Mainz – Der Mainzer Molekularbiologe Prof. Dr. Peter Baumann ist gestern feierlich mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet worden. In Berlin haben ihm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczeck, sowie der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Prof. Dr. Hans-Christian Pape, den höchstdotierten deutschen Forschungspreis verliehen.
Baumann, 1969 in Deutschland geboren, wurde auf Antrag der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und des Instituts für Molekulare Biologie gGmbH (IMB) ausgewählt. Ausgestattet mit der Preissumme von fünf Millionen Euro für fünf Jahre ist er seit Oktober 2017 Professor für Molekulare Biologie an der JGU und seit April 2018 Adjunct Director am IMB, das sich auf dem Gutenberg-Campus befindet. Zuvor hatte Baumann mehrere wissenschaftliche Positionen in den Vereinigten Staaten inne: Er war Professor am University of Kansas Medical Center, Investigator am Howard Hughes Medical Institute (HHMI) sowie am Stowers Institute for Medical Research. Baumann erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, etwa im Jahr 2003 den Pew Scholar in the Biomedical Sciences Award und 2009 den HHMI Early Career Scientist Award, und ist Fellow des Gutenberg Forschungskollegs (GFK) der JGU.
Peter Baumann ist einer der weltweit führenden Chromosomen-Biologen. Er beschäftigt sich insbesondere mit den verletzlichen Endstücken von Chromosomen, den sogenannten Telomeren, die durch das Enzym Telomerase geschützt werden. Ohne funktionsfähige Telomerase würden Chromosomen bei jeder Zellteilung gekürzt werden. Andererseits gilt eine hohe Aktivität des Enzyms als Ursache für die Wucherung von Tumoren. Baumann fand heraus, dass ein spezielles Gen den Schutz der Telomere gewährleistet und identifizierte in Spalthefen die entscheidende RNA-Komponente der Telomerase. In Mainz will er diese Forschungen vertiefen und so möglicherweise eine Grundlage für klinische Studien gegen frühzeitige Zellalterung oder krankhaftes Wachstum schaffen. In einem zweiten Schwerpunkt forscht Baumann an Schienenechsen, die unter anderem in der Wüste von New Mexico vorkommen. Von einigen Arten dieser Reptilien gibt es nur Weibchen – die Nachkommen entstehen aus unbefruchteten Eizellen. Baumann geht der Frage nach, wie trotz der Eingeschlechtlichkeit die genetische Vielfalt dieser Arten erhalten bleibt.
Neuausrichtung der Biologie der JGU
„Die Alexander von Humboldt-Professur für Peter Baumann ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Mainz zu einem internationalen Standort für biomedizinische Forschung auszubauen, und eine große Anerkennung für uns“, sagt Prof Dr. Georg Krausch, Präsident der JGU. „Denn die Alexander von Humboldt-Stiftung schaut sich bei der Vergabe der Humboldt-Professuren nicht nur die Personen selbst an, sondern auch deren Umfeld an den Universitäten und die dortigen Perspektiven.“ Begünstigt durch einen Generationenwechsel wird die Biologie der JGU derzeit neu ausgerichtet: 18 von 23 Professuren des Fachbereichs standen kürzlich zur Wiederbesetzung an. Für eine davon konnte mithilfe der Humboldt-Professur Peter Baumann gewonnen werden. Außerdem wurde die Organisationsstruktur des Fachbereichs von acht auf drei Institute verschlankt. Flankiert wird diese Profilbildung durch die Errichtung zweier moderner Forschungsgebäude: Im Juni 2018 wird mit dem BioZentrum I der erste Bauabschnitt eingeweiht, gleichzeitig erfolgt der Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt, das BioZentrum II. „Damit schaffen wir adäquate Arbeitsmöglichkeiten für die neu berufenen Professorinnen und Professoren, die auf exzellent ausgestattete, moderne Laborflächen und wissenschaftliche Geräte angewiesen sind“, sagt Krausch. „Beide Neubauten liegen in unmittelbarer räumlicher Nähe zum IMB, zu den anderen naturwissenschaftlichen Instituten und zu den Instituten der biomedizinischen Forschung der Universitätsmedizin Mainz. So entsteht ein lebenswissenschaftliches Quartier auf dem Campus der JGU. Kurze Wege zwischen den verschiedenen Instituten unterstützen die enge Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der verschiedenen Einrichtungen und werden auch zu einer besseren Sichtbarkeit der Lebenswissenschaften in Mainz beitragen.“