Frankfurt am Main – (pia) Frankfurt kann sich bis zum Jahr 2050 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen und die klimaschädlichen CO2-Emissionen gegenüber 1990 um mindestens 95 Prozent senken. Auch ohne Erdöl, Kohle und Erdgas bleibt die Stromversorgung stabil, die Industrie kann weiter prosperieren, alle Häuser werden warm und die Stadt bleibt mobil. Dies bestätigt eine Machbarkeitsstudie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP), die am Freitag, 24. Juli, vom Magistrat verabschiedet wurde.
Als eine der ersten deutschen Städte legt Frankfurt damit einen konkreten Fahrplan für die „Dekarbonisierung“ vor, die Überwindung des fossilen Zeitalters. Der Umstieg auf erneuerbare Energien wird auch positive wirtschaftliche Effekte für die Stadt und Region haben. „Jedes Jahr fließen bisher noch rund 1,8 Milliarden Euro aus Frankfurt am Main in die Öl-, Gas- und Kohleförderländer ab“, erklärte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig: „Diese Wertschöpfung wird künftig Firmen, Kommunen und Bürgern im Rhein-Main-Gebiet zugutekommen.“
Frankfurt hat sich zum Ziel gesetzt, den Energiebedarf bis Mitte des Jahrhunderts zu halbieren. Die verbleibende Hälfte soll aus kommunalen und regionalen erneuerbaren Energien kommen. Ob diese ambitionierten Klimaschutzziele mit dem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ erreicht werden können, prüfte das Institut in seiner Machbarkeitsstudie.
„Masterplan 100% Klimaschutz“ ist mach- und finanzierbar
Die Experten untersuchten hierfür die energetische Ausgangslage der Stadt. Im nächsten Schritt wurden die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr analysiert, jeweils im Hinblick auf Einsparpotenziale sowie Einsatzmöglichkeiten von erneuerbaren Energien. Ebenfalls unter die Lupe genommen wurden die Finanzströme in Frankfurt und der Region für Energie und die positiven Effekte für die Wertschöpfung und Beschäftigungslage, die durch eine Umlenkung geschaffen werden können. Das Fraunhofer Institut hat darüber hinaus in der Studie Referenz- und Machbarkeitsszenarien für Frankfurt bis 2050 entwickelt. In ihrem Fazit kommen die Experten zu dem Schluss, dass die oben genannten Klimaschutzziele der Stadt 2015 mit dem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ realisierbar sind und die Energieversorgung auch in Zukunft gesichert sein wird.
„Die komplette Energiewende ist keine Utopie“, sagte Stadträtin Heilig: „Frankfurt hat seit 1990 bereits eine Senkung der CO2-Emissionen pro Kopf um 15 Prozent erreicht und das bei einer Zunahme der Büroflächen um mehr als 80 Prozent und einer Steigerung der Wirtschaftskraft um mehr als 50 Prozent“. Als eine von 19 Masterplan-Kommunen gehöre Frankfurt nun zu den Klimaschutz-Vorreitern in Deutschland und auf europäischer Ebene.
Ausblick: Maßnahmen für kurz-, mittel- und langfristige Zielerreichung
Der „Masterplan 100% Klimaschutz“ dient als Fahrplan für die Klimaschutzaktivitäten für die kommenden Jahre. Gemeinsam mit den Experten des 2014 gegründeten Klimaschutzbeirats und unter Einbindung von Unternehmen, Institutionen sowie der Bürger gilt es im nächsten Schritt, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln. Hierbei ist es wichtig, Maßnahmen unterschiedlicher Laufzeit geschickt zu kombinieren.
So laufen bereits Projekte und Maßnahmen, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu weiteren Teilerfolgen auf dem Weg zu den Klimaschutzzielen führen werden. Beispielsweise hat das Energiereferat der Stadt ein breites Energieberatungsangebot für Haushalte, Unternehmen und kulturelle Einrichtungen entwickelt und aufgebaut, das stark nachgefragt wird.
Parallel werden schon heute Forschungs- und Innovationsprojekte angestoßen, die erst später – in 15 bis 20 Jahren – ihre Wirkung entfalten werden. Gerade im Bereich der Energiespeicherung ist es wichtig, frühzeitig die Entwicklung neuer Lösungen voranzutreiben.
Die komplette Machbarkeitsstudie ist im Internet unter http://www.masterplan100.de/kacheln/masterplan-100-klimaschutz-frankfurt… einsehbar.