Frankfurt am Main – Knapp ein Drittel der Fläche Deutschlands ist von Wald bedeckt. Als Ort der Freizeitgestaltung wächst seine Bedeutung kontinuierlich – damit steigt auch das Risiko, sich bei Aktivitäten wie dem Wandern, Radfahren oder Klettern zu verletzen. Rettungseinsätze in Wald und Naturflächen bedeuten noch immer für Betroffene und Rettungskräfte deutlich erschwerte Bedingungen; mögliche Verzögerungen und Einschränkungen können im Einsatzfall lebensbedrohlich sein.
Das Forschungsprojekt „Sicherheit und Rettung in Natur und Erholungsräumen mit Hilfe navigationsgesteuerter Prozessketten“ (SIRENE) hat zum Ziel, eine telematisch gestützte und prozessgesteuerte Rettungsketten-Suite, mehrere miteinander verbundene Softwareprodukte, zu entwickeln, bereit zu stellen und zu verbreiten. Sie soll es Rettungskräften und anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ermöglichen, den Einsatzort ohne Verzug zu erreichen. Das Projekt wird von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF), der NavLog GmbH, beide Groß-Umstadt, und der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG), Wiesbaden, durchgeführt. Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 573/17-55) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben mit einer Summe von 336.685 Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert.
„Für die Einleitung und Steuerung konkreter Maßnahmen zur Rettung verunfallter Personen oder die Steuerung und Überwachung des gesamten Prozesses einer Rettung, gibt es bislang keine umfassende nachhaltige Lösung. Diese Lücke im System zu schließen ist dringend erforderlich. Mit SIRENE soll der gesamte Workflow von der Meldung eines Vorfalles über die Koordinierung der Einsatzkräfte und -mittel bis zum Rettungseinsatz, der Erstversorgung sowie dem Monitoring und der Dokumentation abgebildet werden“, erklärt Prof. Dr. René Thiele, Professor für Geoinformatik an der Frankfurt UAS. Grundlage von SIRENE ist die Nutzung interaktiver und mobiler Geoinformationssysteme (GIS) sowie die umfangreiche Verwendung verfügbarer Geobasisdaten, verknüpft mit Fachdaten und Echtzeitinformationen im Bereich des Rettungs-Managements.
Durch das Forschungsprojekt werden drei Anwendungen entwickelt und bereitgestellt. Eine kostenfreie „Rettungs-App“ übernimmt erstens die Lokalisierung verunglückter Personen per GPS und stellt ein Formular zur Unfallmeldung bereit. Zudem kann sie Mobiltelefone über Einwahlknoten im GSM-Netz (Global System for Mobile Communications) lokalisieren und deren Standorte per SMS übertragen. Sie wird kostenfrei für Bürger/-innen zum Download bereitgestellt. Eine Rettungs-Suite ist zweitens die zentrale Steuerungskomponente, die als Web- und Desktopvariante in den Einsatzleitstellen aktiv ist. Sie übernimmt die Koordination von der Unfallmeldung bis zum Rettungseinsatz. Als drittes steuert ein „Rettungslotse“ den konkreten Noteinsatz. Er wird als mobile App entwickelt und umfasst im Kern die Routenführung des Rettungswagens zum Einsatzort. Der Rettungslotse ist über Web-Dienste an die Rettungs-Suite gekoppelt und wird über diese kontinuierlich mit Lageinformationen versorgt. SIRENE ergänzt durch diese Komponenten die bereits bestehende „Rettungskette Forst“ der Kooperationspartnerin NavLog GmbH, deren Datenbank von Rettungspunkten in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Saarland und Schleswig-Holstein für das Forschungsprojekt bereitgestellt wird. Somit können alle notwendigen Hilfeleistungen, um verletzte Personen im Wald zu bergen oder zu versorgen, bereitgestellt werden.