Vertreter aus Kirche und Diakonie, Politik und Gesellschaft, Freunde, Familie und Weggefährten haben am Samstag im Gottesdienst in der Speyerer Gedächtniskirche dem pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad zum 60. Geburtstag gratuliert. „Echt, geradlinig, den Menschen zugewandt, ein Brückenbauer“ – waren sich die Gratulanten einig. „Ein Mensch, der immer offen ist für das Neue und Junge und für das, was sich in unserer Gesellschaft gerade abspielt“, beglückwünschte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Kirchenpräsidenten zum „runden“ Geburtstag. Es sei „ein Zeichen großer Wertschätzung“, dass so viele Gäste nach Speyer gekommen seien, freute sich Oberkirchenrat Michael Gärtner in seiner Begrüßung.
Die Stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, die westfälische Präses Annette Kurschus, bezeichnete Schad als einen geradlinigen Menschen, der „in Sachen Wahrheit“ keine Halbwahrheiten dulde. Er gehöre zu den Leisen, bei denen man aber aufhorche. In der Kombination aus leise und stark gelinge es dem Vorsitzenden der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland, Brücken zu bauen zwischen unterschiedlichen Konfessionen, Positionen und Interessen. „Du bist für viele über die Pfalz hinaus zum Segen geworden“, sagte Kurschus. Bischof Karl-Heinz Wiesemann erinnerte für das Bistum Speyer und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen an die zahlreichen ökumenischen Initiativen und Begegnungen, die mit dem pfälzischen Kirchenpräsidenten verbunden seien. Damit die Ökumene Kraft entfalten könne, „braucht es Menschen wie Christian Schad, die tief im Glauben an Jesus Christus verwurzelt sind“, sagte Wiesemann.
Kirchenpräsident Christian Albecker von der Union der Protestantischen Kirchen im Elsass und in Lothringen lobte das Engagement des Jubilars für ein friedliches und freiheitliches Europa und die vertrauensvolle Zusammenarbeit der beiden Kirchen am Oberrhein. „Als Protestanten müssen wir die Grundlage unseres Glaubens und die Werte der Menschenrechte betonen“, sagte Albecker. Der pfälzische Synodalpräsident Hermann Lorenz wünschte dem Kirchenpräsidenten, dass er seine Menschenfreundlichkeit bewahren möge.
Kirche als verlässlicher Partner für die Politik und als Garant für Werte wie Mitmenschlichkeit und Solidarität – dies sei in einer „aufgewühlten Zeit“ von großer Bedeutung, unterstrichen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihre saarländische Amtskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer. „Uns geht es gemeinsam um die Sorge um und für die Menschen. Es ist für uns ein großes Geschenk, Sie zum Partner zu haben.“ Fremde Wahrheiten zu respektieren, ohne die eigenen Überzeugungen aufzugeben, sei keine einfache, aber eine lohnenswerte Haltung, so Dreyer.
Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer nannte als Beispiel einer von Kirche und Politik gemeinsam getragenen Bewegung das Bemühen um den Sonntagsschutz. Sie unterstrich auch die „ungeheure Dynamik“, die im Saarland als „dem nicht gerade evangelischsten Bundesland“ vom Reformationsjubiläum ausgegangen sei. Die gemeinsamen ethischen Grundwerte in einer pluralistischen Gesellschaft betonte der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger. Dass Speyer das Attribut einer Stadt der Toleranz und gegen Rassismus trage, sei nicht zuletzt das Verdienst der Kirche.
Der Jubilar selbst hatte für seine Predigt eine Bibelstelle aus dem sechsten Kapitel des Johannes-Evangeliums („Das Brot des Lebens“, Verse 31-35) gewählt: Die moderne Gesellschaft lebe materiell im Überfluss, das Leben sei dennoch bestimmt von einem „immerwährenden Jagen nach Glück als der vermeintlichen Lebenserfüllung“. Aber es brauche mehr als nur einen gewissen Wohlstand, sagte Kirchenpräsident Schad. Es bleibe „ein Unbehagen, eine Sehnsucht nach einem Grund, der mich trägt“. Diese Sehnsucht werde im Glauben an Jesus Christus eingelöst. In Gottes Versprechen „Ich bin für euch da“ finde sich Hoffnung, Stärkung, Orientierung und Vergewisserung, ermutigte Kirchenpräsident Schad die Gläubigen, „selbst Brot zu werden“ und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Jeder sei aufgerufen, das Christsein konkret zu leben und Hilfe anzubieten, wo Menschen in Not seien, so der Kirchenpräsident. „Gerade am Geburtstag wird mir bewusst: Wir essen vom Brot, das Andere für uns gebacken haben. Wir leben von der Kraft und der Liebe derer, die vor uns waren, ganz persönlich und auch in unserem Beruf. Wir leben von der Liebe des Einen, der sich selbst verschenkt hat, damit wir Leben haben.“
Die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz (Leitung: Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald), der Posaunenchor Pfalz (Leitung: Landesposaunenwart Christian Syperek) und Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger an der Orgel begleiteten die Feier musikalisch. Die Kollekte des Gottesdienstes kommt Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Asylsuchende des Diakoniezentrums Pirmasens sowie der Sanierung der Orgel in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche zugute.
Zur Person: Christian Schad, geboren am 14. Februar 1958 in Ludwigshafen, ist seit 2008 Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz. Er studierte Theologie in Bethel, Tübingen und Bonn und trat nach dem Vikariat gemeinsam mit seiner Frau, Pfarrerin Gerlinde Wnuck-Schad, 1986 seine erste Pfarrstelle in Weingarten an. Von 1991 bis 1996 war Schad theologischer Referent im Landeskirchenrat und danach drei Jahre Dozent am Protestantischen Predigerseminar in Landau. 1998 wählte die Landessynode den damals 40-Jährigen zum Oberkirchenrat. Das Amt trat er 1999 an. 2004 wurde er zum Stellvertreter des Kirchenpräsidenten gewählt. Schad ist zudem Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK) sowie evangelischer Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz. Zu seinen Ämtern und Funktionen gehört u.a. auch der Vorsitz des Verwaltungsrates der Diakonissen Speyer-Mannheim.