Kaiserslautern – Wo stehen wir in Sachen Rückbau?
Der erste Bauabschnitt, wofür im Dezember vergangenen Jahres im Beisein von Innenminister Roger Lewentz der Startschuss fiel, ist abgeschlossen, die Gebäude der Nummern 66 bis 75 entfernt. Damit ist eine derzeit versiegelte Fläche von rund einem Hektar entstanden, wo nun noch der Boden saniert wird. Im nächsten Schritt sollen verschiedene Gebäude entlang der Königstraße, auf dem Hochplateau unterhalb der Herzog-von-Weimar-Straße sowie die zentralen Gebäude 20 und 80 rückgebaut werden. Aufgrund der notwendigen Planungen und Ausschreibungsfristen beginnt dies aber frühestens Ende nächsten Jahres.
Wie weit ist der Bebauungsplan bereits gediehen?
Der Stadtrat hat in seiner Sitzung vom 15. Mai 2017 die Aufstellung eines Bebauungsplans, die Durchführung der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Durchführung der frühzeitigen Behördenbeteiligung beschlossen. Grundlage für den Bebauungsplan ist der vom Stadtrat im Februar 2017 beschlossene Städtebauliche Rahmenplan. Mit dem Beschluss über den Rahmenplan wurden inhaltliche Grundlagen für die Gebietsentwicklung gelegt und wesentliche Festsetzungen für das Bebauungsplanverfahren vorgegeben.
Durch die „Übersetzung“ dieser Inhalte in den Bebauungsplanentwurf gilt es nun, das Baurecht für die Erschließung und für die derzeit und zukünftig geplanten baulichen Vorhaben zu schaffen. Der sich noch in der Bearbeitung befindliche Bebauungsplanentwurf übernimmt, soweit formell möglich, die Ergebnisse des Städtebaulichen Rahmenplans. Dieser ist derzeit, auch durch weitergehende Erkenntnisse und zunehmendem Detaillierungsgrad in einer Überarbeitungsphase. Es ist vorgesehen, den fortgeschriebenen Rahmenplan in einer der nächsten Sitzungen im Stadtrat zu behandeln. Die Überarbeitung fließt dann wiederum in das Bebauungsplanverfahren ein.
In der Sitzung des Stadtrates am 11. Dezember 2017 ist die Befassung des Gremiums mit den Anregungen aus der frühzeitigen Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung im Bebauungsplanverfahren vorgesehen. Durch die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden wurde, neben den bereits durchgeführten Workshops, Informationsveranstaltungen und Gesprächen mit einer Vielzahl von Akteuren, auch über die formalen Beteiligungsschritte des Baugesetzbuches eine Mitwirkung der Öffentlichkeit und betroffener Träger öffentlicher Belange durchgeführt.
Darüber hinaus gilt es, innerhalb des Baurechtsschaffungsprozesses weitere fachliche Vertiefungen zu erreichen. Hierzu wurden bereits verschiedene Gutachten, etwa zur verkehrlichen Erschließung oder auch zur Wohnbauflächensituation beauftragt, die teilweise in unterschiedlichen Zwischenständen vorliegen und deren Ergebnisse im weiteren Verfahren eingearbeitet werden. Die Stadt ist Eigentümerin von wesentlichen Flächenanteilen im Plangebiet und kann somit die Umsetzung ihrer kommunalen Planziele selbst steuern. Daher handelt es sich bei dem Bebauungsplan um eine Angebotsplanung.
Welche Gebäude sind schon vergeben, wofür gibt es Interessenten, wo geht es los?
Man muss hier unterscheiden zwischen den erhaltenswert eingestuften oder formal denkmalgeschützten Bestandsgebäuden und Gebäuden, die dies nicht sind. Flächen also, die durch Rückbau baureif gemacht werden. Da das Pfaff-Areal anteilig aus Mitteln der Städtebauförderung finanziert wird, ist es von Seiten des Landes zwingend erforderlich, sämtliche baureif hergestellten Flächen im Wettbewerb zu vergeben. Der Zeitpunkt der jeweiligen Ausschreibung erfolgt in Abhängigkeit von der Erschließung und der Baureifmachung. Dies wird voraussichtlich ab 2022 erfolgen. Ausgeschrieben werden die Flächen bundesweit in allen einschlägigen Medien, aber auch im Amtsblatt der Stadt Kaiserslautern. Souverän ist stets der Stadtrat, der einem Verkauf zustimmen muss.
Die als erhaltenswert eingestuften oder formal denkmalgeschützten Bestandsgebäude wiederum unterliegen im Gegensatz zu den Flächen nicht der Ausschreibungspflicht. Die Vermarktung erfolgt ebenfalls durch die Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft mbH (PEG), an den Verhandlungen ist ferner die Stadt beteiligt. Auch hier ist der Stadtrat der Souverän.
Vergeben sind das alte und das neue Verwaltungsgebäude und das Grundstück, auf dem derzeit die ehemalige Pfaff-Kantine steht. Interessenten gibt es ferner für das alte Kesselhaus und das sogenannte Hansagebäude. Die Pförtnerloge mit dem angrenzenden Lohnbüro sowie das neue Kesselhaus sollen zunächst im Eigentum der Stadt verbleiben.
Was das 5777 m² große Grundstück mit der ehemaligen Pfaff-Kantine anbelangt, so hat hier die Care Immobilien GbR eine Kaufoption der Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) für diese Fläche übernommen. Die SWK hatte ursprünglich eine Option auf eine Fläche von zwei Hektar im Bereich des neuen Verwaltungsgebäudes, gab diese aber auf, nachdem die Errichtung einer neuen Konzernzentrale dort nicht mehr geplant war. Die SWK erhielt dafür wertgleich die neue Optionsfläche mit der Pfaff-Kantine.
Das Neue Verwaltungsgebäude ging an die Redstone one GbR, eine Gemeinschaft aus lokalen Investoren, die eine rund 8000 m² große Fläche samt dem Gebäude erwarb. Eine Kaufoption über das alte Verwaltungsgebäude und Teile einer angrenzenden Halle ging an Lukas Sorek, einen Unternehmer aus Kaiserslautern.
Recht weit gediehen sind die Planungen schon bei der Pförtnerloge, die in Händen der PEG bleiben soll. Nach einem Wettbewerb im August 2017 soll der Entwurf des Büros HWR Architekten Ramsfjell aus Dortmund realisiert werden. Baubeginn ist voraussichtlich im Spätsommer nächsten Jahres.
Die Verpflichtung zur Baureifmachung der Flächen obliegt der Stadt, die diese an die PEG übertragen hat. Die PEG übernimmt zudem die öffentliche Erschließung, also etwa das Anlegen der Straßen. Das Entwässerungssystem wird von der Stadtentwässerung AöR errichtet.
Eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Pfaff-Areals kommt dem Projekt EnStadt:Pfaff zu. Das Projekt wurde im Rahmen der ressortübergreifenden Förderinitiative des Bundes „Solares Bauen / Energieeffiziente Stadt“ unter zahlreichen Bewerberstädten ausgewählt und hat das Ziel, basierend auf integrierten Konzepten, innovativen Technologien und sozialwissenschaftlichen Forschungen ein klimaneutrales Quartier auf dem ehemaligen Pfaff-Areal zu entwickeln. In einem Teilgebiet soll bis zum Jahr 2020 ein Reallabor-Zentrum entstehen, in dem digital gesteuerte Versorgungskonzepte erforscht und demonstriert werden, flankiert von sozialwissenschaftlicher Begleitung. Kickoff war im Oktober.
Wie kann ich mich über das Quartier informieren?
Der Start des zentralen Onlineportals www.pfaff-quartier.de steht nun unmittelbar bevor. Nutzer finden dort ab Mitte Dezember alle relevanten Informationen zum Pfaff-Areal, angefangen bei der Historie, bis hin zum aktuellen Stand der Entwicklung. Highlight wird ein komplettes digitales 3D-Modell des Geländes sein, wozu das komplette Areal noch vor Beginn der Rückbauarbeiten mit Spezialkameras aufgenommen wurde. Auch die Bauarbeiten werden sukzessive dokumentiert, so dass am Ende die Geschichte der Revitalisierung nahezu lückenlos erlebbar sein wird. Das 3D-Modell wird künftig frei im Internet zugänglich sein. In einer Installation auf dem Areal wird das Modell sogar mit einer Virtual-Reality-Brille erkundbar sein, womit man das Gebäudeensemble quasi hautnah erkunden kann.
Selbstverständlich wird die PEG auch im neuen Jahr wieder die beliebten Führungen auf dem Areal anbieten. Anfang kommenden Jahres soll zudem in einer weiteren Bürgerinformationsveranstaltung über den Stand der Dinge berichtet werden.