Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis: Polizeiliche Kriminalstatistik veröffentlicht – Gesamtzahl der Straftaten erstmals seit 2014 gesunken

Die Polizei veröffentlicht die Zahlen aus dem Jahr 2017.

Gesamtstraftaten

Im Jahr 2017 ist die Anzahl der Gesamtstraftaten erstmals seit 2014 zurückgegangen. Die Entwicklung folgt damit in abgeschwächter Form dem Landestrend. Der Rückgang der Straftaten von 76.749 auf 74.838 Taten stellt eine Abnahme von minus 2,5 Prozent dar. Im Jahr 2016 gab es hier noch eine Zuwachsrate von 3,4 Prozent.

Die Aufklärungsquote konnte im Vergleich zum Vorjahr, wo sie bereits auf einem hohen Wert lag, nochmals gesteigert werden. Mehr als die Hälfte aller Taten wurden aufgeklärt und Tatverdächtige damit einem Ermittlungsverfahren zugeführt werden.

Bei der Betrachtung der Städte Mannheim, Heidelberg und des Rhein-Neckar-Kreises kann eine uneinheitliche Entwicklung der Gesamtstraftaten festgestellt werden. So sanken die Straftaten in Mannheim um 1,5 Prozent, in Heidelberg gab es eine Zuwachsrate in Höhe von 1,4 Prozent und im Rhein-Neckar-Kreis sanken die Straftaten sogar um 6,3 Prozent. Ohne ausländerrechtliche Verstöße, bspw. gegen das Asylverfahrensgesetz, wäre die Anzahl der Straftaten auch im Stadtbezirk Heidelberg um 1,8 Prozent gesunken.

Die Häufigkeitszahl bildet die Anzahl der Straftaten je einhunderttausend Einwohner ab und ist damit eine valide Möglichkeit, Städte oder Kreise mit unterschiedlichen Strukturen zu vergleichen. Die Häufigkeitszahl konnte in den beiden Großstädten gesenkt werden. Im Rhein-Neckar-Kreis liegt die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, mit 4.335 Straftaten je 100.000 Einwohner sogar deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5.295.

Einen Schwerpunkt bei der Zunahme der Straftaten bilden die Tatbestände “Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und das Asylverfahrensgesetz” mit einem Anstieg von 21,9 Prozent und „Rauschgiftdelikte nach dem Betäubungsmittelgesetz“ mit 16,0 Prozent. Bei Letztgenanntem handelt es sich um sog. “Holkriminalität”, d.h. je größer die Kontrollintensität mit Schwerpunkt “Rauschgiftdelikte“ betrieben wird, desto mehr Fälle werden aufgedeckt und schließlich zur Anzeige gebracht. Bei “Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung” gab es eine Zunahme von 10,2 Prozent. Diese Steigerung ist u.a. einer durchgeführten Reform des Sexualstrafrechts geschuldet, welche wiederum im Deliktsfeld “Beleidigung auf sexueller Grundlage” für einen Rückgang von 45,0 Prozent der Straftaten mitursächlich ist. Auffällige Rückgänge sind zudem in den Bereichen „besonders schwerer Fall des Diebstahls von Motorrädern/ Mopeds” mit 31,2 Prozent, “Wohnungseinbruch” mit 29,0 Prozent und „Taschendiebstahl“ mit 24,5 Prozent zu registrieren.

Straßenkriminalität

Die Straßenkriminalität, unter der verschiedene Straftaten erfasst werden, die sich auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen ereignen, sank im Gesamtbereich um 10,3 Prozent auf 16.285 registrierte Straftaten. Den höchsten Rückgang konnte in diesem Deliktsfeld der Rhein-Neckar-Kreis vorweisen, der noch im Jahr 2016 eine Zuwachsrate zu verzeichnen hatte. Auch im Stadtgebiet Mannheim und in Heidelberg sanken die entsprechenden Zahlen.

Besonders schwerer Fall des Diebstahls an/aus Kfz

Einen signifikanten Rückgang um 19,1 Prozent, von 2.792 auf 2.259 Fälle, verzeichnen die besonders schweren Fälle des Diebstahls in/aus Kfz. Trotz dieses Rückgangs ist das Polizeipräsidium Mannheim hier weiterhin stark belastet; 23 Prozent aller Kfz-Aufbrüche des Landes werden im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim begangen. Im Stadtbezirk Heidelberg gab es hier eine Zuwachsrate von 50 Prozent. Grund für diese enorme Steigerung sind Serienstraftaten, u.a. im Revierbereich Heidelberg-Süd mit 211 Kfz-Aufbrüchen. Im Gesamten belief sich der Schaden auf 2,81 Millionen Euro, im Jahr 2016 war dieser noch bei 3,84 Millionen Euro gelegen.

In diesem Deliktsbereich können zwei Zielrichtungen unterschieden werden. Zum einen Gelegenheitstaten, bei welchen Gegenstände von geringem Wert aus den Autos entwendet werden. Zum anderen professionelle Bandendiebstähle, bei welchen hochwertige Einbauteile (Bsp.: fest eingebaute Navigationsgeräte, Airbags, Lenkräder, Multifunktionsdisplays) entwendet wurden.

Bei den Diebstählen mit Zielrichtung Navigationssysteme und Airbags konnte ein Rückgang von insgesamt 46 Prozent gezählt werden. Bei 85,5 Prozent der Autoaufbrüche wurden Gegenstände von geringem Wert entwendet, welche die Fahrer meist sichtbar im Fahrzeug zurückgelassen hatten. Deswegen wurden neben den repressiven Ermittlungen zahlreiche präventive Verhaltenshinweise zur Sensibilisierung der Bevölkerung gegeben.

Die Aufklärungsquote im Polizeipräsidium Mannheim konnte im Deliktsfeld des Besonders schweren Fall des Diebstahls hier von 6 Prozent im Jahr 2016 auf knapp das Doppelte, nämlich 11,7 Prozent im Jahr 2017 gesteigert werden.

Gewaltkriminalität

Einen deutlichen Rückgang verzeichnete die Gewaltkriminalität, unter der Straftaten wie z. B. Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, Raub, räuberische Erpressung sowie gefährliche und schwere Körperverletzungen subsumiert werden. Die registrierten Straftaten gingen um 10,7 Prozent von 2.535 auf 2.264 zurück. Diese positive Entwicklung ist in diesem Deliktsfeld wesentlich besser als der Landestrend. Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist in diesem Bereich weiterhin überproportional hoch (50,1%) Raubdelikte

Mit 19,1 Prozent verzeichneten Raubdelikte einen deutlichen Rückgang, womit eine Trendwende der seit 2013 steigenden Zahlen geschafft wurde. Die Aufklärungsquote bei Raubdelikten ist erfreulich hoch. 56,8 Prozent aller Raubdelikte wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim aufgeklärt, also mehr als die Hälfte aller Fälle.

Sexualstraftaten

In den vergangenen beiden Jahren gab es im Bereich der Sexualstraftaten jeweils Zuwächse (im Jahr 2017 von 10,2 Prozent und bereits im Jahr 2016 von 10,7 Prozent). Der Anstieg der Straftaten ist teilweise der Reform des Sexualstrafrechts und der Neuaufnahme von Straftatbeständen geschuldet. Die Straftatbestände “sexuelle Übergriffe (§ 177 StGB)” mit 48 Fällen und “sexuelle Belästigung (§ 184i StGB)” mit 124 Fällen wurden 2017 erstmals erfasst. Neben der „sexuellen Belästigung“ bilden die Delikte “exhibitionistische Handlungen” mit 125 Fällen im Jahr 2017 (2016: 162 Fälle) die Spitze. Die Aufklärungsquote ist im Bereich der Sexualstraftaten erwartungsgemäß hoch, da es sich oftmals um Taten handelte, bei welchen sich Täter und Opfer aus einer Vorbeziehung kannten. Die bereits sehr gute Quote aus dem Jahr 2016 konnte nochmals gesteigert werden: im Jahr 2017 lag diese bei 78,5 Prozent, also bei über Dreiviertel aller Straftaten.

Straftaten gegen das Leben

Zu “Straftaten gegen das Leben” kam es in 42 Fällen, im Vergleich zum Jahr 2016, wo 40 Fälle gezählt wurden. Man kann hier von einer statistisch gleichbleibenden Entwicklung sprechen. In 25 der 42 Taten blieb es beim strafbaren Versuch. Die 42 „Straftaten gegen das Leben“ setzen sich zusammen aus 11 Morden (5 Versuche), 23 Fälle des Totschlags (20 Versuche)n sowie 6 fahrlässige Tötungen und zwei Fälle von strafbaren “Schwangerschaftsabbrüchen”.

Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld liegt bei 97,6 Prozent.

Wohnungseinbruch

Wohnungseinbrüche beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in besonderem Maße, da neben dem materiellen Schaden zumeist noch eine deutliche Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls hinzukommt. Durch das Eindringen der Täter in den Kernbereich der Privatsphäre sind viele Opfer tief betroffen und verletzt.

Vor diesem Hintergrund war die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls gerade im Hinblick der hohen Fallzahlen im Jahr 2016 ein Schwerpunkt der repressiven und präventiven Polizeiarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der Einbrüche und Einbruchversuche daraufhin signifikant um 29,0 Prozent.

Wie im Jahr 2016 erzielte das Polizeipräsidium Mannheim auch im Jahr 2017 in diesem Deliktsbereich wieder sehr gute Ergebnisse. Diese zeigen sich nicht nur in der hohen Aufklärungsquote von 29,9 Prozent, die damit deutlich über der Quote des Landes mit 21,7 Prozent liegt. Vielmehr wurden beim Polizeipräsidium Mannheim landesweit mit 321 aufgeklärten Fällen im Vergleich der Dienststellen mit Abstand auch die meisten Wohnungseinbrüche aufgeklärt.

Die hohe Aufklärungsquote ist u.a. ein Erfolg der Ermittlungsgruppe Eigentum und der zur Intensivierung der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs gebildeten Besonderen Aufbauorganisation (BAO) “Wohnungseinbruch”. Bei diesen werden die Wohnungseinbruchdiebstähle zentral bearbeitet sowie Konzeptionen koordiniert und durchgeführt. Ein erklärtes Ziel des Polizeipräsidiums Mannheim ist jedoch auch weiterhin die Reduzierung der Einbruchzahlen und eine Verstetigung der guten Aufklärungsquote.

Ladendiebstahl:

Bei dem Deliktsfeld der Ladendiebstähle muss das Polizeipräsidium Mannheim die höchsten Fallzahlen Baden-Württembergs verzeichnen. Obwohl die Gesamtzahl von 5.396 Ladendiebstählen im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr sank, erreichte die Zahl der in Heidelberg begangenen Ladendiebstähle im Zehnjahresvergleich, einen Höchststand mit 1.757 Delikten (2016: 1681 Fälle). Das machte eine Steigerung von 4,5 Prozent aus.

Eklatant ist in diesem Deliktsfeld die zwar sinkende Anzahl an Tatverdächtigen bei gleichzeitiger Zunahme von Mehrfachtätern. 833 Tatverdächtigen, also gut 20,5 Prozent aller Gezählten, konnten zwischen zwei bis neun Taten nachgewiesen werden.

Rauschgiftdelikte

Rauschgiftdelikte nach dem Betäubungsmittelgesetz sind 2017 um 16 Prozent auf 6.212 Taten gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt bei 93,4 Prozent. Der Anstieg festgestellter Drogendelikte findet seine Begründung maßgebend in häufigeren Kontrollen sowie vermehrten konzeptionellen Einsätzen zur Bekämpfung der Drogenkriminalität. Jedoch zeigt die große Menge beschlagnahmter Drogen auch, dass eine große Menge an Betäubungsmitteln in Umlauf ist.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Das erste Mal seit drei Jahren gibt es in diesem Bereich leicht sinkende Zahlen, mit einer Verringerung von 2,6 Prozent auf 441 Fälle; leider liegen die Fallzahlen noch immer auf einem hohen Niveau. In diesen Zahlen sind die zahlreichen Beleidigungen, mit denen die Beamtinnen und Beamten im täglichen Dienst konfrontiert werden, nicht erfasst, da diese in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht ausweisbar sind. Einen Rückgang der Übergriffe auf Polizeibeamte sollen neben einem weiterhin konsequenten Vorgehen in diesem Deliktsfeld, verstärkte Einsätze von Antikonfliktteams bei Veranstaltungen und die Einführung von Body-Cams bewirken.

Tatverdächtige

Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen bleibt mit einem minimalen Anstieg von 0,1 Prozent nahezu gleich. Dabei sind die Tatverdächtigen unter 21 Jahren in Relation zu ihrem Anteil in der Bevölkerung überrepräsentiert. Die leicht gestiegene Anzahl der Tatverdächtigen bei einer Abnahme der Gesamtstraftaten begründet u.a. die nochmalige Steigerungsrate der Aufklärungsquote bei den Gesamtstraftaten. Von 29.282 Tatverdächtigen (ohne ausländerrechtliche Verstöße) wurden 12.098 Nichtdeutsche ermittelt. Von diesen wiederum handelte es sich bei 3.767 Personen um Asylbewerber.

Resümee

Polizeipräsident Köber zieht ein positives Resümee, zeigt jedoch auch deutlich polizeiliche Handlungsfelder auf. So soll die Gesamtzahl der Straftaten auch zukünftig weiter sinken. Bei der Straßenkriminalität erhofft er sich, unter anderem durch den Ausbau der geplanten Videoüberwachung im innerstädtischen Bereich Mannheims, wie auch durch die Anfang des Jahres 2018 geschlossene Sicherheitspartnerschaft mit der Stadt Heidelberg, ebenfalls einen Rückgang der Fallzahlen sowie eine Verbesserung des Sicherheitsgefühls.

Ein konsequentes Vorgehen bei den Gewalttaten gegenüber Polizeibeamten, in Verbindung mit der Einführung von sog. Bodycams, soll ferner zu einer Verringerung der Deliktszahl in diesem Bereich beitragen.

Einen weiteren Schwerpunkt des polizeilichen Wirkens sieht der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg, Leitender Kriminaldirektor Kollmar in der Bekämpfung von Wohnungseinbruchsdiebstählen. „Nichts ist schlimmer, als dass man sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen kann!“ Hier werden die bereits greifenden Maßnahmen der Ermittlungsgruppe Eigentum fortgeführt und weiterentwickelt.

Nicht nur in diesem Deliktsfeld, sondern auch in allen anderen Straftatenbereichen misst Präsident Köber der Präventionsarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim eine große Bedeutung zu. Die Aufklärung und die Sensibilisierung der Bürger sollen helfen, Straftaten und der Viktimisierung vorzubeugen. Nicht zuletzt richtet der Polizeipräsident einen Appell unmittelbar an die Bevölkerung: “Bitte helfen Sie und unterstützen Sie unsere Arbeit. Melden Sie uns Straftaten und verdächtige Wahrnehmungen. Rufen Sie uns lieber einmal mehr als einmal zu wenig an! Ihre Sicherheit liegt uns am Herzen!”