Karlsruhe – Dem Jugendhilfe- und Sozialausschuss wurde in seiner jüngsten Sitzung am 11. Dezember 2017 über die Initiative der Kreisverwaltung berichtet, um die Behandlungssituation seelisch behinderter Kinder und Jugendlicher sowie erwachsener psychisch kranker und behinderter Menschen zu verbessern. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zeigte auf, dass sich die Zahl der Anträge auf ambulante Eingliederungshilfen von 130 im Jahr 2010 auf 290 im Jahr 2016 mehr als verdoppelt haben. Die stationären Eingliederungshilfen sind in diesem Zeitraum von 42 auf 85 in ähnlichem Maß gestiegen. Hinzu kommt, dass eine erhebliche Zahl traumatisierter minderjähriger Flüchtlinge mit stationärem Behandlungsbedarf deutlich unterversorgt bleibt.
Während sich die Kreisverwaltung planerisch, strukturell und vor allem finanziell engagiert hat, stehen für die Stadt und den Landkreis Karlsruhe lediglich 24 stationäre und 12 tagesklinische Plätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Städtischen Klinikums Karlsruhe zur Verfügung, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt ist. Aus diesem Grund wandten sich Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup gemeinsam an Sozialminister Manfred Lucha und regten im Rahmen der Krankenhausbedarfsplanung ein Sofortprogramm für den Ausbau der klinischen und tagesklinischen Angebote im Stadt- und Landkreis Karlsruhe an, verbunden mit der Bitte, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg darauf zu drängen, die bestehende Unterversorgung im Bereich der niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater bzw. –Psychotherapeuten zu beseitigen.
Auch die Zahl der erwachsenen psychisch kranker und seelisch behinderter Menschen, die Leistungen der Eingliederungshilfe in Anspruch nehmen, ist angestiegen: von 502 im Jahr 2010 auf 746 im Jahr 2016. Der Landkreis Karlsruhe hat durch den Ausbau ambulanter, teilstationärer und stationärer Angebote dafür Sorge getragen, dass soziale und berufliche Inklusion möglich wurde. Dem gegenüber stehen im Städtischen Klinikum Karlsruhe nur 205 Betten und 20 Plätze in der Tagesklinik sowie 15 tagesklinische Plätze für Ältere, was Aufnahmen aus dem Landkreis nur in seltenen Fällen zulässt. Wohnortnah stehen im nördlichen Landkreis Karlsruhe nur 25 Betten und 15 tagesklinische Plätze in Bruchsal in Trägerschaft des Zentrums für Psychiatrie Nordbaden zur Verfügung. Der südliche bzw. südöstliche Landkreis wird wohnortfern durch das Zentrum für Psychiatrie Nordschwarzwald in Calw-Hirsau abgedeckt. Die 87 stationären und 11 tagesklinischen Plätze im SRH-Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach tragen nicht zu einer wesentlichen Entspannung bei, weil dieses Angebot für einen überregionalen Bedarf ausgerichtet ist. Ähnliches gilt für die 18 Plätze für ältere psychisch kranke Menschen in Ettlingen in Trägerschaft des Städtischen Klinikums Karlsruhe, die überwiegend die Versorgung kranker Menschen aus den südlichen Karlsruher Stadtteilen sicherstellen. Vor dem Hintergrund von nahezu 200 traumatisierten und psychisch kranken Flüchtlingen und der bereits bisher bestehenden Mangelsituation ist es zwingend, dass auch im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie ein Ausbau stattfindet, zumal die Sozialpsychiatrischen Dienste im Landkreis Karlsruhe bereits heute überdurchschnittlich ausgelastet sind, weshalb es unumgänglich ist, auch diese Kapazitäten auszuweiten. Für die Finanzierung der Sozialpsychiatrischen Dienste in Trägerschaft der Caritasverbände Bruchsal und Bretten sowie des Diakonischen Werkes für den Landkreis Karlsruhe wurde der letztjährige Haushaltsansatz von ca. 601.000 EUR um 110.000 EUR auf 711.621 EUR erhöht. Der Jugendhilfe- und Sozialausschuss begrüßte die Initiative der Kreisverwaltung und beauftragte sie ausdrücklich, gegenüber dem Ministerium für Soziales und Integration auf Verbesserungen zu drängen.