Mannheim – „Zeig‘, was du kannst“ lautete die Maxime des 55. Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ – eine einladende Ermutigung, welche die jungen Talente bei ihren Wertungsspielen an der Mannheimer Musikschule eindrucks- wie klangvoll in die Tat umsetzten.
163 Teilnehmer aus Mannheim und dem westlichen Rhein-Neckar-Kreis – unter ihnen rund 70 aus den Reihen der Städtischen Musikschule – stellten sich hierbei in den Solo-Kategorien Blas- und Zupfinstrumente und Musical sowie in den Ensemblewertungen „Duo: Klavier und ein Streichinstrument“, „Duo Kunstlied: Singstimme und Klavier“ und „Klavier vierhändig“ dem Urteil der Jurys. Die Fachjuroren vergaben an den drei Wettbewerbstagen insgesamt 136 erste Preise, davon 76 verbunden mit einer Weiterleitung zum Landeswettbewerb, der im März in Bietigheim-Bissingen ausgerichtet wird. Von den und Schülern der Musikschule Mannheim erhielten 32 einen ersten Preis mit Weiterleitung zum Landesswettbewerb, weitere 14 einen ersten Preis ohne Weiterleitung, elf wurden mit zweiten Preisen bedacht.
Das Klavierduo Teresa Thien-An Ho und Michael Duong wurde zudem mit dem mit jeweils 100 Euro dotieren Alex-Blin Preis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Klavierwerkes ausgezeichnet; der gleichermaßen dotierte Preis der Mozartgesellschaft für die beste Interpretation eines Mozart-Werkes ging an das Duo Carla Arndt (Klavier) und Leena-Camille Harim (Violine).
Fast 200 Kinder und Jugendliche und junge Erwachsener hatten sich zum Stichtag 15. November angemeldet, einige von ihnen hatten indes krankheitsbedingt absagen müssen. Damit seien die Teilnehmerzahlen „auf hohem Niveau stabil“, erläuterte Thomas Zelt mit Blick auf den kontinuierlich guten Anklang, den der Wettbewerb bei den jungen Musikern im Alter von etwa sechs bis 22 Jahren findet. Zelt ist Sachgebietsleiter an der Musikschule und seit 1995 Leiter des lokalen Vorentscheids, der bereits seit der allerersten „Jugend musiziert“-Ausgabe in Mannheim veranstaltet wird. Den Wettbewerb sieht Thomas Zelt, der „Jugend musiziert“ sowohl aus der Perspektive des Teilnehmers wie auch als Pädagoge, Juror und Elternteil kennt, unter einem ganzheitlich gefassten Aspekt: „Der Weg ist wirklich das Ziel“, erläuterte er – die Kinder profitierten von den Monaten, in denen sie sich auf die Wertungsspiele vorbereiteten. Das Ziel sei auch, nicht „gegen“ jemand anderen besser zu sein als dieser, „sondern dass man versucht, seine persönliche Bestleistung abzurufen“, wie der erfahrene Organisator hinzufügte.
„Diese Übungszeit ist sehr intensiv, und da wachsen sie oft über sich hinaus“, sagte Bjoern Strangmann, Leiter der Mannheimer Musikschule, über die Schüler. Dies sei auch für die persönliche Entwicklung der Teilnehmer von immenser Bedeutung. „Gerade die jungen Kinder sollen ja positive Erfahrungen machen“, merkte er an und unterstrich: „Der pädagogische Wert an diesem Wettbewerb ist gar nicht hoch genug herauszustellen.“ Die Kinder lernten dadurch Wettbewerbssituationen kennen, ohne sich dabei unter- oder überfordert zu fühlen. Dies sei auch Aufgabe der Lehrkräfte, welche die Schüler auf ihr Vorspielen vorbereiten, führte Thomas Zelt weiter aus: „Die Kinder fördern und fordern – aber nicht überfordern.“
Bjoern Strangmann würdigte in diesem Zusammenhang das große ehrenamtliches Engagement der vielen Akteure, das hinter diesem Wettbewerb steckt. Dazu zählt auch der Einsatz des Fördervereins der Musikschule, der im Foyer Teilnehmer und Besucher der öffentlichen Wertungsspiele mit Kaffee und Kuchen verwöhnte.
Für einen der jungen Musiker, den Klarinettisten Jonas Hoffmann, bot der Wettbewerb sogar doppelten Anlass zu Freude: Zum einen feierte er just am Tag des Wertungsspiels seinen 13. Geburtstag; zum anderen erzielte er mit seinem von Lehrerin Barbara Witter-Weiss am Klavier begleiteten Vortrag sagenhafte 24 Punkte – und damit einen ersten Preis mit Weiterleitung. Für Jonas Hoffmann war es bereits sein dritte Teilnahme an „Jugend musiziert“. „Man ist schon ein bisschen nervös, die Anspannung ist schon ein da“, bekannte der Jugendliche aus Mannheim, der an der Musikschule in der Klasse von Ralf Schwarz unterrichtet wird. Ein Rezept für seinen Erfolg: „Man muss freudig spielen“ und „Spaß daran haben“, verriet er.
Mit seinem technisch versierten und ausdrucksvollen Vortrag erspielte sich auch der 13-jährige Gitarrenschüler Aggelos Kamkinis einen ersten Preis. Im vergangenen Jahr hatte er es gemeinsam mit Felix Jendritza zum „Jugend musiziert“- Bundeswettbewerb geschafft, wo das Duo den dritten Platz belegte. „Heute Morgen und gestern habe ich noch hart geübt, damit es heute klappt“, erklärte Aggelos Kamkinis, dessen Mutter Amalia Sakellariou sich sichtlich stolz auf ihren Sohn zeigte. Ihr Mann spiele die Bouzouki, erzählte sie – nach Gehör. Durch Sohn Aggelos, der in der Klasse Maximilian Mangold unterrichtet wird, habe ihr Gatte auch das Musizieren nach Noten gelernt, schmunzelte sie.
Der gleichaltrige Felix Jendritza konnte die Jury ebenfalls von sich überzeugen – das Votum der Juroren bescherte ihm einen ersten Preis und eine Weiterleitung zum Landeswettbewerb. Wem es dort zwischen 16. und 18. März gelingt, einen ersten Preis zu erringen, wird schließlich zum Bundeswettbewerb eingeladen, der von 18. bis 24. Mai in Lübeck ausgerichtet wird.
„Jugend musiziert“ ist das renommierteste Musikförderprojekt Deutschlands – knapp eine Million Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen 55 Jahren an dem Wettbewerb teilgenommen.