Mannheim / Heidelberg – Mit der Verleihung des Master of Cinema Award 2017 an István Szabó hat das 66. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg nach der Eröffnung seinen zweiten Höhepunkt. István Szabó hatte vor 54 Jahren auf der damaligen „Mannheimer Kultur- und Dokumentarfilmwoche“ seinen ersten Film „Das Alter der Träumereien“ präsentiert und auch sein ersten TV-Interview auf Deutsch gegeben, obwohl er damals „der, die und das nicht unterscheiden konnte.“
Mit Bedacht hat Festivaldirektor Dr. Michael Kötz den Film „Hinter der Tür“ mit Helen Mirren und Marting Gedeck im Anschluss an die feierliche Verleihung terminiert, denn das Spätwerk stellt die zentrale Frage von Szabós filmischen Schaffens: „Wo liegt die Wahrheit eines Menschen?“
„Kein Mensch wird je erfahren, was hinter dieser Tür ist, dieser Tür zu mir selbst“, so Festivaldirektor Dr. Michael Kötz in seiner Laudatio. „István Szabó zeigt mit diesem Film noch einmal die ganze Kunst seines Umkreisens des Einzelnen, des Einkreisens, des Eindringens in all die Facetten und Unklarheiten dessen, was man eine Persönlichkeit nennt. Denn das, so behaupte ich, fasziniert ihn am meisten, mehr noch als das, was ihn berühmt gemacht hat als Frage nach der Selbstbestimmung in Zeiten der Diktatur. Auch das ist ihm wichtig, aber noch wichtiger ist dieses Rätsel des Daseins dessen, was man Ich nennt und so sehr man sich bemüht, doch kaum zu erkennen vermag. István Szabó ist ein Meister des Nachfragens und einer, der es nicht mag, wenn dafür schon die Antworten vorbereitet sind. Menschsein heißt für István Szabó sich seiner selbst nie sicher zu sein. Weshalb István Szabó die Menschen vor allem dann liebt, wenn sie es nicht selber tun, aber gern tun würden. István Szabó malt sie dann, in allen Farben und Nuancen – und er malt sie mit den Mitteln des Kinos. István Szabó – wer, wenn nicht er – ist ein wirklicher Meister des Kinos geworden, und deshalb ist er unser „Master of Cinema 2017“!“
„Filmemacher, die allein arbeiten, sitzen im Kaffeehaus zusammen und erzählen davon, warum sie einen Film nicht gemacht haben“, so Master of Cinema István Szabó in seiner Dankesrede. „Beim Film arbeiten alle begabten Menschen zusammen, die Schauspieler, die Kameramänner, Tonmeister, Maskenbilder, Kostüm etc.. Und wenn so viele begabte Menschen zusammenarbeiten, entsteht viel Energie. Auch negative Energie durch die vielen Egos. Und unsere Arbeit ist es, diese negative Energie wieder in positive zu verwandeln.“
Das Festival zeigt zudem zwei weitere bedeutende Werke von István Szabó: „Alle lieben Julia“(„Being Julia“/Ungarn 2004) für den Annette Bening mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde, und „Mephisto“ (Ungarn/Deutschland/Österreich 1981) mit Klaus Maria Brandauer, der 1982 in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.