Karlsruhe – Bereits beim ersten Bekanntwerden von PFC-Belastungen auf Böden und im Grundwasser im Landkreis Rastatt und im Stadtkreis Baden-Baden, hatte das Landratsamt Karlsruhe im Sommer 2014 an mehreren Stellen im Landkreis Boden- und Trinkwasserproben nehmen und analysieren lassen.
Als Grund der Verunreinigung in Rastatt und Baden-Baden wurde vermutet, dass ein Unternehmen, das auch eine Niederlassung im Landkreis Karlsruhe hat, in Komposte Schlämme aus der Papierindustrie eingearbeitet hatte. Vermutlich waren diese Schlämme mit perflourierten Chemikalien (PFC) verunreinigt und wurden in den Jahren 2000 bis 2008 als Dünger in den Verkehr gebracht.
Die Ergebnisse der Untersuchungen damals waren, dass keine bzw. geringste Belastungen festgestellt wurden, weshalb auch nach Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe weitere konkrete Maßnahmen nicht notwendig waren. Auch Untersuchungen verdächtiger Stellen aufgrund konkreter Hinweise und Umweltmeldungen in den Jahren 2015 und 2016 ergaben keine bzw. nur geringfügige Befunde. Verunreinigungen des Trinkwassers konnten nicht nachgewiesen werden.
Im Zuge des Gerichtsverfahrens gegen den Unternehmer traten nun neue Anhaltspunkte auf, die das Landratsamt Karlsruhe veranlasst haben, im Lieferkreis der hier ansässigen Niederlassung weitere Boden- und Grundwasserproben sowie erneute Trinkwasseranalysen durchzuführen. Auf 16 landwirtschaftlichen Flächen im nordwestlichen Teil des Landkreises Karlsruhe wurden Proben des Oberbodens entnommen. Die Analysen dieser Proben lagen in sieben Fällen über dem gesetzlichen Warnschwellenwert und geben damit Anlass, weitergehende Untersuchungen vorzunehmen.
Die fünf betroffenen Landwirte wurden informiert. Die Felder werden in ein Vorerntemonitoring aufgenommen, das dafür sorgt, dass Pflanzen rechtzeitig vor der Ernte untersucht werden. Vorsorglich nimmt das Landratsamt Karlsruhe auch nochmals amtliche Trinkwasserproben in diesem Bereich. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen ist Mitte März zu rechnen.
Bei den per- und polyfluorierten Chemikalien PFC handelt es sich um künstlich hergestellte Stoffe, die seit den 1970iger Jahren wegen ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften in vielen Verbraucherprodukten verwendet werden wie z.B. in Outdoor- und Arbeitskleidung, im Heimtextilbereich aber auch bei der Herstellung von Verpackungen wie z. B. Pappkartons, Feuerlöschschäume, Wachse oder Schmiermittel. Für perfluorierte Verbindungen sind keine biologischen Abbauvorgänge bekannt, weshalb eine zunehmende Verbreitung dieser Verbindungen in der Umwelt zu verzeichnen ist.