Karlsruhe – Die Triebfahrzeugführer der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) sind künftig alle mit Tablets im Führerstand unterwegs. Während der Fahrt dienen ihnen die Geräte als Ersatz für betriebliche Unterlagen, die sie bislang in Papierform mit sich führen mussten. Das sogenannte Fahrzeitenheft, das unter anderem die Ankunfts- und Abfahrtszeiten für die Haltestellen einer Zugfahrt enthält und dem Fahrer so als Fahrplan dient, gibt es jetzt als Datei. Außerdem liegen den Triebfahrzeugführern digitale Informationen zu zeitlich begrenzten Besonderheiten auf der Strecke vor – zum Beispiel sogenannte Langsamfahrstellen, die während Baustellen oder anderen betrieblichen Einschränkungen gelten.
Bis zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 sollen alle Mitarbeiter, die auf den Zweisystem-Strecken unterwegs sind, mit Geräten versorgt sein. Bis Mitte 2018 sollen dann die Tablets für die Strecken der S1 und S11 folgen. Die ersten Mitarbeiter testen ihre Tablets bereits. Während der Testphase liegen ihnen als Rückfallebene die betrieblichen Unterlagen zusätzlich in gedruckter Form vor.
Die AVG stattet ihre Fahrer als eines der ersten Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland mit Tablet-Computern aus, die auch während der Fahrt zu nutzen sind. „Diese Technik erspart uns eine Menge Verwaltungsaufwand und lässt uns deutlich schneller werden, gerade wenn es unterjährig aufgrund von Baustellen zu Fahrzeitanpassungen kommt“, erklärt Projektleiter Thomas König. Denn was bislang auf hunderten Seiten für jeden Fahrer ausgedruckt und mit großem Aufwand an alle Mitarbeiter im gesamten AVG-Gebiet verteilt werden musste, kann ihnen jetzt direkt digital zur Verfügung gestellt werden. Verschieben sich die Fahrzeiten wegen einer Baustelle, genügt eine entsprechende Anpassung im Programm. Neben der Nutzung während der Fahrt werden für den stationären Gebrauch außerdem Regelwerke und interne Informationen digital zur Verfügung gestellt. Ab voraussichtlich Mitte 2018 soll auf dem Weg zum digitalen Arbeitsplatz mit den Geräten und einer Anbindung an das Diensteinteilungsprogramm der AVG auch die Personaldisposition laufen.
„Rund 500 Geräte schaffen wir insgesamt an“, berichtet König. Das Unternehmen hat sich für iPads des Herstellers Apple entschieden. Mit iPads ausgestattet werden die eigenen AVG-Fahrer aber auch die Mitarbeiter der Stadtwerke Heilbronn, die für die AVG fahren. Jeder Fahrer erhält sein persönliches Gerät, das er in seiner Freizeit auch privat nutzen kann. „Wir verbessern hiermit die Prozesse deutlich, und stellen gleichzeitig unseren Beschäftigten ein sehr attraktives Gerät zur weitergehenden Verwendung zur Verfügung. Wir wollen unseren Mitarbeitern mit der Entscheidung für dieses Gerät und zur Möglichkeit der privaten Nutzung außerhalb der Arbeit auch zeigen, dass wir ihre Arbeit sehr wertschätzen“, ergänzt Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG.
Der Technik zugrunde liegt das Programm IVU.pad der Berliner IVU Traffic Technologies AG. Die Software sorgt für einen durchgängigen digitalen Workflow von der Planung bis zum Fahrpersonal. Mit seiner übersichtlichen und leicht bedienbaren Oberfläche unterstützt das IVU.pad die AVG-Fahrer optimal bei ihrer Arbeit, so dass sie sich noch besser auf den Verkehr konzentrieren können. Die IVU entwickelt seit über 40 Jahren mit mehr als 400 Ingenieuren integrierte IT-Systeme für den öffentlichen Verkehr. Heute zählt sie mehr als 500 Kunden weltweit, von der Berliner BVG bis hin zur kanadischen Staatsbahn.