Wiesbaden: „Nadia Perlov / Lost PARDESS – Maybe Paradise“ vom 19. Januar bis 25. Februar

Eröffnung: 18. Januar 2018, ab 18 Uhr

Nadia Perlov / Lost PARDESS - Maybe Paradise, 2017, Video, 16:30 min, Courtesy und ©: Die Künstlerin
Nadia Perlov / Lost PARDESS - Maybe Paradise, 2017, Video, 16:30 min, Courtesy und ©: Die Künstlerin

Wiesbaden – Die Orange als Ausdruck der zerrissenen israelisch-palästinensischen Gesellschaft wird in Nadia Perlovs (*1990, Tel Aviv) Video Lost PARDESS – Maybe Paradise in neue Kontexte eingeführt und setzt sich damit auf abstrakte Weise mit der jüngeren Geschichte des israelisch-palästinensischen Gebiets auseinander. Durch den Einsatz von Versatzstücken aus historischen Kulturproduktionen entsteht eine visuelle und musikalische Collage, die kulturelle Gegebenheiten hinterfragt, indem sie mit den ihnen zugrunde liegenden Konzepten experimentiert.

Die Orange ist Symbol für den israelischen Nationalstolz, steht jedoch gleichzeitig für Zerstörung, Schmerz und Leid, resultierend aus der israelisch-palästinensischen Geschichte. Die besonderen Eigenschaften der Zitrusfrucht werden durch die Künstlerin angepriesen, dabei wirkt sie wie die Protagonistin einer absurden Werbesendung. Nadia Perlov bedient sich an Zitaten aus israelischen Werbeslogans, Kinderbüchern, Popsongs und Theatershows, die sich mit dem Thema der israelischen Orange beschäftigen.

Bereits der Titel Lost PARDESS – Maybe Paradise verweist auf die Ambivalenz der Symbolik der Orange. „Pardess“ bedeutet im Persischen, Arabischen und Hebräischen „Orangengarten“ – der verlorene Orangengarten des Titels birgt aber gleichzeitige auch die Möglichkeit eines Paradieses. Das Bild des „Goldenen Apfels“ Israels findet seinen Anfang zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der britischen Kolonie Palästina, in der arabische und jüdische Menschen als Nachbarn und Geschäftspartner zusammen lebten und arbeiteten. Beide Gemeinden kooperierten in den Orangenfeldern der Hafenstadt Jaffa, heute Tel-Aviv-Jaffa. Vermutlich war dies ein Ergebnis der britischen Vision, dass es unter ihrer Verwaltung ein gemeinschaftliches Leben geben würde. Die Vorstellung der Kolonialherren einer gesellschaftlichen Kooperation fand seinen symbolischen Ausdruck in der Frucht der Orange, die als Zeichen für Modernität und Qualität nach Europa gebracht werden sollte.

Nach der Proklamation des Staates Israel im Jahre 1948 geriet diese kollektive Erinnerung an Gemeinschaft und Gleichheit in Vergessenheit. Der neue israelische Staat übernahm die Orangenfelder, um die Produktion der Jaffa-Orangen neu zu definieren und als israelische Marke zu entwickeln.

Über die Künstlerin

Nadia Perlov (*1990, Tel Aviv) studierte nach einer Ausbildung zur Tänzerin in Tel Aviv und Rotterdam bis 2015 an der Bezalel Academy for Arts and Design in Jerusalem und bis 2017 an der Städelschule Frankfurt am Main in der Klasse von Judith Hopf.

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wird institutionell gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Zur Ausstellung

Führungen
Jeden Sonntag, 15 Uhr und auf Anfrage

Espresso
Kurzführung in der Mittagspause mit Espresso Jeden Dienstag, 12.45 bis 13.15 Uhr

Kinder mittenDRIN
Für alle / mit den „Kunst-Koffern“
Samstag, 27. Januar und 24. Februar 2018, 11 bis 13 Uhr

Wilhelms Wanne
Ein interaktiver Rundgang durch die Ausstellung / von 8-88 Jahren Samstag, 20. Januar und 17. Februar 2018, 15 bis 17 Uhr

Finissage
Sonntag, 25. Februar 2018, 15 bis 18 Uhr

Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Wilhelmstraße 15
65185 Wiesbaden