Mosbach – Ein nicht ganz alltägliches Schreiben mit Beilage erreichte dieser Tage Landrat Dr. Achim Brötel. Es handelte sich um einen Brief der Wallfahrtskirchenstiftung der Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ aus dem unterfränkischen Dettelbach. Der Kirchenpfleger der Stiftung teilte darin mit, dass man die beiliegende Geldnote der Kreiskasse Mosbach aus dem Jahr 1918 im Opferstock der Wallfahrtskirche gefunden habe und diese nun zuständigkeitshalber an das Landratsamt abgebe. Und tatsächlich: Nach Prüfung durch das Kreisarchiv erwies sich der Schein als Notgeld, das kurz nach Ende des 1. Weltkrieges vom mehrere nordbadische Bezirksämter umfassenden Großkreis Mosbach emittiert worden war.
Schon zu Beginn des Krieges 1914 wurde die Golddeckung der Mark abgeschafft und die Herausgabe von Reichskassenscheinen mit gleichem Wert wie die Reichsbanknoten angeordnet. Da auch der Bestand an Münzen immer knapper wurde, durften ab Januar 1917 Gemeinden, Verbände und Handelskammern „Geldersatzzeichen“ drucken und als Ergänzung zu den Münzen in Umlauf bringen. Im Herbst des gleichen Jahres erließ das badische Innenministerium eine „Unbeanstandeterklärung“ für Notgeld in höheren Werten. Ab 15. November 1918 machte der Kreis Mosbach davon Gebrauch, um die Geldversorgung in seinem Gebiet zu sichern.
Die nummerierte Geldnote mit einem Wert über 5 Mark galt bis zum 1. Februar 1919 als Zahlungsmittel. Nach diesem Zeitpunkt konnte der Schein bei der Kreiskasse und den Stadtkassen der Amtsstädte des Kreises innerhalb eines noch festzulegenden Zeitraums eingelöst werden. Aus den Sitzungsprotokollen des Kreisausschusses geht hervor, dass diese Frist mehrmals bis Sommer 1919 verlängert wurde.
Auf der Rückseite des Scheins ist neben der Wertangabe eine dörfliche Szene aus einer Gemeinde des Kreises Mosbach zu sehen. Hinweise, um welchen Ort es sich möglicherweise handeln könnte, nimmt das Kreisarchiv unter Tel. 06261/84-1102 gerne entgegen.
Eine gute Tat hat der unbekannte Spender, der wohl ein unbegrenztes Vertrauen in den Wert eines rund 100 Jahre alten Zahlungsmittels hatte, auf jeden Fall getan. Denn der Schein dokumentiert nun im Kreisarchiv eine weitere, spannende Facette der Kreisgeschichte. Die Wallfahrtskirche wiederum konnte sich über eine kleine private Spende des Landrats freuen, verbunden mit einem herzlichen Dank für die Zusendung.