Bonn – Das Porto für den Standardbrief in Deutschland ist im europäischen Vergleich weiter günstig. Das belegt der diesjährige Briefpreisvergleich der Deutschen Post. Bezieht man makroökonomische Faktoren wie Arbeitskosten und Kaufkraft mit in den Vergleich der 28 EU-Mitgliedstaaten sowie der EFTA-Staaten Island, Norwegen und Schweiz ein, so liegt Deutschland mit seinem Briefpreis im europäischen Porto-Ranking lediglich auf Rang 26. Günstigere Briefpreise finden sich demnach lediglich in fünf, deutlich kleineren Staaten: der Schweiz, Zypern, Österreich, Slowenien und Malta. In allen anderen 25 Ländern in Europa ist das Briefeschreiben teurer.
Betrachtet man nur die nominalen Briefpreise, so liegt das deutsche Porto mit 0,70 Euro immer noch auf einem vergleichsweise guten Platz 17 im Mittelfeld. 13 Länder haben seit dem letzten Jahr die Briefpreise angehoben, so dass der durchschnittliche europäische Briefpreis erstmals die 1-Euro-Marke überschritten hat. Mit 1,02 Euro ist der europäische Durchschnittspreis für einen inländischen Standardbrief 14 Cent teurer als im Vorjahr. Nominal am teuersten ist der Inlandsbrief in Island mit umgerechnet 4,94 Euro, am günstigsten ist er nach wie vor auf Malta (0,26 Euro).
Durchschnittlich ist der nominale Briefpreis in Europa in den letzten fünf Jahren um stolze 56,8 Prozent angehoben worden – am stärksten in Island (+396%), Italien (+300%) und Dänemark (+238%). Der Briefpreis der Deutschen Post ist hingegen nur um 21 Prozent gestiegen, rund 36 Prozent unter dem Mittelwert. Deutschland belegt damit in diesem Ranking Platz 18.
Die Briefpreisstudie der Deutschen Post untersucht am Beispiel eines Industriearbeiters auch, wie lange in den einzelnen Ländern gearbeitet werden muss, um das Porto für einen Standardbrief bezahlen zu können. Denn die Arbeitszeit, die aufgewendet werden muss, um das Äquivalent des jeweiligen Briefpreises zu verdienen, ist ein wichtiger Gradmesser bei der Frage, wie erschwinglich das Porto ist – und die Erschwinglichkeit des postalischen Universaldienstes ist ein wesentliches Kriterium der EU-Postdiensterichtlinie. Demnach ist Deutschland nach der Schweiz und Malta immer noch das Land mit den erschwinglichsten Briefpreisen. Am längsten muss ein Arbeiter in Island arbeiten, um sich das Geld für einen Standardbrief zu verdienen.
Inflationsbereinigt hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Briefversand in den untersuchten Ländern seit 2008 um sage und schreibe 55,32 Prozent verteuert. Im Vergleich dazu ist der deutsche Briefpreis im gleichen Zeitraum nur um 13,4 Prozent gestiegen. Damit liegt das Preisniveau für den Standardbrief in Deutschland im hinteren – günstigeren – Teil des europäischen Rankings, nämlich auf Platz 22.