Landau – Die Vorbeuge gegen Erkrankungen, insbesondere solche, die durch übertragbare Krankheitserreger verursacht werden, stellt eine besonders große Verantwortung und Herausforderung für im Zoo tätige Veterinäre dar. Trotz größter Sorgfalt sind allerdings mögliche Übertragungswege mancher Erreger besonders heimtückisch und schwer kontrollierbar. Dieses gilt u.a. für das Erregervirus der Afrikanischen Schweinpest (ASP), die sich nach Einschleppung aus Afrika nach Osteuropa nun Richtung Westen in Wildschwein- und Hausschweinbeständen ausbreitet. Das für den Menschen völlig ungefährliche Virus, welches u.a. in Fleisch- bzw. Wurstprodukten über Monate erhalten und infektiös bleibt, führt bei Aufnahme durch Schweine innerhalb kürzester Zeit zum Tod. Die Sterberate bei Schweinen erreicht meist 100%. Eine Vorbeuge durch Impfung, wie bei anderen Viruserkrankungen erfolgreich möglich, gibt es bei ASP nicht.
Insofern ist die Besorgnis in der Landwirtschaft vor einer Einschleppung der Erkrankung nach Deutschland nachvollziehbar. Abgesehen vom unendlichen Tierleid durch die Erkrankung, insbesondere aber die zu erwartenden Massenkeulungen 10.000der bis 100.000der gesunder Schweine, wären die wirtschaftlichen Verluste unermesslich. „Allerdings wäre eine Verschleppung der Seuche nach Deutschland auch ein extrem kritische Gefahr für die unersetzbaren Bestände teils hochbedrohter exotischer Wildschweinarten in den Zoos,“ sagt Landaus Zoodirektor und Zootierarzt Dr. Jens-Ove Heckel. So seien die auch im Zoo Landau im Rahmen eines koordinierten Erhaltungszuchtprogramms gehaltenen Visayas-Mähnenschweine, wegen der nur noch kleinen Bestände in der Wildbahn, mit die letzten ihrer Art. Einschränkungen bei der Zucht- und Haltung solcher Arten in den Zoos oder gar Anordnungen zur Keulung wären ein Katastrophe. Leider sind solche Szenarien nicht abwegig, wie ähnliche Vorgänge bei der Ausbreitung der Vogelinfluenza mit entsprechenden Konsequenzen u.a. auch in Zoobeständen gezeigt haben.
Daher setzt man auch im Zoo Landau nun darauf, alles Mögliche zu tun, um die eigenen Tierbestände zu schützen. Eine der Maßnahmen ist, auf das mit wenigen Ausnahmen ohnehin generell geltende Fütterungsverbot nun mit offiziellen Warn- und Hinweisschildern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft an den Gehegen der im Zoo gehaltenen Schweine zusätzlich hinzuweisen. „Diese mehrsprachigen Schilder wurden natürlich nicht für Zoos hergestellt, sondern werden insbesondere für die Aufklärung von Fernfahrern bzw. Reisenden an Autobahnraststätten entworfen,“ sagt Heckel. Leider sind achtlos bzw. unsachgemäß entsorgte Nahrungsmittel aus Osteuropa die hauptsächliche und schnellste Einfallroute für das Virus. Zudem wurden für den Zoo Seuchenpläne erstellt, die die unabdingbare Grundlage für die Beantragung von Ausnahmegenehmigungen möglicher Keulungsanordnungen von Behörden wären.
„Wir wollen als Zoos unsere Besucher über diese neue Herausforderungen informieren und natürlich auch dazu anhalten, uns bei unseren Vorsorgebemühungen durch die strikte Beachtung der Fütterungsverbote insbesondere bei den im Zoo lebenden Schweinen zu unterstützen,“ gibt Heckel zu bedenken.