Wiesbaden – Wenn am Sonntagnachmittag um 16:30 Uhr das DVV-Pokalfinale vor über 10.000 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena angepfiffen wird, haben die Bundesliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden bereits gewonnen. Sie stehen nach 2013 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte im Endspiel des deutschen Vereinswettbewerbs, einem Event, das gemeinhin als das größte und wichtigste in Volleyball-Deutschland gilt. Mit leeren Händen werden die VCW-Spielerinnen die Arena nicht verlassen, die Silbermedaille nehmen sie sicher mit nach Hause. Dem jungen Team aus Hessen ist allein mit dem Finaleinzug ein großer Coup gelungen. Aber natürlich wollen Tanja Großer & Co. – dafür sind sie viel zu sehr Profisportler – nun auch alles versuchen, um die ganz große Überraschung zu schaffen.
Die üblichen Vorbereitungsroutinen ändert der VCW dafür jedoch nicht. Alles geht in diesen Tagen seinen gewohnten Gang. „Die Freude ist groß und natürlich wächst die positive Anspannung. Aber im Moment läuft alles noch ganz normal. Meine Mannschaft bereitet sich sehr konzentriert vor“, berichtet VCW-Chef-Coach Dirk Groß. Erst, wenn am Sonntag um 16:25 Uhr in der Arena die Lichter ausgehen und die Zuschauer den Mannschaftseinlauf bejubeln, werde das Kribbeln seinen Höhepunkt erreichen. „Dann wird man erst so richtig realisieren, um was es da eigentlich geht.“
Eigentlich sind auch die Rollen in diesem Endspiel klar verteilt. In der Partie Wiesbaden gegen Dresden ist der DSC klarer Favorit. Auch wenn die Sachsen am Mittwochabend noch ein Europapokalspiel ausgerechnet gegen den amtierenden deutschen Pokalsieger Stuttgart bestreiten mussten – Dresden verlor die Partie mit 1:3 –, am Sonntagnachmittag hat das Team von Trainer Alex Waibl nominelle und individuelle Vorteile. Nominell, weil der Kader eine Spielerin mehr umfasst, als der des VCW und individuell, weil der Dresdner SC mit Diagonalangreiferin Piia Korhonen aktuell die Topscorerin der Volleyball Bundesliga in ihren Reihen hat. Darüber hinaus führt Zuspielerin Mareen Apitz aktuell die Liste jener Athletinnen an, die am häufigsten mit einer MVP-Goldmedaille ausgezeichnet wurden. Aber selbstverständlich ist auch der restliche DSC-Kader bärenstark. VCW-Chef-Coach Groß erkennt noch zwei weitere Vorteile beim Finalgegner: „Dresden ist eine erfahrene Endspielmannschaft und darüber hinaus Meisterschaftsfavorit.“
Warum der VCW am Finaltag trotzdem Chancen hat, für eine Überraschung zu sorgen? Zum Beispiel weil Wiesbaden am vergangenen Sonntag den amtierenden Deutschen Meister in dessen Halle mit 3:2 besiegen und dadurch Selbstvertrauen tanken konnte. „Ich bin Schwerin und der Liga sehr dankbar, dass wir vor diesem schweren nächsten Spiel nochmal auf einen so guten Gegner treffen konnten. So haben wir unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen nochmal vor Augen geführt bekommen“, erklärt der Diplom-Trainer.
Auch dass mit Tanja Großer, Julia Osterloh, Dora Grozer, Lisa Stock, Simona Kóčová und Karolina Bednáűová immerhin sechs VCW-Spielerinnen schon einmal in einem deutschen Pokalendspiel standen und diese somit erahnen können, was auf das Team zukommt, spricht für die Hessinnen. Und dann ist da ja noch diese ganz spezielle Situation: „Das Pokalfinale ist ein besonderes Spiel, ein besonderer Moment. Wir werden unterstützt von 1.150 VCW-Fans und wir fühlen uns gut“, sagt Groß. „Die Chance ist da, wenn auch nicht 50:50, aber 40:60, wenn wir einen guten Tag erwischen.“
Die Partie in der Mannheimer SAP Arena wird am Sonntag um 16:30 Uhr angepfiffen und live auf Sport1 übertragen. Der VC Wiesbaden bietet darüber hinaus unter www.vc-wiesbaden.de einen Liveticker direkt vom Spielfeldrand aus an.