Mainz – Die Stimmung in den rheinhessischen Unternehmen bleibt nach wie vor gut. Allerdings regen sich erste Zweifel, dass die wirtschaftliche Lage noch lange auf dem sehr hohen Niveau verharren kann. Das zeigt sich in den Ergebnissen der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) zum Frühjahr 2018.
IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz verweist auf weitgehend stabile Aussagen zur Geschäftslage sowie auf die hohe Investitionsneigung, blickt aber voraus:
„Vor dem Hintergrund eines starken Auftragsbestandes verschärft sich der ohnehin schon akute Fachkräftemangel weiter.“
Dass die stark exportorientierte Industrie erstmals seit Langem ihre Erwartungen so deutlich zurückschraubt, wertet Jertz:
„Die Unternehmen kalkulieren eine Abkühlung der Weltkonjunktur ein im Zuge isolationistischer und protektionistischer Entwicklungen bei wichtigen Handelspartnern wie den USA, Großbritannien oder der Türkei.“
Geschäftslage und -erwartungen weiterhin auf hohem Niveau
Ihre aktuelle Geschäftslage bezeichnen 43 Prozent (Winter 2017/2018: 48 Prozent) der rheinhessischen Firmen als gut, 50 Prozent (Winter: 43 Prozent) sprechen von einer befriedigenden und 7 Prozent (Winter: 9 Prozent) von einer schlechten Geschäftslage. Diesem Trend entsprechen in etwa die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate: 24 Prozent (Winter: 28 Prozent) sehen bessere Geschäfte voraus, 63 Prozent (Winter: 64 Prozent) gleich bleibende Geschäfte und 13 Prozent (Winter: 8 Prozent) erwarten schlechtere Geschäfte.
Investitionen besonders bei Produktinnovationen geplant
Getragen von den insgesamt sehr guten Konjunkturdaten stocken die rheinhessischen Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ihre Investitionen auf: 31 Prozent (Winter: 34 Prozent) planen steigende und 56 Prozent (Winter: 52 Prozent) gleich bleibende Investitionen. Dabei schießt fast die Hälfte (47 Prozent, Winter: 33 Prozent) neues Geld in Produktinnovationen.
Fachkräftemangel verschärft sich weiter
Für den Arbeitsmarkt deuten die Rückmeldungen der Unternehmen immer noch in Richtung Vollbeschäftigung: In den kommenden zwölf Monaten möchten 24 Prozent (Winter: 28 Prozent) ihre Beschäftigtenzahl steigern, 66 Prozent (Winter: 58 Prozent) belassen sie unverändert. Die guten Nachfragezahlen zeugen jedoch von einem für die Betriebe wachsenden Mangel an geeigneten Fachkräften – den sehen bereits 61 Prozent (Winter: 50 Prozent) der Befragten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Firma. Betroffen ist vor allem die Industrie, in der 67 Prozent (Winter: 70 Prozent) einen besonders hohen Fachkräftemangel registrieren.
Industrie ist optimistisch, aber Exporterwartungen gehen zurück
Ein Blick auf die Geschäftserwartungen zeigt, dass sich vor allem Rheinhessens Leitbranche, die Industrie, weiterhin sehr gut entwickelt. Ihre aktuelle Geschäftslage wird von einer deutlichen Mehrheit (55 Prozent; Winter: 60 Prozent) als gut und von 40 Prozent (Winter: 38 Prozent) als befriedend bezeichnet. Auch die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate sind positiv: 27 Prozent (Winter: 32 Prozent) erwarten noch bessere Geschäfte und 63 Prozent (Winter: 68 Prozent) gleichbleibende Geschäfte.
Bei den Industrieunternehmen haben in den vergangenen drei Monaten 36 Prozent (Winter: 41 Prozent) mehr Aufträge aus dem Inland erhalten. Bei 50 Prozent (Winter: 39 Prozent) ist der Eingang vom Binnenmarkt unverändert. In Bezug auf den Export melden zwar noch 24 Prozent (Winter: 30 Prozent) gestiegene Aufträge, 62 Prozent (Winter: 50 Prozent) gleichbleibende Auftragszahlen. Aber bei der Beurteilung der Exporterwartungen für die kommenden zwölf Monate gehen die Werte deutlich zurück: Nur noch 23 Prozent (Winter: 34 Prozent) erwarten höhere Ausfuhren, 63 Prozent (Winter: 59 Prozent) gleich bleibende Exporte.
Handel plant deutliche Steigerung der Investitionen
Der Handel schätzt die aktuelle Lage nach wie vor positiv ein: 33 Prozent der Unternehmen (Winter: 44 Prozent) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 50 Prozent (Winter: 32 Prozent) als befriedigend und 17 Prozent (Winter: 24 Prozent) als schlecht. 19 Prozent (Winter: 23 Prozent) gehen von besseren Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate aus, 61 Prozent (Winter: 63 Prozent) rechnen mit gleich bleibenden Geschäften. Spürbar zieht die Neigung zu Investitionen in den kommenden zwölf Monaten an: 29 Prozent (Winter: 24 Prozent) planen mit steigenden, 59 Prozent (Winter: 50 Prozent) mit gleich bleibenden Investitionen und nur noch 12 Prozent (Winter: 26 Prozent) wollen ihre Investitionen zurückfahren.
Dienstleister mit guten Ergebnissen zur Geschäftslage
Von den rheinhessischen Unternehmen der Sparte Dienstleistung bezeichnen 40 Prozent (Winter: 43 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 56 Prozent (Winter: 51 Prozent) als befriedigend und 4 Prozent (Winter: 6 Prozent) als schlecht. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate schätzen 25 Prozent (Winter: 28 Prozent) besser ein, 64 Prozent (Winter: 62 Prozent) gleich bleibend und 11 Prozent (Winter: 10 Prozent) schlechter.