Baden-Baden. Der Beitrag des Schweizer Fernsehen (SRF) „Zwiespalt“ gewinnt den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste bei dem FernsefilmFestival in Baden-Baden. Die Begründung der Jury lautet: „Es ist keine Frage, dass wir in unruhigen Zeiten leben, dass viele Menschen um sicher Geglaubtes fürchten. In wieweit dies Fernsehfilme widerspiegeln, war eine der Fragen, die die Jury beschäftigten. In dem Fernsehfilm, den wir heute auszeichnen, stehen Personen im Zentrum, die Entscheidungen treffen, für die sie persönlich Verantwortung tragen. Drehbuchautorin Natascha Beller entwickelt zwei lebensnahe Charaktere, deren Lebenswirklichkeit der Film klug verknüpft und ungeschönt zeichnet. Regisseurin Barbara Kulcsar erzählt stilsicher und mit großem handwerklichem Können.“ In dem Psychodrama um einen forensischen Psychiater und einer Polizistin sind Isabelle Barth und Martin Rapold in den Hauptrollen zu sehen.
Zeitgleich zum Wettbewerb in Baden-Baden strahlte 3sat alle 12 Wettbewerbsfilme aus. Nun haben die Zuschauer von 3sat entschieden: „Zuckersand“ (BR/ARD Degeto/MDR) gewinnt den 3sat-Zuschauerpreis 2017. Regisseur und Drehbuchautor des Films ist Dirk Kummer, Ko-Autor ist Bert Koß. In dem Drama geht es um Freundschaft und wie die Phantasie Grenzen überwinden kann. In den Hauptrollen spielen Tilman Döbler, Valentin Wessely, Katharina Marie Schubert und Hermann Beyer. Andreas Bönte, Geschäftsführer ARD/3sat und Programmbereichsleiter Programmplanung vom BR, wird den Preis gemeinsam mit der Schauspielerin Brigitte Hobmeier heute Abend im Rahmen der Preisverleihung des FernsehfilmFestivals Baden-Baden überreichen. Die Schauspielerin spielte im Siegerfilm des vergangenen Jahres „Ein Teil von uns“ eine der zwei Hauptrollen.
Sonderpreise der Jury
Der diesjährige Sonderpreis für herausragende darstellerische Leistungen wird an das Ensemble Bibiana Beglau, Franziska Hartmann und Joachim Król verliehen. „Die drei Protagonisten in Jan Bonnys „Über Barbarossaplatz“ (WDR) lassen uns in drei verwundete Seelen blicken und zwingen uns, die Wohlfühlzone zu verlassen“ so die Begründung der Jury. „Bibiana Beglau spielt die Psychologin Greta als eine Frau, in der die Trauer um den Ehemann, der sich selbst getötet hat, allzu lange vergeblich versucht, die disziplinierte Fassade zu durchbrechen. Bibiana Beglau legt diesen Weg von Kontrolle zum Selbstverlust mit größter Virtuosität zurück. Franziska Hartmann spielt Stefanie, eine junge Frau zwischen Selbstzerfleischung und amoklaufender Sexualität, mit einer Intensität, wie sie auf deutschen Fernsehbildschirmen absolut ungewöhnlich ist. Zwischen diesen beiden weiblichen Extremfiguren bewegt sich Joachim Król als emeritierter Psychologieprofessor, dem es nicht gelingt, sich aus dem Schatten seines toten Übervaters zu befreien, mit ergreifender Rast- und Ratlosigkeit.“
Mit einem Sonderpreis für die Regie von „Katharina Luther“ (MDR/ARD Degeto/BR/SWR) wird Julia von Heinz ausgezeichnet. „Der Regisseurin gelingt es, die Figur der Katharina von Bora, deren Lebensumstände uns heute fremd sind, spannend für die Gegenwart zu erzählen. Der Film „Katharina Luther“ wird durch die Handschrift und Stilsicherheit der Regisseurin zu einer aufregenden Reise ins Spätmittelalter, die trotz eines ernst genommenen Bildungsauftrag vor allem eins schafft: uns zu unterhalten“, lautet die Begründung der Jury.
Zur Jury gehörten dieses Jahr unter dem Vorsitz von Bettina Reitz, Präsidentin der HFF München, die Journalistin und Moderatorin Bettina Böttinger, die Schriftstellerin und Essayistin Thea Dorn, der Schauspieler Burghart Klaußner und der Regisseur und Autor Christian Schwochow.
Die Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, der Hochschule für Fernsehen und Film München sowie der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF werden dieses Jahr keinen Preis der Studentenjury verleihen. Sie begründen ihre Entscheidung mit: „Ein Film, der von Studenten ausgezeichnet wird, muss als allerletztes perfekt sein. Er muss uns jedoch grundlegend begeistern und in die Zukunft weisen. Die Jury der Studierenden zog deshalb in diesem Jahr die Konsequenz keinen Preis zu vergeben. Uns trieb nicht Uneinigkeit zu dieser Entscheidung. Vielmehr war es die Erkenntnis, dass nicht ein einziger Film auch nur ein einziges Jurymitglied wirklich zu begeistern vermochte.“