Bad Kreuznach – „Freindche, wenn ich dich krien, dann gibt’s Gulasch“. So manchem Kreuznacher drohte Heinrich Karl Philipp Saam (1866 bis 1934) mit diesem Ausruf Schläge an. „De Gulasch“ war das erste Bad Kreuznacher Original, das die Mitarbeiter von Bussmer und Orben samt Sockel vom Kornmarktbrunnen holten. Alle Skulpturen wurden am Montag abgebaut. In der Werkstatt von Bussmer und Orben erfahren sie eine Frischzellenkur (Kosten rund 4000 Euro), so dass sie zur Einweihung des neugestalteten Kornmarktes, an ihrem neuen Standort mitten auf dem Platz in frischem Glanz erstrahlen. Mit dem Umgestaltungsarbeiten, etwa ein Jahr Bauzeit, wird im Februar/März 2018 begonnen.
Für Julius Orben hat dieser Auftrag etwas Nostalgisches. Der Seniorchef der Bad Kreuznacher Steinmetzfirma hatte gemeinsam mit dem Künstler Karl Steiner (1908-1984) vor über 40 Jahren die Originale auf dem Brunnen montiert. Die feierliche Einweihung des Originale-Brunnens, gespendet von dem Bad Kreuznacher Kaufmann und Stadtrat Adolf Müller (1891-1969) war am 19. Juli 1975. Die Skulpturen sind noch in einem guten Zustand, sagt der Fachmann Orben:
„Sie wurde in einer namhaften deutschen Gießerei hergestellt und haben einen hohen Kupferanteil.“
Gemeinsam mit seinem Sohn Marco überwachte Julius Orben den Abbau der Bronze-Figuren. Übrigens: Die Originale der Originale stehen vor Witterungseinflüssen gut geschützt im Ratskeller der Stadt Bad Kreuznach.
Die Originale:
„Es Brobecks Marri“
Maria Brobeck (1884 bis 1960) war Tochter eines Schulhausmeisters und Küsters, später selbständige Hausmeisterin. Als “Erziehungshelferin” soll sie der damaligen Schuljugend schon mal kräftige Ohrfeigen verabreicht haben. Als “Marri mit de Feierbloos” hat sie bis zur Einführung der elektrischen Signalgebung im Jahr 1929 die Feuerwehr mit ihrer “Tuut” alamiert.
„De Schutzmann Wiechert“
Gustav Hermann Wiechert (1849 bis 1916) war königlich-preußischer Polizeiwachtmeister und staatlicher Ordnungshüter. Obwohl nicht hier geboren, hatte er doch viel Gespür für die Kreuznacher Lebensart. Kleine Gauner wurden schon mal zu einem Glas Wein (“Remischen”) verdonnert. Wiechert galt auch als Schrecken der zänkischen Marktweiber.
„De Debbedee“
Fritz Braun (1870 bis 1943) ist das wohl bekannteste Bad Kreuznacher Original. Man kannte ihn als Zeitungsverkäufer ebenso wie als Theaterdiener, Platzanweiser oder Statist im ehemaligen Kurtheater. Der Name “Debbedee” rührt wahrscheinlich von einer Vereinsbegegnung mit Frankreich her, wo man ihn als “Député” (Abgesandter) begrüßte. Im Kreuznacher Dialekt hat Braun dies selbst “Debbedee” ausgesprochen.
„Es Gänzje“
Franz Ganz (1852 bis 1930) war ein selbständiger Wandermusiker, dessen Drehorgel Alt und Jung erfreute. Nachdem sein Leierkasten eines Tages seinen Dienst aufgab, zog “es Gänzje” mit der Kurbel seines vielgeliebten Musikinstrumentes symbolisch weiter von Haus zu Haus, wo die Leute in Erinnerung an frühere Zeiten weiter brav ihren Obulus entrichteten.
„De Gulasch“
Heinrich Karl Philipp Saam (1866 bis 1934) war bekannt durch seine Vorliebe für kräftig gewürztes, hausgemachtes Gulasch. Seinen Namen verdankte er aber eigentlich seinem gefürchteten Ausruf “Freindche, wenn ich dich krien, dann gibt’s Gulasch“, mit dem er so manchem Kreuznacher Schläge androhte.
Die Symbolfiguren „Katz, Hund und Ferkel“
Eine Katze soll “Brobecks Marri” treu auf ihren Alarmgängen begleitet haben. Die Hunde waren bei den Bauersfrauen auf dem Wochenmarkt gefürchtet, da sie dort des Öfteren an den aufgestellten Körben ihre Notdurft verrichteten und somit das Geschäft der Marktweiber vernichteten. Als kulinarische Spezialität der Region gilt schon seit jeher die “Spansau”, die im Herbst mit dem Federweißen serviert wird.