Mainz: Vergabe des Gutenberg-Preises 2018

Festakt

Mainz – Der Gutenberg-Preis geht im Jahre 2018 an Alberto Manguel. Die Preisverleihung erfolgte am Samstag, 23. Juni 2018, 12.30 Uhr im Ratssaal des Mainzer Rathauses im Zuge eines feierlichen Festaktes der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft und der Landeshauptstadt Mainz.

Kulturdezernentin Marianne Grosse skizzierte in ihrer Begrüßung zu Beginn des Festaktes, dass Ende der 1990er Jahre, nach dem historischen Fall der Mauer, kulturelle, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen ihren Lauf genommen hätten, die kurz zuvor kaum denkbar gewesen seien: Das Internet habe Einzug gehalten in Privathaushalten, Mobilfunk wurde massentauglich, Laptops und E-Books revolutionierten den Alltag. Kultur und Wirtschaft florierten, Begrifflichkeiten wie Dot.com-Unternehmen, Euro-Einführung oder „Shareholder-Value“ versprachen höheren Wohlstand – und der Bau der Raumstation ISS habe den Weltraum „gefühlt“ einen Schritt näher gebracht. Grosse:

„Die Welt war wieder ein Stück kleiner geworden, die Möglichkeiten schienen unbegrenzt.“

In dieser von kühnen Träumen geprägten Zeit erschien 1996 zuerst in englischer, 1998 dann in deutscher Sprache ein Buch mit dem Titel „Eine Geschichte des Lesens“. Ein Buch mithin, das so völlig im Gegensatz zum herrschenden Zeitgeist gestanden habe. Grosse:

„Aber beim internationalen Publikum traf das Buch offensichtlich einen ganz besonderen Nerv, denn es wurde in Millionenhöhe aufgelegt und in alle Weltsprachen übersetzt. Das Echo auf die Publikation war enorm und dieser Weltbestseller sollte nur ein Teil eines beeindruckenden Oeuvres sein, dessen Autor wir heute hier begrüßen dürfen – den Gutenberg-Preisträger des Jahres 2018: Alberto Manguel.“

Oberbürgermeister Michael Ebling zeigte sich als Präsident der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V hocherfreut, einen solch namhaften Autoren als diesjährigen Preisträger begrüßen zu dürfen, um ihm als Vorsitzender des Kuratoriums zur Vergabe des Gutenberg-Preises die Auszeichnung persönlich zu überreichen.

Die Auszeichnung für Alberto Manguel gehe an einen renommierten Literaten, der sein ganzes Leben dem Buch und seiner Wirkung gewidmet habe. Als regelrechter „Weltbürger“ wirke er unter anderem in Buenos Aires, Paris, Mailand, London und Toronto, wo er als Lektor, Dozent und Übersetzer tätig gewesen sei. Aktuell fungiere er als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek.
Ebling: „Alberto Manguel befasste sich nicht nur mit der Geschichte des Lesens und der Leser, sondern vermittelte auch seine ganz persönlichen Erfahrungen an Millionen von Lesern etwa in seinem Buch ,Eine Geschichte des Lesens‘. Diese ,Liebeserklärung an das Lesen‘, wie sie oft genannt wurde, erschien vor genau 20 Jahren auf Deutsch und wurde ein internationaler Bestseller.“

Wie sehr ihm das Buch als solches am Herzen liege, belege Manguels mehr als umfangreiche eigene Bibliothek, die mittlerweile stolze 35.000 Bücher umfasse. Ihr, so Ebling, habe er auch sein Werk „Die Bibliothek bei Nacht“ (2005) gewidmet. Auch in seinem aktuellen Buch „Die verborgene Bibliothek. Eine Elegie und zehn Abschweifungen“ (2018) demonstriere er, wie man lesend die Welt erfahren könne.

„Bücher können Sinn stiften. Diese Botschaft vermittelt uns der Leser Alberto Manguel. Nun erhält er für sein umfangreiches Engagement für die Buchkultur mit dem Gutenberg-Preis den ,Nobelpreis der Nobelpreise‘, wie er ihn selbst kürzlich in einem Interview betitelte. Dazu gratulieren wir alle von Herzen.“