Karlsruhe – Die Außenanlage der Altersresidenz für Asiatische Elefanten wird vergrößert, am heutigen Montag (15. Januar 2017) ist mit dem Umbau im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe begonnen worden. Zunächst muss das alte Südamerikahaus abgerissen werden. „Es ist marode, eine Sanierung hätte sich wirtschaftlich nicht gerechnet“, erläutert Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt. Die Anlagen im Südamerikahaus hatten eine völlig veraltete Technik, auch die Bausubstanz selbst hat ihre besten Tage längst hinter sich.
Papagei Rosalinda ist mit Partnerin Rubin ins Exotenhaus umgezogen
„Alle Tiere von dort haben wir im Zoo unterbringen können“, so der Zoochef. Der berühmteste Bewohner, Ara Douglas, besser bekannt als der Original Papagei Rosalinda aus dem Kinderfilm Pippi in Taka-Tuka-Land, ist zusammen mit Partnerin Rubin ins Exotenhaus umgezogen. „Das ist ein echter Gewinn, sowohl für Rosalinda als auch für unsere Zoogäste“, ist sich Reinschmidt sicher. Beiden Hellroten Aras wurde ein großes Klettergerüst bei den Riesenschildkröten gebaut. „Da die Schildkröten nur den Boden nutzen, lag es nahe, dort den Papageien im ersten Stockwerk einen neuen Lebensraum zu schaffen. Zwischen Besuchern und Papageien ist jetzt auch keine Scheibe oder Gitter mehr, das Tiererlebnis so noch intensiver“, berichtet Reinschmidt.
Im Südamerikahaus sind jetzt keine Tiere mehr, die Handwerker haben das Kommando übernommen. Aktuell sind die Elektriker der Stadtwerke vor Ort. Der Rückbau der gesamten Elektrik steht zuerst an. „Es ist insgesamt mehr ein Rückbau als ein Abriss des Hauses“, erläutert Eva Kaltenbach, die als Architektin den Bereich Bau und Technik beim Zoo leitet: „Der gesamte Bereich bis fast zum Kanal wird Teil der neuen Außenanlage.
Außenanlage mit mehr als 3.000 Quadratmeter Fläche
Derzeit verfügt der Zoo über etwa 1.000 Quadratmeter Außengehege. Nach Abschluss der Umbauarbeiten werden es mehr als 3.000 Quadratmeter sein. Die vorhandenen Beläge wie Pflaster, Asphalt, Beton, Sand und Rasen sollen weitgehend erhalten bleiben, um den Elefanten Böden mit unterschiedlichen Härten anzubieten. Auch die auf dem Gelände wachsenden Bäume bleiben erhalten und sollen den Tieren in Zukunft als zusätzliche Schattenplätze dienen.
Mitten im neuen Gelände wird ein künstlicher Baum errichtet, der Versorgungsanschlüsse für Wasser, Strom und Bedienungstechnik beinhaltet. „Um bei der Erweiterung die Bedürfnisse von Tieren, Pflanzen und Besuchern gleichermaßen zu berücksichtigen und einen echten Hingucker zu schaffen, haben wir auch einen kleinen Wasserfall für die Elefanten und Seilzuganlagen eingeplant“, sagt Kaltenbach.
Da in der Altersresidenz für Asiatische Elefanten auch in den kommenden Jahren neue Tiere aus Zirkussen und Zoos aufgenommen werden sollen, entstehen mit der Größe der Anlage auch neue Möglichkeiten, wenn Tiere an die bestehende Gruppe herangeführt werden sollen. Dieser Prozess kann teilweise Monate dauern. Die Tiere können sich so kennenlernen, ohne sofort direkt aufeinander zutreffen. Bei der Altersresidenz handelt es sich nicht um eine homogene Herde, sondern um Tiere, die sich davor meist noch nicht kannten. Außerdem wird eine Spezialwaage in das Außengelände integriert, um so das genaue Gewicht der Elefanten bestimmen zu können.
Zoogäste können sich auf ganz neue Einblicke freuen. Eine Art Tribüne lädt zum Verweilen und Beobachten der Tiere aus unterschiedlichen Perspektiven ein. Die neue Wegeführung sieht eine direkte Verbindung zwischen der Brücke am Gondolettakanal und dem Fußweg am Lauterberg vor. Dazu wird eine neue kleine Brücke über den Bach errichtet.
Auch die Flusspferde profitieren vom Außengelände
„Wir bauen aber nicht nur für die Elefanten diese Anlage“, erläutert Reinschmidt. Wenn die Elefanten am späten Nachmittag ins Haus gehen, dürfen die Flusspferde das große Außengelände nutzen. „Es sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die tagsüber meist nur dösen. Werden sie dann gegen Abend aktiv, bewegen sich die Tiere gern. So können wir mit einer Anlage und wechselndem Tierbesatz beiden Arten deutlich mehr Raum bieten.“
Für die gesamte Baumaßnahme sind 1,29 Millionen Euro eingeplant. Das ist etwas mehr, als in den Ursprungsplanungen des Zookonzepts geschätzt wurde. Bei der genaueren Kalkulation zeigte sich schnell, das die erste Schätzung nicht reichen würde. Zudem ist es derzeit aufgrund der hohen Auslastung der Handwerksbetriebe nicht einfach, günstige Angebote einzuholen. Um die Mehrkosten zumindest teilweise zu kompensieren, wird vorerst der Bau eine Auerhuhnanlage am Lauterberg zurückgestellt.
Auch während der Bauphase sind die Elefanten für die Zoogäste zu sehen. Das alte Südamerikahaus ist derzeit von einem großen Bauzaun abgesperrt, die Wege sind teilweise benutzbar. „Wir versuchen, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, werden je nach Bauphase die Absperrungen anpassen“, berichtet Kaltenbach. Der Platz vor der bestehenden Außenanlage muss gesperrt werden, der Treffpunkt für Führungen wurde deshalb ans Giraffenhaus verlegt. Die kommentierte Fütterung der Elefanten ist aktuell im Haus zu erleben. Die Tiere sind während der Bauzeit zudem auf der Außenanlage von der Stadtgartenseite her sichtbar. Bis zum Herbst soll der Umbau abgeschlossen sein.