Worms – Mit den Festspielen 2018 übernimmt Nico Hofmann bis zum Sommer 2022 für weitere fünf Jahre die Intendanz der Nibelungen-Festspiele in Worms. Für diese Zeit wird ihn der Dramaturg Thomas Laue als Künstlerischer Leiter begleiten.
Die kommenden fünf Jahre sollen als Gesamtzeitraum betrachtet werden, um größere Planungssicherheit zu gewinnen und eine stärkere künstlerische Lesbarkeit und Fokussierung der Nibelungen-Festspiele zu erreichen. Jedes Jahr wird ein anderer Autor den Uraufführungstext liefern, der dann unter einer künstlerisch hochwertigen Regie und mit prominenten Schauspielern vor dem Dom in Szene gesetzt wird. Die Autoren der kommenden drei Jahre werden sich wieder näher an den Ur-Stoff der Nibelungenerzählung heranbewegen.
Die Vorbereitungen für Besetzung und Inszenierung des Stückes 2018 sind in vollem Gange. Das Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel gehört zu den sprachmächtigsten dramatischen Stimmen des deutschsprachigen Theaters. Mit „Siegrieds Erben“ haben sie eine konsequente Fortsetzung der Nibelungengeschichte geschrieben. Sie knüpfen dort an, wo die Erzählung des Mythos endet. Nach dem tödlichen Gemetzel auf Etzels Burg macht sich der Hunnenkönig nach Worms auf, um dort sein Erbe einzufordern: Den sagenumwobenen Schatz der Nibelungen. Zu den Stärken des Regisseurs Roger Vontobel gehört es, große Geschichten auf großen Bühnen sehr wirkungsmächtig und gleichzeitig radikal von heute aus zu erzählen.
Der Dramatiker Thomas Melle entwickelt seine Nibelungeninterpretation in enger Zusammenarbeit mit der Regisseurin Lilja Rupprecht und dem Dramaturgen Thomas Laue. Unter dem Arbeitstitel „Überwältigung“ untersucht er vor allem die Wirkmächtigkeit von Göttern und Schicksal und ihrem Einfluss auf das menschliche Machtstreben von Hagen und Co.
Thomas Melles Stück „Versetzung“ wurde im November 2017 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Thomas Melle ist aber vor allem auch als Romanautor bekannt geworden: Sein autobiografisch geprägter Roman „Die Welt im Rücken“ stand 2016 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Als Theaterbearbeitung wurde sein Roman in der vergangenen Spielzeit als furioses Solo des Schauspielers Joachim Meyerhoff am Burghteater in Wien uraufgeführt. Die Regisseurin Lilja Rupprecht gilt als eine der wichtigen deutschen Nachwuchsregisseurinnen.
Ferdinand Schmalz schreibt für die Festspiele das Königinnendrama der Nibelungen: Diesmal werden die Frauen, vor allem Brünhild und Kriemhild, im Zentrum stehen. Sie und nicht die Männer werden die treibende Kraft der Geschichte sein. Der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz gehört zu den derzeitigen Shootingstars der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Bereits sein Debütstück „am beispiel der butter“ wurde 2014 zu den Mülheimer Dramatikertagen eingeladen. Seine weiteren Stücke entstanden als Auftragswerke unter anderem für das Schauspiel Leipzig, das Deutsche Theater Berlin, das Zürcher Schauspielhaus und das Burgtheater Wien, wo im Februar 2018 seine Adaption des „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal uraufgeführt wird.
Für die Uraufführungen der Nibelungen-Festspiele vor dem historischen Kaiserdom in Worms ist unter anderen auch eine Zusammenarbeit mit dem Weltbestseller-Autor Bernhard Schlink geplant.
2021 steht nicht die Geschichte der Nibelungen im Zentrum der Festspiele, sondern der Reformator Martin Luther. 2021 jährt sich zum 500. Mal der Reichstag zu Worms. Damit werden die Nibelungen-Festspiele im Wormser Lutherjahr 2021 zum zentralen inhaltlichen Ankerpunkt der Gesamtfeierlichkeiten und einmal mehr zum theatralen Großereignis. Die Inszenierung der Festspiele wird in ein umfangreiches Jahres- und Rahmenprogramm eingebettet.
Im Jahr 2022 sollen die Festspiele wieder zum Mythos der Nibelungen zurückkehren, und damit zu dem, was die Nibelungen-Festspiele besonders und unverwechselbar macht. Anders als in den Jahren 2018-2020 soll das Thema und auch der Spielort vergrößert und erweitert werden, die Stadt selbst mit in das Spiel rund um die Nibelungen einbezogen werden.
Oberbürgermeister Michael Kissel ist erfreut über die erreichte regionale Verankerung der Wormser Festspiele, die sich auch an der maßgeblichen Mitarbeit in der „AG Kulturvision Rhein-Neckar“ und der „Festivalregion Rhein-Neckar“ zeige: „Mit der Verpflichtung von Nico Hoffmann für weitere fünf Jahre als unser Intendant haben wir die Verbindung in die Metropolregion noch einmal zusätzlich gestärkt“, freut sich Michael Kissel über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Mannheimer.
Intendant Nico Hofmann: Es ist eine große Chance mit Thomas Laue an meiner Seite den Weg zu mehr inhaltlicher und künstlerischer Qualität für die Festspiele weiter zu gehen. Nun gilt es diese ersten Pläne gemeinsam mit dem Team vor Ort und der Stadt Worms mit Leben zu füllen.“
Thomas Laue: „Ich freue mich, dass es uns gelingt, für die Nibelungen-Festspiele Autoren und Regisseure mit einer klaren und modernen Handschrift zu versammeln. Die Festspiele in Worms sind keine historisierende Veranstaltung, sondern ein Ort, an dem auf der Basis eines Ur-Mythos immer wieder neu von Gegenwart erzählt wird.“
Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Nibelungenfestspiele gGmbH: „Durch die konkrete Festlegung der Termine, Themen und Profile der kommenden Festspieljahre können wir nun auch viel früher in die jeweilige Vermarktung einsteigen. Die profilierten Namen der nächsten fünf Jahre helfen uns dabei, auch immer weiter neue Theater- und Kulturliebhaber in ganz Deutschland für die Festspiele zu begeistern und so letztendlich die Bekanntheit und das Image der Nibelungenstadt Worms zu verbessern.“
Petra Simon, Künstlerische und Technische Betriebsdirektorin der Nibelungen-Festspiele: „Es ist schön, dass wir solch besondere Autoren und Regisseure engagieren konnten, für uns zu schreiben und zu inszenieren. Neue künstlerische Handschriften und Interpretationen sind nicht nur eine Herausforderung für unser Publikum, die Nibelungen neu zu denken und mit ihnen drängende Fragen der Zeit zu beantworten. Sie sind auch eine Herausforderung für unser Team, welches auf dieser riesigen Bühne vor dem Wormser Dom, dem Originalschauplatz, viele Umsetzungsideen möglich macht und damit zu der einmaligen Atmosphäre der Nibelungen-Festspiele beiträgt.“