Mainz – Die erste psychosomatische Abendklinik in Rheinland-Pfalz startet heute in der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.
Bei der neu eröffneten Abendklinik handelt sich um eine neue psychotherapeutische Versorgungsform für Patienten mit Depressionen. Ihr Ziel besteht darin, die bisherige Versorgungslücke zwischen den ganztägigen stationären und tagesklinischen Krankenhausbehandlungen und den wöchentlich stattfindenden ambulanten Einzel- oder Gruppentherapien zu schließen. Die Bedeutung dieser neuen Versorgungsform zeigt sich auch darin, dass es sich um ein im Rahmen des Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für 28 Monate gefördertes Versorgungsforschungsprojekt handelt.
Für diejenigen Patienten, die ein besonders intensives Psychotherapieprogramm benötigen, aber beruflich oder anderweitig zu sehr eingebunden sind, um eine tagesklinische Behandlung in Anspruch zu nehmen, bietet die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz seit heute ein neues spezielles psychotherapeutisches Angebot: die Abendklinik. Diese neue Versorgungsform schließt die bisherige Lücke zwischen den ganztägigen stationären und tagesklinischen Therapien und den üblichen einmal pro Woche stattfindenden ambulanten Einzel- oder Gruppentherapien. Die abendklinische Behandlung findet an drei Abenden statt und bietet ein multimodales Behandlungsangebot. Es richtet sich insbesondere an Patienten mit depressiven Erkrankungen und „Burnout-Beschwerden“.
„Viele berufstätige Patienten schieben erforderliche tagesklinische oder stationäre psychotherapeutische Behandlungen auf, weil sie sich Sorgen machen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, wenn sie krankgeschrieben werden würden. Mit dem innovativen Angebot einer Abendklinik können wir ihnen nun erstmals eine intensive Behandlung nach ihrer Arbeitszeit bieten, ohne dass eine Krankschreibung zwingend erforderlich ist“,
erläutert Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Der ärztliche Leiter der Abendklinik Univ.-Prof. Dr. Matthias Michal ergänzt:
„Nach längerer krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit ist es oft erforderlich, eine schrittweise berufliche Wiedereingliederung durchzuführen. Dies dient dazu, die eigene Leistungsfähigkeit auszutesten und langsam wieder zu steigern. Auch hier leistet die Abendklinik flexible Unterstützung und therapeutische Begleitung.“
Die abendklinische Behandlung findet dreimal die Woche von 16:30 bis 19:30 Uhr statt. Sie eröffnet den Patienten den erforderlichen Spielraum, um trotz Behandlung familiäre oder berufliche Aufgaben zu erproben bzw. zu erfüllen. Weitere Vorteile: Die Experten gehen davon aus, dass sich Behandlungserfolge aufgrund der hohen Therapiedosis schneller einstellen als in der ambulanten Regelversorgung. Zudem beobachten die Mediziner den Behandlungserfolg über den Abschluss der abendklinischen Behandlung hinaus weitere neun Monate. Die Indikation für die abendklinische Behandlung stellen die Experten in der Ambulanz der Klinik. Nachdem sich anschließenden ambulanten Vorgespräch formulieren die Therapeuten der Klinik zudem den Kostenübernahmeantrag.
Die Abendklinik als neues Versorgungsangebot wendet sich insbesondere an Patienten mit depressiven Erkrankungen. Depressionen sind eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland und sind eine der Hauptursachen für längerfristige Arbeitsunfähigkeit. Um die Versorgung von Patienten mit seelischen Erkrankungen weiter zu verbessern, besteht ein Ziel der Forschungen zur Abendklinik in deren wissenschaftlicher Evaluation im Vergleich zu den bereits etablierten Behandlungsmöglichkeiten.
„Die Abendklinik wird zunächst als Modellprojekt mit Förderung durch den Innovationsfonds im Verbund mit den Universitätsklinika in Heidelberg, Mannheim und Freiburg wissenschaftlich geprüft. Wir hoffen, dass wir nach erfolgreichem Abschluss des Vorhabens das Modell in der Regelversorgung unseren Patienten anbieten können“,
so Professor Michal.