Mannheim – Die Stadt Mannheim verstärkt ihren Kampf gegen Kinderarmut und will hierzu im kommenden Jahr eine Koordinierungsstelle „Mannheim gegen Kinderarmut“ einrichten. Das Land unterstützt das Projekt mit 200.000 Euro. „Ich freue mich über Unterstützung des Landes, die es uns ermöglicht, ein systemübergreifendes Konzept der Armutsbekämpfung aufzulegen“, betont Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb.
Integriertes Konzept zur Bekämpfung von Kinderarmut
Die Aufgabe der Koordinierungsstelle ist es, ein integriertes Handlungskonzept zur Bekämpfung von Kinderarmut in Mannheim zu entwickeln und die vorhandenen Hilfeangebote für Familien mit Hilfebedarf in einem Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut zu bündeln. Im Sinne einer funktionierenden Präventionskette sollen von Kinderarmut bedrohte oder bereits betroffene Familien möglichst früh identifiziert und an das Unterstützungs- und das Gesundheitssystem angegliedert werden. Hierzu wird beispielsweise an der Schnittstelle Jugendhilfe/ Gesundheitswesen ein Screening bei allen Neugeborenen und deren Eltern entwickelt und an den Mannheimer Geburtskliniken umgesetzt. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten intensiviert, um deren Kompetenzen und Zugangswege zu den Familien mit kleinen Kindern besser einzubeziehen und die Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen durch die Zielgruppe zu steigern.
Des Weiteren erfolgt eine Verknüpfung mit einem stadtteilorientierten Gesamtkonzept zur Gesundheitsförderung. Im Sinne des Leitgedankens „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen“ sollen die Auswirkungen eines stadtteilorientierten Gesamtkonzeptes zur Gesundheitsförderung auf die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern, die von Armut bedroht sind bzw. bereits von Armut betroffen sind, festgestellt werden. Dabei wird auch die kleinräumige Wirksamkeit des Präventionsnetzwerkes und des Screenings in Geburtskliniken betrachtet.
Ziel dieses Vorgehens ist es, von Armut bedrohte Familien zu identifizieren, die Situation der Kinder, die in Armut leben, zu verbessern, eine Mitnahme der Armut in das Erwachsenenleben verhindern, langfristig den Anteil der Mannheimer Kinder, die in Armut leben, zu reduzieren und Kinderarmut als übergeordnetes Thema in einer integrierten Planung zu etablieren. „Unser Ansatz, dieses Thema mit dem der Gesundheit zu verbinden, ist außergewöhnlich, aber doppelt sinnvoll: Denn Gesundheit ist ein Thema, das eng mit Bildungserfolg verknüpft ist. Über diesen systemischen Ansatz sind die Eltern gut zu erreichen“, erläutert Dr. Freundlieb die Hintergründe.
„Kein Kind darf verloren gehen“
Die Bekämpfung von Armut in Mannheim sieht die Stadt Mannheim als eine ihrer vorrangigen Aufgaben an. Im Jahr 2017 wurde daher das strategische Handlungsfeld „Bekämpfung von Armut und Armutsrisiken“ ausgerufen. Bereits im Jahr 2010 hat die Stadt Mannheim unter der Prämisse „Kein Kind darf verloren gehen“ eine Bildungsoffensive angestoßen. Die damaligen städtischen Aktivitäten und die ihrer Kooperationspartner wurden in eine lebensphasenorientierte Bildungskette einsortiert und mit dem Fokus auf den gelingenden Bildungserfolg und Einstieg ins Berufsleben auf Lücken und Anschlussschwierigkeiten an relevanten Schnittstellen analysiert. Wo nötig, wurden Angebote und Maßnahmen implementiert.
Nun wird die Stadt Mannheim die Koordinierungsstelle „Mannheim gegen Kinderarmut“ einrichten und hatte hierzu auf Vermittlung ihres Kontaktbüros zur Landesregierung einen entsprechenden Antrag auf Projektförderung beim Sozialministerium gestellt. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr befristet. Es wird vom Mannheimer Institut für Public Health (MIPH) begleitet und evaluiert.