Frankenthal – Ab der jetzigen zweiten Märzhälfte beginnt an der Technischen Hochschule Bingen unter der Leitung von Prof. Dr. rer. nat. Michael Rademacher ein Forschungsprojekt zur Frankenthaler Saatkrähensituation.
Die Studentin der Technischen Hochschule Bingen, Jessica Sentpali, wird das Thema im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit beleuchten und die Situation der Saatkrähen vor Ort im Frankenthaler Stadtgebiet dokumentieren.
Begonnen wird mit der Kartierung von Brutplätzen im Stadtgebiet. Darüber hinaus werden Beobachtungen und Messungen über das Brutverhalten, die Nahrungssuche und die Lebensräume der Rabenvögel durchgeführt. Ziel der Arbeit ist es, über die Brutplatzwahl dieser geschützten Vogelart mehr zu erfahren und Aussagen über die weitere Bestandsentwicklung zu ermöglichen. Hierfür wird Jessica Sentpali mehrmals im Jahresverlauf im Bereich der Brutkolonien längere Zeit mit Fernglas und Fotoapparat anzutreffen sein. Eventuell muss sie dabei auch Bäume, welche auf Privatgrund stehen, fotografieren. Sie wird während ihrer Arbeit durch ein Namensschild erkennbar sein.
Der Bereich Ordnung und Umwelt der Stadt Frankenthal (Pfalz) bittet hierfür um Verständnis.
Die Saatkrähe – eine geschützte Vogelart
Auch wenn den ein oder anderen die Saatkrähe stört, zählt sie zu den geschützten Vogelarten. Sie ist über das Bundesnaturschutzgesetz als europäische Vogelart gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie als besonders geschützte Art definiert und unterliegt daher den sogenannten Zugriffsverboten. Das heißt, dass auch die Nester zu schützen sind und es verboten ist, Eier aus den Nestern zu nehmen. Dies gilt auch für alte Krähennester. Das Kappen von Bäumen oder Ästen sowie das Entfernen von Nestern zur Vertreibung der Tiere ist verboten.
Thema nach Berlin gebracht
Bernd Knöppel, Beigeordneter der Stadt Frankenthal (Pfalz) und Ordnungsdezernent, hat sich dem Thema der Saatkrähe in Frankenthal angenommen und dies sogleich als Thema den Frankenthaler Bundestagsabgeordneten Doris Barnett und Torbjörn Kartes mit auf den Weg gegeben. Angeregt wurde zu prüfen, ob der besondere Schutz der Saatkrähen noch notwendig ist und welche Maßnahmen ergriffen werden dürfen, um die Beeinträchtigungen durch die Saatkrähen zu reduzieren. Ein weiterführendes Gespräch hierzu ist mit Torbjörn Kartes geplant.
Ausnahmegenehmigung möglich
„Wir haben erfahren, dass der Gemeinde Rödersheim-Gronau Ende letzten Jahres von der Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt, die die Maßnahmen gegen die Saatkrähen zu beurteilen und zu genehmigen hat, eine Ausnahmegenehmigung für das Vertreiben der Saatkrähen erteilt wurde. Die Saatkrähennester befanden sich in diesem Fall auf den Bäumen an einem Kinderspielplatz, wodurch es zu Beeinträchtigungen der Nutzung des Kinderspielplatzes kam. Wir werden prüfen, ob ein ähnlich gelagerter Fall in Frankenthal gegeben ist und Rücksprache mit der Gemeinde Rödersheim-Gronau halten, um in Erfahrung zu bringen, welches Ergebnis die Vergrämungsmaßnahmen gebracht haben und welche Kosten für diese aufzuwenden sind “, erklärte Bernd Knöppel.
Problematisch ist die Situation in Frankenthal, da sich immer wieder Anwohner über die Lautstärke und die massive Kotproduktion, gerade unter den Nestern der Vögel, beschweren. Zuletzt wurde das Thema im Rahmen eines Einwohnergespräches im Oktober 2017 wieder aktuell. An die Hochschule nach Bingen gelang das Thema durch Prof. Dr. rer. nat. Michael Rademacher selbst, der sich, in Frankenthal wohnhaft, für die Saatkrähe interessiert.
Ansprechpartner für Fragen und Mitteilung von Standorten von Saatkrähenkolonien sind Heiner Vogt (Stadtverwaltung Frankenthal (Pfalz), Bereich Ordnung und Umwelt, ordnungundumwelt@frankenthal.de) und Prof. Dr. rer. nat. Michael Rademacher (Technische Hochschule Bingen, m.rademacher@th-bingen.de).