Mainz – Der Schillerpreis 2018 der Stadt Mannheim wurde heute (15.04.2018) im Rahmen eines Festaktes im Nationaltheater Mannheim an den Schriftsteller Dr. Uwe Timm verliehen. Das hatte der Gemeinderat am 21. November 2017 in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen und folgte damit dem Vorschlag des Preisgerichts sowie des Kulturausschusses. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
„Die hohe Wertschätzung, die wir dem Schillerpreis entgegenbringen, spiegelt sich in der Wahl der Persönlichkeit des Preisträgers, wie auch im Vergabeverfahren. Mit dem Ort der Verleihung, dem Nationaltheater Mannheim, wird Bezug genommen auf den schillerschen Anspruch, das Theater Ort gesellschaftlicher und kultureller Debatten sein soll“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Rede im Rahmen des Festaktes.
Zum Werk Dr. Timms führte er aus, dass die Ausgangspunkte für seine Bücher zwar real seien, es dem Schriftsteller aber nicht um ein getreues Abbild der Wirklichkeit gehe sondern darum, wie die Geschichten gewesen sein könnten: „Seine Arbeiten führen uns in anschaulicher und beklemmender Art und Weise unsere Vergangenheit und die unserer Eltern und Großeltern vor Augen und machen betroffen. Die Arbeiten Uwe Timms sind bei aller Unterhaltung von aufklärerischem Wirken und von der Reflektion über uns und unser eigenes Verhalten geprägt“, so der OB weiter.
Ähnlich hatte es auch das Preisgericht seine Wahl begründet: „Wie kein anderer hat Uwe Timm bundesrepublikanische Geschichte in Geschichten verwandelt, in denen sich politische Wachsamkeit mit Poesie, die minutiöse Schilderung von Alltagserfahrung mit essayistischer Brillanz und der unbestechliche Blick auf heimische Lebenswelten mit einem generösen europäischen Intellekt verbinden“. Seine Mitglieder hatten im Oktober 2017 unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz über die Vergabe des Schillerpreises 2018 beraten. Die Juroren Prof. Dr. Joseph Vogl, Luzia Braun und Denis Scheck, Kulturbürgermeister Michael Grötsch und Kulturamtsleiterin Sabine Schirra sowie jeweils ein Vertreter der Fraktionen des Gemeinderates, gehörten ebenfalls dem Preisgericht an.
Leben und Werk Uwe Timms
Wie man Biographie als Kontrafaktur zur Geschichte erzählt, wie man sich engagiert, ohne dem Zeitgeist hinterher zu laufen, wie man aus Vorgefundenem große Kunst macht – all das wird im Werk des Erzählers Uwe Timm erfahrbar. Mit Romanen und Erzählungen wie „Morenga“, „Rot“ oder „Halbschatten“ hat der 1940 in Hamburg geborene Timm seit 1974 ein breites Publikum gefunden.
Die Leserherzen erobert hat er mit seiner Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ sowie mit seinem Kinderbuch „Rennschwein Rudi Rüssel“. Autobiographisch erzählt Timm in seinem 2003 erschienenen Buch „Am Beispiel meines Bruders“ wie sein älterer Bruder als Mitglied der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg starb und die Familie mit diesem Verlust umging. Autobiographisch grundiert ist auch „Der Freund und der Fremde“, in dem Timm seine Freundschaft zu Benno Ohnesorg thematisiert. Gemeinsam holten die Freunde auf dem Braunschweig-Kolleg das Abitur nach und gaben die Literaturzeitschrift „teils-teils“ heraus. In der ersten und einzigen Ausgabe sind Timms erste Gedichte erschienen.
In Timms neuestem Roman „Ikarien“ erzählt er vom Kriegsende 1945 und dem geistigen Wegbereiter des nationalsozialistischen Rassenwahns.
Über den Schillerpreis
Der Schillerpreis wurde zum Jubiläum des 175-jährigen Bestehens des Nationaltheaters vor mehr als 60 Jahren gestiftet und ist der bedeutendste Preis, den die Stadt Mannheim in einem zweijährigen Turnus vergibt – in Erinnerung an Schillers Wirken in Mannheim in den Jahren 1782 bis 1785. Mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim werden Persönlichkeiten geehrt, die durch ihr Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben. Der Schillerpreis der Stadt Mannheim ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.