Darmstadt – Mehr Patienten, Errichtung des Zentralen Neubaus im Zeit- und Kostenplan, schwarze Zahlen: Das Klinikum Darmstadt schließt das Jahr 2017 erfolgreich ab. Vier Jahre zuvor lag das Betriebsergebnis der Klinikum Darmstadt GmbH bei Minus 18 Millionen Euro. Für das vergangene Jahr kann der Gesundheitsversorger in Südhessen erstmals ein positives Jahresergebnis vermelden – so das vorläufige Rechnungsergebnis 2017.
„Für das Klinikum ist das Jahr 2017 ein ganz wichtiges gewesen und in dem Jahr ist ein ganz entscheidender Schritt gelungen – aus dem Minus heraus in ein Plus. Dies so deutlich sagen zu können, ist für den Klinikdezernenten eine große Freude“, fasst Stadtkämmerer und Aufsichtsratsvorsitzender André Schellenberg das Jahresergebnis zusammen. „Während viele Krankenhäuser in Deutschland tief in den roten Zahlen stecken, konnte der Maximalversorger das vergangene Jahr erstmals mit einem Plus von 1,245 Millionen Euro positiv abschließen. Damit sind die von Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Gesellschafter hoch gesteckten Ziele erfüllt worden. Für das Krankenhaus alleine sogar übererfüllt“, sagt André Schellenberg. „Einzig das Marienhospital Darmstadt trübt den Jahresabschluss mit Minus 1,412 Millionen Euro. Damit liegt das Gesamtergebnis der Klinikum Darmstadt GmbH mitsamt allen Töchtern in 2017 bei einem Plus in Höhe von 119.000 Euro. Das ist ein toller Erfolg, für die Geschäftsführung unter Clemens Maurer und alle 3.000 Mitarbeitenden.“
„Um die Finanzierung des Zentralen Neubaus und die Investitionen in Bestandsbauten, Medizintechnik und IT sicherzustellen, ist die weitere Umsetzung des Businessplans von den Jahresergebnissen zwingende Voraussetzung“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Clemens Maurer. Der Businessplan sieht für 2018 ein Jahresergebnis der GmbH von 1 Million Euro vor.
Die positive Leistungsentwicklung der vergangenen fünf Jahre zeigen, dass das Klinikum die Stärke hat, die geplanten Steigerungen zu realisieren, sagt Maurer. Von 2013 bis 2017 sind die für Krankenhäuser erfolgsrelevanten Kennzahlen (Case-Mix-Punkte) um 11 Prozent gestiegen (+4.110), die stationären Fälle um 13 Prozent (+4.659 Patientinnen und Patienten) und die ambulanten Fälle um 6 Prozent (+5.902 Patientinnen und Patienten).
„Dies sind nicht nur einfach positive Zahlen, sondern messbare Ziele, die das Haus als Ganzes erreicht hat. Sie zeigen deutlich, dass das Klinikum Darmstadt in den vergangenen vier Jahren bei den Menschen in Südhessen immer besser angenommen worden ist. Dies ist für mich ein großer Vertrauensbeweis in das Haus. Und es ist Ausdruck des gestiegenen Images. All das ist allen Mitarbeitenden zu verdanken, die sich jeden Tag für die Gesundheit anderer einsetzen“, betont Schellenberg.
Ein Plus bei Patienten und Umsatz
Im Jahr 2017 hat das Klinikum Darmstadt exakt 39.667 stationäre, 907 teil-stationäre und 104.800 ambulante Patienten und Patientinnen behandelt. Positive Patientenrückmeldungen kommen auch aus den Meinungsbögen, mit denen Patienten aufgefordert sind, ihre Behandlung zu bewerten: bei 2.400 Bewertungen lag die Weiterempfehlungsrate bei 94 Prozent. Die ärztliche und medizinische Leistung wird mit einer Schulnote von 1,64, die pflegerische Versorgung und Leistung mit einer 1,65 bewertet.
Der Umsatz der Klinikum Darmstadt GmbH lag 2017 bei 217,727 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT engl. earnings before interest and taxes „Gewinn vor Zinsen und Steuern“) lag bei 2,7 Millionen Euro, die EBIT-Marge bei 1,3 Prozent. EBITDA („Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegen-stände“) betrug 6 Millionen Euro, EBITDA-Marge bei 2,8 Prozent). „Daran wird deutlich, dass wir aufgrund der nicht ausreichenden Krankenhausfinanzierung 4 Millionen Euro selbst finanzieren müssen. Geld, das uns für Personal, für die Patientenversorgung oder auch Ausstattung fehlt“, führt Maurer aus.
Refinanzierung von Tariferhöhungen gefordert
„Wir erklären uns unmissverständlich solidarisch mit den Forderungen, den engagierten Mitarbeitenden in der Pflege, die rund um die Uhr für die Gesundheit der Menschen im Einsatz sind, eine verbesserte Vergütung zu gewähren. Und wir sind froh, dass es in den Tarifverhandlungen im April zu einer Einigung gekommen ist. Damit sind weitere Streiks abgewendet. Diese Tarifsteigerungen müssen aber aus Sicht der kommunalen Krankenhäuser unbedingt refinanziert werden. Bisher treffen Tariferhöhungen uns ins Mark. Die Versprechungen und Ankündigungen der letzten Monate müssen zügig umgesetzt werden“, betont Clemens Maurer. Denn das Ergebnis der Verhandlungen stelle die kommunalen Krankenhäuser vor große Herausforderungen: „Durch zahlreiche Detailregelungen im Tarifabschluss erwarten wir einen Anstieg der Personalkosten, der deutlich über der Nominalerhöhung von 3,19 Prozent lieg. Die durchschnittliche Vergütung der Krankenhäuser in Hessen (der sogenannte Landesbasisfallwert) steigt in 2018 aber voraussichtlich nur um ca. 2,5 Prozent. Der daraus resultierende Fehlbetrag liegt für große Krankenhäuser im Millionenbereich. Die Aussicht, dass die Personalkostensteigerungen im Jahr 2019 über neue gesetzliche Regelungen ausgeglichen werden, lässt hoffen. Bisher sind diese Zusagen aber nicht verbindlich. Die Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft brauchen nun schnellstmöglich Klarheit über die Refinanzierung der Kostensteigerungen. Ansonsten drohen bereits für das Jahr 2018 erneute Sparrunden in den kommunalen Krankenhäusern.“
4,5 Millionen Euro für die Strahlentherapie
Allein 4,5 Millionen Euro hat die Klinikum Darmstadt GmbH 2017 in die Anschaffung und Ausstattung zweier neuer Linearbeschleuniger für das Institut für Radioonkologie und Strahlentherapie gesteckt. Diese beiden Geräte der Firma Varian bieten allen Patientinnen und Patienten höchste Präzision bei maximaler Sicherheit. Eines der beiden Geräte, die Edge, ist ein High-End Linearbeschleuniger, der so erstmals in Deutschland installiert worden ist. Das Gerät besitzt hochauflösende, schnell bewegliche Bleilamellen, 2,5 Millimeter breit, im Beschleunigerkopf, die eine sehr feine Modellierung des Therapiestrahls ermöglichen und somit auch kleineste Tumorherde hochpräzise erfassen können. Dazu ist der Beschleuniger auch in der Lage, deutlich höhere Strahlendosen pro Sekunde zu erzeugen, was die Bestrahlungszeit verkürzt. Durch die Optimierung der Bildgebungssysteme können auch während der Bestrahlung selbst Lagerungskontroll-Aufnahmen erstellt werden. Ausgestattet sind die neuen Linearbeschleuniger zudem mit einem einzigartigen Personal- und Patientensicherheitssystem, das von der Aufnahme bis zur Personenerkennung und lückenlosen Raumüberwachung reicht.
Zentraler Neubau im Kosten- und Zeitplan
Das Jahr 2017 war vor allem auch vom Baufortschritt des Zentralen Neubaus beherrscht. Am 8. Dezember konnte der erste Bauabschnitt im Kosten- und Zeitplan in Betrieb genommen werden. Der Umzug erfolgte innerhalb eines Tages bei laufendem Patientenbetrieb. Als vollen Erfolg wertet die Geschäftsführung auch den Klinikgucker-Tag mit 500 Besuchern Ende November und die feierliche Einweihung mit 190 Gästen.
Der erste Bauabschnitt bietet in fünf Geschossen 150 moderne Betten in Zwei-Bett-Zimmern, die jede Menge Komfort bieten. Nutznießer des Umzugs sind außer der Strahlenklinik vor allem die Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin inklusive der Stroke-Unit für Schlaganfallpatienten. In dem neuen Gebäude 1 befinden sich aber auch die Klinik für Neurochirurgie und die Chirurgische Klinik I – Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie und eine Station der Klinik für Neonatologie sowie die Chirurgische Ambulanz.
Erfolgreich umgesetzte Themen in 2017
Im vergangenen Jahr konnte der Gesundheitsversorger viele Themen für Mitarbeitende und Patienten erfolgreich umsetzen. Dazu zählen das Jobticket für das RMV-Gebiet, die Erhöhung der Ausbildungsplätze und neue Konzepte zur Ausbildung und zur Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kamen interne neue Schulungen zum Umgang mit Sterbenden und der Auftakt eines Deeskalationstrainings. Ein Jahr lang wurden zudem erstmals 25 Ärztinnen und Ärzte zu ABS-Experten ausgebildet – für das optimale Management von Infektionen bei minimalem Einsatz der richtigen Antibiotika.
Schwung erhielt auch die Digitalisierung: von der digitalen Personalakte über das weitere Ausrollen der digitalen und mobilen Patientenvisite über kostenlose Patiententelefonie und W-Lan, Online-Terminvergabe für Ambulanzen, Einführung eines neuen OP-Moduls bis hin zum Einstieg in die Umsetzung des Entlassmanagements und des IT-Sicherheitsgesetztes für kritische Infrastrukturunternehmen.
Erfolgreich verlief die 4. KTQ-Rezertifizierung für das Klinikum Darmstadt, das Marienhospital schaffte die Zertifizierung in 2017 erstmals. Sichtbar suchte der Gesundheitsversorger mit Plakaten und in den Sozialen Medien Fachkräfte für die Intensiv-, Anästhesie- und OP-Pflege. „All diese Fortschritte für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen Früchte – nicht nur in der Mitarbeiterzufriedenheit. Wir bieten als kommunales Haus sichere und überdurchschnittlich gute Bezahlung für alle unsere Mitarbeitenden und wir bieten aufgrund der Fülle unseres medizinischen Angebotes auch Top-Karrierechancen, das bescheinigt uns auch ein neues Focus-Siegel“, berichtet Clemens Maurer.
Die Klinikum Darmstadt GmbH ist der größte Arbeitgeber der Unternehmen der Stadtwirtschaft. 3.000 Menschen, darunter 400 Ärzte und mehr als 1.000 Pflegekräfte gehören zum Team. „Die Mitarbeitenden machen unser Krankenhaus aus und leisten ausgezeichnete Arbeit. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzen wir verstärkt auf die Ausbildung unseres eigenen Nachwuchses“, so Maurer weiter. Gesundheits- und Krankenpfleger, Medizinische Fachangestellte, Operations- und Anästhesietechnische Assistenten bildet das Haus in den Pflegeberufen aus – und in 2018 ganz neu auch Hebammen in Kooperation mit der Frankfurter Hebammenschule. Schon heute liegen allen erfolgreichen Absolventen unbefristete Übernahmeangebote vor.
Themen für 2018
„In 2018 gehen wir die Themen Lean Hospital Management, Führungskräfte-Entwicklung und Digitalisierung verstärkt an“, erläutert Clemens Maurer. „Bei unseren Bauthemen liegen wir voll im Zeit- und Kostenplan. Und auch der Hubschrauberlandeplatz kommt voran, im April wird die Konstruktion der Stützen für die Landeplattform fertig, geplant ist die Inbetriebnahme bis Jahresende. Erledigt ist auch der Aushub für den dritten Bauabschnitt, so dass die Rohbauarbeiten für diesen letzten Bauabschnitt auch bereits gestartet sind.“ Zum Jahreswechsel 2020/21 soll der Zentrale Neubau in den Patientenbetrieb gehen. Dann bietet das Klinikum Darmstadt am Standort Grafenstraße 850 moderne Betten.
„Wir sehen unser Haus gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet“, schließen Clemens Maurer und der Aufsichtsratsvorsitzende André Schellenberg das Fazit. Dabei spiele der weitere Ausbau der Zusammenarbeit mit den Partnern in der Region, den umliegenden Krankenhäusern und vor allem mit den niedergelassenen Ärzten eine wichtige Rolle. Vom Gesetzgeber erwarte man sinnvolle und verlässliche Rahmenbedingungen und eine bessere finanzielle Ausstattung, um etwa mehr Pflegekräfte einstellen zu können. „Wir nehmen unsere Verantwortung als Maximalversorger in Südhessen sehr ernst und wissen, dass wir uns auf unser engagiertes Team verlassen können. Dafür auch an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Mitarbeitenden.“