Heidelberg – Das Thema Stressbelastung steht im Mittelpunkt einer fächerübergreifenden Diskussion, die das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg am Donnerstag, 25. Januar 2018, veranstaltet. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde „Immun gegen Stress?“ widmen sich dem Spannungsfeld von individueller Gesundheitsfürsorge und gemeinschaftlicher Verantwortung für förderliche Lebensbedingungen. Es diskutieren der Psychiater Prof. Dr. Martin Bohus, der Neurowissenschaftler und Psychologe Prof. Dr. Peter Kirsch sowie die Wirtschafts- wissenschaftlerin Prof. Dr. Christiane Schwieren. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Marsilius kontrovers“, die gesellschaftlich relevante Fragen der interdisziplinären Forschung stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken will. Kooperationspartner ist die Rhein-Neckar-Zeitung.
Die gesellschaftliche Diskussion der vergangenen Jahre vermittelt den Eindruck, dass die Stressbelastung des Einzelnen und als Folge davon stressbedingte Erkrankungen kontinuierlich zunehmen. Die individuelle Widerstandsfähigkeit gegen Stress, die sogenannte Stress-Resilienz, ist in vielen Arbeitszusammenhängen ein wichtiges Thema und in manchen Bereichen bereits ein bedeutendes Kriterium für die Auswahl von Mitarbeitern. Die Forschung hat biologische und psychologische Merkmale identifiziert, die mit einer erhöhten Resilienz einhergehen. Wie die Organisatoren der Veranstaltungsreihe „Marsilius kontrovers“ erläutern, kann eine solche Betonung der persönlichen Belastbarkeit jedoch zu einer Individualisierung der Verantwortung für die Bewältigung stressreicher Arbeits- und Lebensbedingungen führen. Unternehmen, Staat und Gesellschaft werden damit aus ihrer Verantwortung für eine gesundheitsförderliche Umwelt genommen. Mit den Fragen, die sich aus diesem Spannungsfeld ergeben, beschäftigen sich die Teilnehmer der Diskussionsveranstaltung.
Martin Bohus ist Direktor des Instituts für Psychiatrische und Psychosomatische Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (ZI) und Autor eines Resilienzprogramms, das eine Krankenkasse derzeit ihren Mitgliedern anbietet. Ebenfalls am ZI ist Peter Kirsch tätig. Er leitet dort die Abteilung Klinische Psychologie und befasst sich aus neurowissenschaftlicher und psychologischer Sicht mit Stress und Resilienz. Christiane Schwieren forscht am Alfred- Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Heidelberg zur Wechselwirkung von Stress und ökonomischen Faktoren. Prof. Kirsch und Prof. Schwieren sind derzeit Fellows am Marsilius-Kolleg.
Die Veranstaltung „Immun gegen Stress? Resilienz als Privatsache oder Gemeinschaftsaufgabe“ findet im Hörsaal des Marsilius-Kollegs, Im Neuenheimer Feld 130.1, statt und beginnt um 18 Uhr.