Kaiserslautern – Ist eine Ausbildung im Handwerk heute nicht mehr attraktiv? Schon in der Berufsorientierungsphase wird deutlich, dass das Interesse der Jugendlichen an Handwerksberufen sinkt.
Nachwuchs‐ und Fachkräftemangel in Handwerksbetrieben sind die Folge. Welche Faktoren bestimmen die Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk? In einer empirischen Studie hat Till Mischler untersucht, wie das Bild, das Jugendliche von Handwerksberufen haben, ihre Berufsorientierung und später auch ihre Berufswahl beeinflussen. In seiner Publikation „Die Attraktivität von Ausbildungsberufen im Handwerk“ stellt er Forschungsprojekt und Ergebnisse vor.
Im Mittelpunkt der Studie steht eine Primärerhebung, an der fast 2.000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Till Mischler zeigt, dass viele Jugendliche veraltete Vorstellungen von Handwerksberufen haben und die Berufe daher als weniger attraktiv wahrnehmen. Dabei unterschätzen die Jugendlichen besonders den Grad der technischen Neuerungen im Handwerk.
„Die Hightech‐Seite des Handwerks kennen viele Jugendliche nicht. Und viele wissen noch immer nicht, welche Karrieremöglichkeiten das Handwerk bietet. Wenn Jugendlichen bewusst ist, was modernes Handwerk ausmacht und dass man im Handwerk den Meister, den Geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung und die Selbstständigkeit anstreben kann, wenn sie die Möglichkeiten kennen, Handwerk und Studium zu verbinden, dann sind sie eher geneigt, in diese Berufe zu gehen. Auch Gymnasiasten fühlen sich dann stärker angesprochen“,
erläutert Mischler. Daneben werden in der Studie weitere Faktoren herausgearbeitet, die interessante Effekte bei der Bewertung von Handwerksberufen zeigen, so beispielsweise der starke Einfluss der Eltern bei der Berufsorientierung.
„Es ist eine klare Tendenz der Schüler erkennbar, die Erwartungen der Eltern anzunehmen, die meistens in Richtung Abitur und Studium gehen. Diese Erwartungen der Eltern tragen wesentlich dazu bei, dass Jugendliche weniger geneigt sind, ins Handwerk zu gehen, auch wenn sie handwerklich begabt sind.“
Till Mischler ordnet die Ergebnisse seiner empirischen Studie in die neue Entwicklung der Strukturen des (Berufs‐)Bildungssystems ein und diskutiert vor dem Hintergrund des Nachwuchskräftemangels in Bereichen des Handwerks, welche Strategien zur Lösung des Problems beitragen können. Die Studie wurde in Kooperation mit der Handwerkskammer der Pfalz erstellt und wurde nun vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegeben.