Karlsruhe – Oberwiesenthal ist der traditionelle Auftakt im Wettkampfkalender der baden-württembergischen Kanu-Rennsportler. In diesem Jahr standen vom 02. bis 10. Januar 2018 insgesamt 23 Kanuten aus der gesamten Region auf den Langlaufskiern. Davon stellten die Rheinbrüder Karlsruhe mit zehn Teilnehmern wie so oft das größte Team. Was alle Leistungssportler durch die Bank und über die Altersgrenzen hinweg vereint, ist die Tatsache, dass sie sich mit einem intensiven Ausdauertrainingslager bestens auf die Saison vorbereiten wollen.
Einige von ihnen streben darüber hinaus, bei den nationalen Qualifikationswettkämpfen im Junioren- und Leistungsklassebereich, einen Platz in einem Nationalteam an.
Die Schneebedingungen waren zu Beginn des Trainingslagers perfekt, so dass die Kanuspezialisten ihr drei- bis vierstündiges Langlauftraining am Tag auf verschiedenen Loipen abspulen konnten. Saeid Fazloula, der nach seiner Startfreigabe nun in diesem Jahr für Deutschland starten möchte, stand dabei erst das zweite Mal auf Skiern. „Im Iran habe ich das nicht gelernt“, gibt er grinsend zu und verrät weiter, dass er immer besser wird und es ihm, solange er nicht hinfällt, richtig gut gefällt. Seine Teamkameraden Jan Bechtold und Isabel Friedt, die sich 2018 für die U23 bzw. Studenten-WM qualifizieren möchten, zählen da schon eher zu den „alten Hasen“ auf den Skating-Brettern. „Mir macht das Skifahren richtig viel Spaß und ich befasse mich auch wirklich mit der Technik, damit ich sicher und schnell unterwegs bin“, freut sich die deutsche Marathonmeisterin von 2017 Isabel Friedt, für die es einfach eine tolle Abwechslung gegenüber den 50 Wochen Kanufahren im Jahr ist. Sie gibt jedoch auch zu, dass sie die vier Stunden auf Ski, plus eine Kraft- oder Schwimmeinheit am Tag so anstrengen, dass „ein Mittagsschlaf unbedingt sein muss.“ Das vernahm Bechtold eher neidisch, er bereitete sich in Oberwiesenthal nebenher auf die anstehende Uni-Klausurphase vor und kann deshalb „nicht mehr als einen kurzen Power-Nap am Nachmittag einlegen.“
Das Trainingslager machte allen Kanuten, trotz der hohen Belastung viel Spaß und jeder betonte die super Stimmung im Team. Dies gefiel auch den beiden Junioren-Neuzugängen Greta Köszeghy und Monika Plesa. Letztere findet den Fun-Faktor im Trainingslager sogar besonders wichtig. Die 16-Jährige kann dem Skifahren allerdings nicht ganz so viel abgewinnen und freut sich deshalb schon wieder auf die Wassereinheiten.
Ausdauerspezialist Alexej Karle ist bereits zum zweiten Mal im Erzgebirge und möchte dort wie seine beiden Kolleginnen ebenfalls die notwenigen Grundlagen für eine erfolgreiche Qualifikation für die Junioren WM oder EM legen. „Wir haben immer gute Erfahrungen mit einem unspezifischen Saisonstart gemacht, es bringt einerseits oft einen enormen Konditionsschub und macht andererseits wieder Lust aufs Wasser“, analysiert Rheinbrüder Cheftrainer Detlef Hofmann.
Für den 15-jährigen Canadierfahrer Tim Bechtold, der im April in Barcelona Deutschland im Rennen um ein Ticket für die Jugend Olympiade vertreten wird, bedeuten Trainingslager generell Abwechslung vom Schulalltag. Zusammen mit seinen Vereinskamerad Miko Herrmann und den deutschen Schülermehrkampfmeistern Nicola Höninger und Gesine Ragwitz, die beide ihre Langlauf Premiere in Oberwiesenthal hatten, will er sich genau wie das Kajak-Trio bestens auf die Saison vorbereiten, um nicht nur bei der wichtigen Qualifikation, sondern auch beim nationalen Highlight, den Deutschen Meisterschaften in Hamburg, im August um Medaillen fahren zu können. Das Wetter in Oberwiesenthal hatte in der zweiten Hälfte jedenfalls schon einmal Hamburger-Verhältnisse an den Tag gelegt: bei Nebel, Regen und Temperaturen knapp am zweistelligen Bereich bedeutete dies Tauwetter und war genauso wenig beliebt, wie bei Meisterschaften in der Hansestadt. Doch Oberwiesenthal ist auch deshalb der perfekte Jahresauftakt, da die Kanuten bei schlechten Schneeverhältnissen ins Skistadion ausweichen dürfen. Dort „kreiseln“ die Athleten dann ihre Trainingszeit ab und freuen sich nochmals ein Stück mehr in ihrer Sportart geradewegs ins Ziel zu fahren.