Karlsruhe – Bereits zum 30. Mal wurde Ende Oktober der Baum des Jahres ausgerufen. Für 2018 entschied sich die gleichnamige Stiftung für die Ess-Kastanie, auch Edel-Kastanie genannt. Damit steht im kommenden Jahr ein Baum im Mittelpunkt, der aufgrund seiner Früchte bei der Bevölkerung sehr beliebt ist, im Wald jedoch eher selten vorkommt – noch. Aus diesem Grund freut sich Ulrich Kienzler, der Leiter des Forstamts, besonders über diese Entscheidung: „Im Zuge des Klimawandels kann der Ess-Kastanie noch eine wichtige Rolle in unseren heimischen Wäldern zuteil werden. So ist zum Beispiel im Karlsruher Hardtwald in jüngster Zeit vermehrt eine natürliche Verjüngung dieser wärmeliebenden Baumart zu beobachten.“
Als freistehender Baum bildet die Ess-Kastanie häufig eine mächtige Krone und einen bis zu zwei Meter dicken Stamm aus, der in der Jugend noch glatt, im Alter dann gräulich tiefe Furchen aufweist. Gut zu erkennen ist sie auch an ihren länglichen, grob gezähnten Blättern oder an ihrer gelben Blütenpracht im Frühsommer. Aufgrund ihrer Ästhetik ist sie häufig in Parks und Gärten zu finden. Übrigens: Die Ess-Kastanie gehört zu den Buchengewächsen, hat also bis auf den Namen und den stacheligen Schutz der Früchte nichts mit der Rosskastanie gemein. Bekannt ist die Ess-Kastanie aber vor allem wegen ihrer leckeren Früchte, den Maronen, die heute auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen dürfen. Und auch in der Küche hält sie als Beilage, Suppe oder im Kuchen immer häufiger Einzug. Dabei hat der Baum mehr als nur seine Früchte zu bieten: Mit seiner besonderen leicht bitteren Note erfreut sich auch der Kastanienhonig großer Beliebtheit.
Sobald im Herbst die stacheligen Kugeln aufspringen, heißt es für Sammlerinnen und Sammler schnell sein. Denn auch viele Waldbewohner wie Wildschweine oder Eichhörnchen freuen sich über diesen nahrhaften Leckerbissen. „Die Ess-Kastanie ist eine große Bereicherung für unsere Wälder. Ihre Blüten und Früchte bieten Nahrung für Tiere und Insekten, ihr Strukturreichtum dient zahlreichen Bewohnern als Lebensraum und natürlich trägt sie als seltene Baumart zur Artenvielfalt zwischen Hauptbaumarten wie Buche und Eiche bei“, fasst Kienzler die Vorzüge zusammen.
Bereits die Römer kultivierten sie in Deutschland, wo sie in späteren Hungersnöten mehrfach das Überleben der Bevölkerung sicherte. Heute sind vor allem südwestdeutsche Regionen ihre Heimat, allen voran die badischen und pfälzischen Weinbauregionen. Und auch in Zukunft will man bei uns auf die Ess-Kastanie setzen: Die mediterrane Baumart ist sowohl wärme- als auch trockenheitsresistent und gilt daher als ein Gewinner im Klimawandel. Und dass ihr Holz besonders robust ist, wussten schon die frühen Winzer: Kastanienholz ist das ideale Material für Rebpfähle.
Wer den Baum des Jahres 2018 einmal genauer in Augenschein nehmen will, kann dies besonders gut im Schlossgarten tun. Dort steht direkt am See, leicht zu finden dank ihres mächtigen Stammes, die wohl älteste Ess-Kastanie Karlsruhes.