Frankfurt am Main – Die Goethe-Universität hat am Sonntag, 5. November 2017, gemeinsam mit dem Fritz-Bauer-Institut und dem Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften während einer Matinee das zehnjährige Jubiläum des Wollheim-Memorial begangen. Universitätspräsidenten Birgitta Wolff begrüßte die zahlreichen Gäste: „Norbert Wollheim gibt durch sein persönliches Schicksal als Zwangsarbeiter der I.G. Farben und sein entschiedenes und erfolgreiches Drängen auf Wiedergutmachung dem Holocaust ein Gesicht. Das Wollheim-Memorial erinnert uns daran, dass wir nie aufhören dürfen, Unmenschlichkeit, Diskriminierung, Rassismus und Verfolgung entschieden entgegenzutreten.“
Oberbürgermeister Peter Feldmann ging in seinem Grußwort auf die jüdische Tradition Frankfurts ein: „Unsere Goethe-Universität, deren 100-jähriges Jubiläum wir gefeiert haben, zeigt wie keine andere Einrichtung unserer Stadt bereits in ihrer Gründungsgeschichte die gewaltige Bedeutung jüdischer Mäzene und jüdischer Wissenschaftlicher für unser Frankfurt. Paul Ehrlich und Franziska Speyer, Wilhelm Merton und Ludwig Edinger, Felix Weil und Max Horkheimer sind nur einige wenige der Persönlichkeiten, die innerhalb kurzer Zeit Frankfurts Uni zu einer der führenden Universitäten in Deutschland machten.“ Umso wichtiger sei ein klares Bewusstsein über die Nazi-Zeit: „I.G. Farben war ein großer und fester Bestandteil der Ausbeutung und der Vernichtung jüdischen Lebens. Eines dieser Opfer war Norbert Wollheim. Er war Überlebender des Konzentrationslagers Buna/Monowitz und musste für die I.G. Farben Zwangsarbeit auf der Baustelle in Auschwitz leisten.“
Weiter sagte Feldmann: „Der Einsatz für das Erinnern gilt natürlich den Überlebenden und den Opfern der Nazi-Barbarei sowie ihren Nachkommen. Aber dieses Erinnern gilt zugleich uns allen, um uns immer wieder ins Gedächtnis zu rufen: Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus bringen nur Leid, Zerstörung und Tod.“
Die sich anschließende Gesprächsrunde mit den Holocaust-Überlebenden Trude Simonsohn und Siegmund Freund wurde von der Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts und Inhaberin der Holocaust-Professur Sybille Steinbacher moderiert.