v.l.n.r.: Stephan Langenberger Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen, Seyda Togan Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen, Peter Traub Leiter der Polizeidirektion Ludwigshafen, Joachim Lieth Leiter der Kriminalinspektion Ludwigshafen, Jörg Haßler Leitung Sachgebiet Jugend
v.l.n.r.: Stephan Langenberger Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen, Seyda Togan Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen, Peter Traub Leiter der Polizeidirektion Ludwigshafen, Joachim Lieth Leiter der Kriminalinspektion Ludwigshafen, Jörg Haßler Leitung Sachgebiet Jugend

LUDWIGSHAFEN – Mit Spannung wurden die offiziellen Zahlen der Polizei erwartet. Am Dienstag, 27.03.2018 war es dann soweit. Die Führungsgruppe des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in Ludwigshafen, stellte die Zahlen vor.

Als Vergleichsdaten hat man die Zahlen aus dem Jahr 2016 genommen. Damit bekommen die Ludwigshafener einen ersten Eindruck dessen, was die Fakten sagen.

Denn es herrscht eine deutliche Diskrepanz zwischen dem gefühlten, subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger und der Realität. Zumindest sieht das die Polizei so. Bei den Ludwigshafenern hört man überall Sätze wie: “Ich traue mich abends nicht mehr an den Berliner Platz oder in die Fußgängerzone”. Vorbei die Zeiten des unbeschwerten Schaufensterbummelns.

Rede und Antwort standen

  • Seyda Togan – Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen
  • Stephan Langenberger – Führungsgruppe Polizeipräsidium Ludwigshafen
  • Peter Traub – Leiter der Polizeidirektion Ludwigshafen
  • Joachim Lieth – Leiter der Kriminalinspektion Ludwigshafen
  • Jörg Haßler – Leitung Sachgebiet Jugend

Die Fakten

  • Die Anzahl der Gesamtstraftaten ist von 16.487 im Jahr 2016 auf 16117 im Jahr 2017 gesunken. Dies sind zum Vorjahr 370 Fälle oder 2,24% weniger. Das ist ein neuer Tiefstand seit 7 Jahren.
  • Zusammen mit Mainz ist Ludwigshafen damit im Vergleich mit den Oberzentren, die zweitsicherste Stadt in Rheinland-Pfalz.
  • Die Aufklärungsquote ist leicht um 1,8% angestiegen.
  • In insgesamt 855 Fällen wurden Zuwanderer als Tatverdächtige ermittelt. Das sind 5,32% der Gesamtstraftaten. Hier wurden die ausländerrechtlichen Verstöße nicht mitgerechnet.
  • 59,05% waren Deutsche und 40,95% Tatverdächtige anderer Nationalitäten.
  • Die Roheitsdelikte (Raubdelikte, Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung) stiegen um 114 Fälle an. Das sind 3,8%.
  • Die Gewalt in engen sozialen Beziehungen hat mit 695 registrierten Straftaten den niedrigsten Stand seit 2013 erreicht.
  • Die Sexualstraftaten (Vergewaltigung,, sexuelle Nötigung, Mißbrauch von Kindern, exhibitionistische Handlungen und Besitz oder Verbreitung von Kinderpornographie) lag im Jahr 2016 bei 153 Fällen. 2017 sank diese Zahl auf 145. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 82,1%. 2016 lag diese bei 70,6%.
  • Als erfreulich betrachtet man in Ludwigshafen die Entwicklung in der Eigentumskriminalität. Der Abwärtstrend dauert an. Mit 5024 Fällen befindet sich dieser Deliktsbereich auf dem niedrigsten Stand seit 2013. Bedauerlich hierbei die Tatsache, dass die Diebstahlsdelikte an und aus Kraftfahrzeugen deutlich um 33,33% angestiegen sind.
  • Die Wohnungseinbrüche sanken wieder deutlich um 44,3%. Einbruchsversuche um 44,59%.
  • Die Gewalt gegen Polizeibeamte und Polizeibeamtinnen ist einer der ebenfalls besorgniserregenden Deliktsbereiche. Im Jahr 2017 mussten sich 21 nach Widerstand in ärztliche Behandlung begeben.
  • Die Gruppe, die der Polizei immer wieder Sorgen bereitet, sind die Heranwachsenden, Jugendlichen und Kinder. Die Zahlen der tatverdächtigen Heranwachsenden halten sich unterhalb des Standes von 2013. Bei den Jugendlichen bleiben die Zahlen konstant. Bei den Kindern (unter 14 Jahren) ist ein geringer Anstieg feststellbar.
rechts: Jörg Haßler, Leiter des Sachgebietes Jugend
rechts: Jörg Haßler, Leiter des Sachgebietes Jugend

Dazu erläutert Jörg Haßler, Leiter des Sachgebietes Jugend bei der Kriminaldirektion Ludwigshafen:

Wenn man die Fallzahlen im Einzelnen betrachtet, dann muss man sehen, dass manche Täter mehrere Taten begehen. Gerade bei den Heranwachsenden finden sich Intensivtäter. Wir arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen um bspw. frühzeitig zu erkennen, ob ein Verhalten entwicklungsbedingt ist, oder ob wir tiefer nachschauen müssen.

Die Geschlechterverteilung bei den Tatverdächtigen ist im Großen und Ganzen unverändert. die männlichen Tatverdächtigen belegen einen Anteil von 73,2% (+ 1,1%). Die weiblichen Tatverdächtigen liegen bei 26,8% ( -1,1%).

Um der ansteigenden Gruppenbildung unter den kriminellen Jugendlichen wirksam zu begegnen, hat die Polizei eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, als Erkenntnisse zu einer bestimmten Tätergruppierung vorlagen.

Wir haben dann die Anführer verhaftet und der Staatsanwaltschaft übergeben. Leider ist es so, dass das Vakuum, dass eine zerschlagene Gruppierung hinterlässt, schnell von der nächsten Gruppierung geschlossen wird, so Haßler.

Damit ist klar, dass uns das Problem mit den Jugendgruppen in Ludwigshafen die kommenden Jahre begleiten wird. Diese Täter attackieren oder pöbeln Passanten an. Auch für das sog. Ripping, wo man einem Opfer das Handy, die Jacke oder andere Gegenstände abnimmt, sind diese Gruppierungen mit verantwortlich.

Zuwanderer

Als Zuwanderer werden Personen mit dem Aufenthaltsstatus “Asylbewerber”, “Kontingentflüchtling”, “International/national Schutz- und Asylberechtigte”, “Duldung” und “unerlaubter Aufenthalt” in der PKS registriert

Hier lässt sich zunächst einmal festhalten, dass in allen aufgeführten Bereichen die Fallzahlen angestiegen sind. Außer bei den Diebstählen. Hier sind die Zahlen gesunken. Bei Straftaten gegen das Leben (Tötung, Totschlag, Mord) blieb es bei einem Fall in 2017.

Deliktsbereich 2016 2017

  • Sexualdelikte 10 14
  • Rohheitsdelikte 190 251
  • Raub 5 23
  • Diebstahl 178 163
  • Vermögens- und Fälschungsdelikte 255 293
  • Beförderungserschleichung 157 170
  • Urkundenfälschung 35 71
  • Sonstige (aus StGB) 63 71
  • Rauschgift 18 63

Zu den Zahlen erklärt die Führung, dass bei den Körperverletzungsdelikten ca. 50% von Zuwanderern untereinander begangen wurde.

Berliner Platz

Ein Sorgenkind in der Stadt ist die Entwicklung am Berliner Platz. Hier wird das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger massiv beeinträchtigt. Die Führung der Polizei erläutert ausführlich die Maßnahmen, die Polizei und Stadt gemeinsam seit Monaten unternehmen, um diesen Kriminalitäts-Hotspot zu entschärfen.

Immer wieder werden Kontrollen durchgeführt. Mal mit normalem, mal mit größerem Aufwand.

Für viele Bürger ist das nicht genug. Sie haben Angst und machen sich inzwischen im Internet und in den sozialen Netzwerken unüberhörbar Luft.

Der Platz liegen mitten im Zentrum der Stadt. Jeden Tag laufen, bzw. fahren ca. 40.000 Menschen durch. Das zieht natürlich alle Arten der Kriminalität an. Insbesondere die Delikte, die das Sicherheitsgefühl der Bürger besonders beeinträchtigen, wie Körperverletzung, Diebstahl und Raub.

Gewaltkriminalität

Hier fasst die Polizei alles zusammen was in die Bereiche Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche, bzw. schwere Körperverletzung, erpresserischer Menschenraub und Geiselnahme fällt.

Im Jahr 2016 erfassten die Kriminalisten 769 Fälle. Im Jahr 2017 verzeichneten sie einen Anstieg um 30 Fälle auf 799 Taten. Im gleichen Zeitraum stieg die Aufklärungsquote leicht von 79,3% auf 79,5%.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Sorgen bereiten der Führung in Ludwigshafen die Widerstandsdelikte und die Gewalt gegen die eigenen Beamtinnen und Beamte. 21 mussten sich nach Widerstand in ärztliche Behandlung begeben. Dieses Phänomen betrifft nicht nur die Stadt. In ganz Deutschland ist ein Anstieg der Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte zu verzeichnen. Eine Entwicklung gegen die in den kommenden Jahren viel getan werden muss.

Häufigkeitszahl

Diese Zahl wird ermittelt, in dem man die Anzahl der Straftaten insgesamt oder in einzelnen Bereichen ins Verhältnis zur registrierten Wohnbevölkerung ( Anzahl der erfassten Fälle auf 100.000 Einwohner) setzt.

Damit erkennt die Polizei die Gefährdungslage, die durch die Kriminalität verursacht wird. Je niedriger die Zahl, desto geringer die statistische Wahrscheinlichkeit Opfer einer Straftat zu werden. Der Wert beträgt 9673 im Jahr 2017. Im Jahr 2016 lag dieser noch bei 10009. Damit ist Ludwigshafen die zweitsicherste Stadt in Rheinland-Pfalz.

Mitte: Peter Traub, Leiter der Polizeidirektion Ludwigshafen führte durch die Konferenz

Fazit

Die Zahlen sind deutlich besser als von Vielen erwartet. Dennoch haben Polizei und Kommunaler Vollzugsdienst in den kommenden Monaten/Jahren sehr viel Arbeit vor sich. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger ist nachhaltig gestört. Gerade viele Ältere haben Angst zum Opfer zu werden und trauen sich nicht mehr Abends in die City. Der Hotspot Berliner Platz, Henry-Roos-Passage und Walzmühle bleibt weiterhin im Fokus.

Damit steht am Ende der Konferenz fest, dass die Polizei die Sicherheit der Bürger in der Chemiestadt im Griff hat. Dafür dankt der Leiter der Polizeidirektion Ludwigshafen, Peter Traub seinen Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich und betont, dass diese eine sehr gute Arbeit leisten.