokal auf die junge Prostituierte Hermine, die eine merkwürdige Erinnerung an seinen Jugendfreund Herrmann auslöst. Immer weiter ziehen ihn die Gestalten der Nachtwelt an und eines Abends steckt ihm ein Unbekannter einen Zettel zu: „Heut nacht von vier Uhr an magisches Theater – nur für Verrückte – Eintritt kostet den Verstand. Nicht für jedermann. Hermine ist in der Hölle.“
Mit der Heidelberger Bühnenbearbeitung des „Steppenwolf“ von Joachim Lux gab die Regisseurin Bernadette Sonnenbichler ihr Heidelberg-Debüt. Sie inszenierte bisher u. a. auch am Schauspiel Frankfurt, am Staatstheater Nürnberg sowie als Hausregisseurin am Düsseldorfer Schauspielhaus. Aufgrund des großen Erfolges ist die Inszenierung ab dem 26. Oktober auch in dieser Saison wieder im Spielplan des Heidelberger Schauspiels zu finden. Es spielen: Sheila Eckhardt, Katharina Quast, Raphael, Gehrmann, Fabian Oehl und Marco Albrecht.
Weitere Informationen und Tickets: www.theaterheidelberg.de; 06221|5820.000