Ettlingen: 65 Jahre Städtepartnerschaft Epernay / Ettlingen – „Herzen schlagen in gleichem Rhythmus“

Am vergangenen Wochenende konnte Ettlingen mit seiner französischen Partnerstadt Epernay das 65-jährige Jubiläum feiern. Eine überdimensionale Champagner-Kapsel wird an das Jubiläum erinnern. (Foto: Stadtverwaltung Ettlingen)
Am vergangenen Wochenende konnte Ettlingen mit seiner französischen Partnerstadt Epernay das 65-jährige Jubiläum feiern. Eine überdimensionale Champagner-Kapsel wird an das Jubiläum erinnern. (Foto: Stadtverwaltung Ettlingen)

Ettlingen – Nicht nur die Sonne strahlte über der Champagner-Metropole Epernay. Denn am vergangenen Wochenende feierten die Einwohner von Epernay gemeinsam mit einer Ettlinger Delegation das 65-jährige der Freundschaft zwischen den beiden Städten. „Das ist wie nach Hause kommen“, so der Kommentar einer Ettlingerin, die nicht das erste Mal in der Stadt an der Marne war. „Die Stadt ist mir ans Herz gewachsen“, merkte ihr Nebensitzer an und genau diese Emotion und Leidenschaft spürte man während den dreitätigen Feierlichkeiten. Nahezu 80 Personen umfasste die Ettlinger Delegation, die der Einladung des Epernayer Bürgermeisters Franck Leroy gefolgt war. Neben der Ettlinger Verwaltungsspitze und Oberbürgermeister a.D. Josef Offele, waren Mitglieder des Gemeinderates, der Schulen, der Naturfreunde, der Feuerwehr sowie „les joggeurs“ des Ettlinger Lauftreffs mit von der Partie.

Längst ist es eine Tradition, dass der Ettlinger Lauftreff zu Städtepartnerschaftsjubiläen einen Non-Stopp Stafettenlauf organisiert und damit auch das Erfolgsrezept einer solch langen Freundschaft nahezu symbolisch thematisiert: Ausdauer, Freude, Leidenschaft und Bereitschaft für Neues. So wurden die Läuferinnen und Läufer auch bei strahlendem Sonnenschein von Gästen und Einheimischen gleichermaßen auf dem Place Hugues Plomb in Epernay empfangen und gaben damit das Startsignal für das Festwochenende. Auf besonderes Interesse der Epernayer stieß die Ausstellung des Ettlinger Künstlers Werner Bentz mit dem Titel „Begegnung zwischen Fotografie und Malerei, Ettlingen gesehen von Werner Bentz“. Viele Erinnerungen an schöne Erlebnisse in der deutschen Partnerstadt wurden anhand der künstlerisch bearbeiteten Ettlinger Motive wach und führten zu angeregten Gesprächen unter den Gästen.

Jean-Manuel Jaquinot hatten den Gästen seinen – von einer Jury als schönsten und ursprünglichsten beurteilten, da ausschließlich aus behauenen Kreidegewölben bestehenden – Champagnerkeller geöffnet. 106 Stufen ging es in den Epernayer Untergrund. Dort erfuhren die Gäste nicht nur, dass es in der Champagnermetropole 100 km Champagnerkeller gibt, sondern erhielten auch in einem charmant auf Deutsch gehaltenem Vortrag des Patrons Insiderwissen über den komplizierten Produktionsprozess des köstlichen Getränks. Die Epernayer Winzerfamilie Janisson-Barandon, seit Jahrzehnten in der Städtepartnerschaft aktiv, hatten ebenfalls ihren Keller für eine interessante Besichtigung geöffnet, bevor man mit dem „train touristique“ die schönsten Seiten der Partnerstadt (wieder) entdecken konnte.

Oberbürgermeister Johannes Arnold erinnerte in seiner Ansprache im Garten des prunkvollen Epernayer Rathauses an die Weitsicht der Vorfahren, „nur wenige Jahre nach dem Ende des Krieges dieses Band der Freundschaft zu knüpfen. “Welch starker und tief wurzelnder Wille“ so das Ettlinger Stadtoberhaupt weiter, „Grausamkeiten und Verletzungen der Vergangenheit überwinden zu wollen und dem ehemals politischen Gegner die Hand zu Versöhnung zu reichen!“ Er ließ nicht unerwähnt, dass gesellschaftliche Veränderungen und erschütternde Ereignisse in der Welt auch an der Städtepartnerschaft nicht spurlos vorübergegangen seien und so mancher Akzent verschoben worden sei. Doch: “Unsere Herzen schlagen im gleichen Rhythmus“ und man könne stolz sein, viele gemeinsame Projekte verwirklicht zu haben. Hier nannte Arnold die erfolgreiche Kooperation zwischen Schulen beider Städte unter dem Dach des Tandem Projektes, das mit großem Engagement der Ettlinger Stadtwerke seit einigen Jahren junge Menschen zusammenführt, die sich über Nachhaltigkeit insbesondere bei der Energieversorgung Gedanken machen. Die sportliche Beteiligung Epernayer Läufer beim Ettlinger Halbmarathon im August fand ebenfalls Erwähnung wie der enge Kontakt der Naturfreunde und der Ettlinger Feuerwehr zu den französischen Partnern und die mittlerweile dritte Ausgabe des Champagnerfestes im Ettlinger Schloss. Der herzliche Kontakt der Verwaltungen sowie die persönliche Freundschaft der beiden Stadtoberhäupter trügen darüber hinaus zur Zukunftssicherung dieser zweitältesten deutsch-französischen Partnerschaft bei. Einig waren sich Johannes Arnold und sein Amtskollege Franck Leroy über die Bedeutung der Beteiligung der Jugendlichen an der Städtepartnerschaft. „Je mehr man nationalistische Tendenzen innerhalb Europas und der ganzen Welt erkennt, umso wichtiger ist es, positive Beispiele der Kooperation und Solidarität entgegenzusetzen“ unterstrich Ob Arnold seine Überzeugung, dass mit vereinten Kräften künftig der Schüleraustausch zwischen beiden Städten wieder zur tragenden Säule der Städtepartnerschaft wird.

Das Epernayer Rathaus, ehemals im Besitz der Familie Auban-Moet, bot eine bezaubernde Kulisse für den geselligen Ausklang der Feierlichkeiten in freundschaftliche Atmosphäre und bei angeregten Gesprächen.