Speyer – Das Landesamt für Umwelt (LfU) nimmt die „Wildniszone“ des Speyerer Auwaldes, also der Teil, der nicht mehr für Forstwirtschaft genutzt wird, in das Fauna-Flora-Habitat-Monitoring (FFH-Monitoring) auf, informiert Umweltdezernentin Stefanie Seiler. Danach werden grundlegende Waldstrukturen, charakteristische Pflanzenarten und mögliche Beeinträchtigungen im 6-jährigen Turnus beobachtet. Die Dauerbeobachtungsfläche wird bei einem gemeinsamen Ortstermin mit dem LfU im Mai festgelegt. Nach Einschätzung der Mainzer Fachbehörde werde „Wildnis“ in Auwäldern als optimale FFH-Managementweise verstanden. Michael Altmoos vom LfU wird in einer der nächsten Sitzungen des Umweltausschusses zur natürlichen Waldentwicklung und Monitoring-Aufgaben referieren, kündigt Beigeordnete Stefanie Seiler an.
Mit dem jetzt vorliegenden Monitoring-Konzept hat die Umweltabteilung ein Grundgerüst an Untersuchungsparametern, das eine naturschutzfachliche Bewertung der natürlichen Waldentwicklung zulässt. Anhand der Ergebnisse können Aussagen über die Entwicklung der Waldgesellschaften und -strukturen und über die Bedeutung der Naturwaldentwicklung für charakteristische, wertgebende waldbewohnende Tierarten getroffen werden. Betrachtet werden insbesondere Artengruppen, die auf Strukturreichtum, Alt- und Totholz, höhlenreiche Bäume als Lebensräume angewiesen sind, die in Wirtschaftswäldern kaum zu finden sind.
Aktuell finden Erhebungen zur Vogelwelt, zu Auenamphibien und Frühjahrsblühern statt. Eine Master-Studentin von der Hochschule Bernburg (Sachsen-Anhalt) wird ihre Masterarbeit über die Naturwaldentwicklung und das Auwald-Monitoring verfassen.
Das Monitoring im Sinne der FFH-Richtlinien stellt eine Grob-Bewertung des Waldes hinsichtlich seiner Entwicklung und seines Erhaltungszustandes dar, Tierarten werden dabei nicht erfasst. Als Ausgangsdaten dienen die Ergebnisse einer ersten Monitoring-Untersuchung aus dem Jahr 2010, bei der eine flächendeckende Kartierung der Frühjahrspflanzen erfolgte und eine Erhebung der Vogel- und Amphibienfauna im südlichen Auwald. Bereits 2010, als das Untersuchungsgebiet teilweise Naturwald und teilweise Wirtschaftswald war, hat sich die naturschutzfachliche Bedeutung der älteren, naturnahen, strukturreichen Waldbereiche für die Vogel- und Amphibienfauna aufgezeigt. Folglich erwarten die Experten, dass diese Waldentwicklungsstadien im Laufe der natürlichen Waldentwicklung weiter zunehmen werden.
Der Umweltausschuss hatte die Verwaltung beauftragt, sich für die Begleitung eines Auwald-Monitorings, das den Fokus auf naturschutzfachliche Aspekte legt, durch das LfU einzusetzen. Die Untersuchungsergebnisse dienen den politischen Mandatsträgern bei der Klärung der Frage nach dem künftigen forstwirtschaftlichen Umgang mit dem Speyerer Auwald. Hintergrund ist der Ratsbeschluss aus dem Jahr 2015, wonach die Stadt Speyer im südlichen Auwald auf Forstwirtschaft verzichtet und sich in diesem Bereich für eine Naturwaldentwicklung zunächst bis 2025 entscheiden hat.