Heppenheim – Die Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim erweitert ihr Leistungsspektrum. Die Geburt soll zu dem zurückgeführt werden, was sie ist: Ein sehr persönliches Ereignis. Ab kommendem Jahr werden in dem Krankenhaus in Heppenheim Geburten in einem so genannten Hebammenkreißsaal möglich sein. Was wie eine räumliche Neuerung klingt, ist weit mehr wie dies: Es ist ein Konzept, das die Intimität der häuslichen Geburt ins Krankenhaus holt, ohne dabei die medizinische Sicherheit einer Klinik aufzugeben. Gefördert wird die physiologische, die natürliche Geburt.
Die verkürzte und so gebräuchliche Begrifflichkeit Hebammenkreißsaal steht für hebammengeleiteter Kreißsaal. Hebammen verantworten den Betrieb des Kreißsaals und sind erste Ansprechpartner der werdenden Eltern. Die Mutter wird während der Geburt vom ersten Moment an durchgängig von Seiten der Hebammen begleitet und umsorgt. Ärzte bleiben, anders wie gewöhnlich bei Krankenhausgeburten, im Hintergrund, sind im Falle einer Komplikation aber sofort zur Stelle. Der Hebammenkreißsaal schließt so eine Lücke zwischen der Hausgeburt und der klassischen Krankenhausgeburt.
Knapp ein Jahr haben die Vorbereitungen zur Umsetzung des Konzepts gedauert. Ab Mitte Januar soll die Idee Wirklichkeit werden. Voraussetzungen zur Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal sind eine risiko- und komplikationsfreie Schwangerschaft und die Prognose eines ebenso risiko- und komplikationsfreien Gebärens. Alexandra Daum, unter deren Federführung die Neuerung am Kreiskrankenhaus realisiert wird, sagt: „Das Konzept orientiert sich an den Bedürfnissen der Frau bei der Geburt und lässt sehr viel Raum für Individualität. Gefördert wird die physiologische, die natürliche Geburt.“ Zugleich betont die erfahrene Hebamme, dass alle bereits existierenden Angebote in der Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße weiter Bestand haben.
Schon jetzt erfährt das Krankenhaus von Elternseite viel Interesse an der Idee des Hebammenkreißsaals, und auch bei den Hebammen ist die Zustimmung groß. Das Team ist im Hinblick auf die Neuerung erweitert worden, da das Konzept mehr Arbeitszeit und damit mehr Personal erfordert. Mit der Ausdehnung ihrer Verantwortlichkeit finden die Hebammen zurück zum Kern ihres Berufs und ihrer Berufung. Die administrativen und organisatorischen Aufgaben, die in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr Zeit in Anspruch genommen haben, rücken in den Hintergrund. Für die Hebammen heißt es nun wieder an vorderster Stelle mit all ihrem Wissen und Können ganz für die werdenden Mütter da zu sein. Alexandra Daum weiß: „Viele Hebammen wollen wieder so arbeiten.“
Im Kreiskrankenhaus Bergstraße wird das Projekt von allen Verantwortlichen in engem Schulterschluss getragen. Mit zu den Motoren in der Umsetzung gehören die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Ursula Hurst, wie die Pflegedienstleiterin Christine Faschingbauer. Eine Projektgruppe, in der die beiden Führungskräfte sowie Alexandra Daum gemeinsam mit weiteren Hebammen vertreten waren, hat in den zurückliegenden Monaten die Grundlagen sowie den Rahmen für das Konzept erarbeitet. Zudem standen mehrere Fortbildungsveranstaltungen für das Team der Geburtshilfe auf der Agenda. Die Vorgaben für die Neuerung kommen vom Deutschen Hebammenverband. Wie die praktische Umsetzung funktioniert, schaute sich eine Delegation aus dem Kreiskrankenhaus Bergstraße schon frühzeitig im Krankenhaus in Herrenberg an.
In der Region übernimmt das Kreiskrankenhaus Bergstraße mit dem hebammengeleiteten Kreißsaal eine Vorreiterrolle. Auch deutschlandweit ist das Konzept noch eine Besonderheit. Bislang gibt es erst 17 Krankenhäuser, in denen Vergleichbares verwirklicht wurde.