Bad Kreuznach – Die Stadt Bad Kreuznach feiert in diesem Jahr gleich zwei Städtepartnerschafts-Jubiläen: Einmal über Pfingsten „55 Jahre Bad Kreuznach−Bourg-en-Bresse“ und jetzt über das verlängerte Christi Himmelfahrts-Wochenende die 50-jährige Freundschaft des Stadtteils Bad Münster mit dem burgundischen Städtchen Pouilly-sur-Loire. Beim Festakt im Kurhaus in BME am Freitag erinnerte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer an die Anfänge dieser Freundschaft zur Zeit des ereignisreichen Jahrs der Bürgerrechts- und Studentenbewegungen 1968. Zugleich danke sie dem Deutsch-Französischen Freundschaftskreis und seiner Partnerorganisation, dem Comité de Jumelage, die sich seit über 30 Jahren dafür einsetzen, dass diese Freundschaft aktiv gelebt und mit Inhalten gefüllt wird.
„Danke für Ihre Toleranz und Aufgeschlossenheit, gerade in Zeiten, in denen der europäische Geist von vielen Seiten angegriffen wird“, würdigte Kaster-Meurer das ehrenamtliche Engagement und die „fruchtbare Kooperation“ der beiden Partnerschaftsvereine. Wie in den Jahren zuvor hatte der Deutsch-Französische Freundschaftskreis die Feierlichkeiten rund um das Jubiläum organsiert, die am Freitag mit dem Festakt im Kurhaus ihren Höhepunkt fanden. Besonders dankte die Oberbürgermeisterin Hans-Otto Kunz, seit 26 Jahren Vorsitzender des Deutsch-Französischen Freundschaftskreises, und Françoise Maîtrepierre, die dem Comité de Jumelage vorsteht. Sie erinnerte daran, dass Pouilly durch die Fusion Bad Kreuznach mit Bad Münster am Stein im Jahr 2014 neben Bourg-en-Bresse und Neuruppin quasi auch ein Partnerstadt von Bad Kreuznach geworden ist und betonte, dass es nie die Absicht des Stadtvorstandes und des Stadrates gewesen war, diese Partnerschaft nach der Fusion in Frage zu stellen.
Die Partnerschaftsvereine zu beiden Seiten pflegen die Freundschaft Jahr für Jahr durch zahlreiche gemeinsame Kontakte, Aktionen und Aktivitäten. Neben den jährlichen Begegnungen der beiden Vorstände, abwechselnd in BME und Pouilly, bildete der Schüleraustauch in den Sommerferien mit teils bis zu 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Anfang das Rückgrat der Städtepartnerschaft. Auch die regelmäßigen Tagesfahrten ins Elsass, nach Luxemburg oder Straßburg erfreuen sich unter Frankreichfreunden großer Beliebtheit. Durch den traditionellen Kochkurs mit Franz-Xaver Bürkle, das Weincolloquium „Ars Bibendi“ sowie das alljährliche Martinsgansessen während der Herbstaktion wird die deutsch-französische Freundschaft auch kulinarisch gelebt. Seit 1995 weht mit der Boule-Gruppe „Nah dran“, die sich regelmäßig auf dem Platz um das Hutten-Sickingen-Denkmal trifft, auch ein sportlicher Geist durch die Städtepartnerschaft.
Der Bürgermeister von Pouilly, Jean-Jacques Lété, machte in seiner Rede auf die „essentielle Bedeutung“ der Kinder als Vermittler und Botschafter der beiden Nationen aufmerksam. Zentrale Aufgabe der Partnerschaft sei daher weiterhin, „die Kinder so schnell wie möglich den Weg der Begegnungen zu führen“ − sei es nur im Erlernen der Sprache. An diesen Appel knüpfte Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang an: Nach so vielen Jahren der Freundschaft sei es heute keine leichte Aufgabe, die Jungen für die Idee der Städtepartnerschaft zu gewinnen: „Die deutsch-französische Verständigung ist keine abgeschlossener Prozess, sondern auch in Zukunft eine Herausforderung für die Gesellschaften beider Länder“, so Mackeprang.
Auf die ungewöhnliche Geschichte der Städtepartnerschaft ging Stefan Köhl, ehemaliger Bürgermeister von Bad Münster am Stein-Ebernburg, ein. Die tiefsitzende Feindschaft der beiden Länder, die sich in den beiden Weltkriegen entlud – Bad Kreuznach war zudem 1917/18 Hauptquartier von Kaiser und Heeresleitung − hätte eigentlich in den 50er- und 60er-Jahren jede Annäherung der beiden Städte fast unmöglich machen müssen. So sei es letztlich der Initiative der Winzer beider Städte zu verdanken, dass die Freundschaft dennoch vorangetrieben wurde, sagte Köhl.
Einen historischen Abriss der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund zeichnete Martine Durand-Krämer, Generalsekretärin des Partnerschaftsverbands Rheinland-Pfalz−Burgund, diese Partnerschaft erhielt 1956 mit der Gründung des Freundschaftskreises Rheinland-Pfalz/Burgund schon sehr früh einen institutionellen Rahmen. Heute seien 146 Gemeinden und Städte des Bundeslandes und der französischen Region durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Als Dank für die langjährige gelebte Freundschaft zu beiden Seiten überreichte Durand-Krämer Oberbürgermeisterin Kaster-Meurer und Bürgermeister Lété eine Ehrenurkunde.
Der Festakt mit anschließendem Festessen wurde durch den Kleinen Chor Ebernburg musikalisch begleitet, der mit Liedern wie „Les Champs-Élysées“ die Gäste nach Frankreich versetzte. Am Nachmittag gab es für die französischen und deutschen Besucher eine zweisprachige Führung mit anschließender Weinprobe zum Thema „Wein und Stein“ im Bad Münsterer Steinskulpturenparkmuseum
Die Gäste aus Pouilly waren an Christi Himmelfahrt angereist und bleiben bis zum morgigen Samstag.